„Kirche in Existenz bedroht“Kölner Gerichtstermine für Austritte deutlich aufgestockt

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Kirchenaustritt

Immer mehr Kölnerinnen und Kölner wenden der Kirche den Rücken zu. (Symbolbild)

Köln – Tausend Termine bietet das Kölner Amtsgericht jeden Monat für Kirchenaustritte an. Doch das reichte bei weitem nicht, um den seit Monaten sehr hohen Andrang der Austrittswilligen zu bewältigen. Daher hat das Amtsgericht sein Angebot an Online-Terminen nun nochmals aufgestockt, um monatelange Wartezeiten zu vermeiden: Ab März werden rund 500 zusätzliche Termine monatlich zur Verfügung gestellt. Die Zusatztermine für März und April werden nach Angaben des Amtsgerichtes am Freitag, 19. Februar, um 10 Uhr freigeschaltet und können online gebucht werden.

Starke Fliehkräfte

Der Umgang des Erzbistums Köln mit dem Gutachten zum Missbrauchsskandal in Köln hatte seit dem Jahresende die Fliehkräfte weg von den verfassten Kirchen deutlich verstärkt. Nach dem Bekanntwerden von Vertuschungsvorwürfen gegen den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki gab es bereits im Januar eine Welle von Austritten. Hunderte Zusatztermine waren innerhalb weniger Tage ausgebucht.

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Von 2016 bis einschließlich 2019 war die Zahl der Kirchenaustritte im Erzbistum Köln stetig gestiegen auf den Höchststand 10 073. Wegen des Corona-Lockdowns im Frühjahr, als das Gericht für den Publikumsverkehr geschlossen war, gab es in 2020 einen Rückgang der Austritte auf knapp 7000. Werden die neu frei geschalteten Termine ausgeschöpft, wäre damit bereits nach drei Monaten des neuen Jahres 70 Prozent der Austrittszahl des Vorjahres erreicht. Die Termine für ab Mai werden ab dem 1. März freigeschaltet.

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Historiker sieht Existenz der Kirche in Deutschland bedroht

Zuletzt hatte auch die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs das Erzbistum für seinen Prozess der Aufarbeitung scharf kritisiert. Seit vielen Monaten beobachte die Öffentlichkeit einen Vorgang im Erzbistum, der für Betroffene, aber auch für diejenigen in der katholischen Kirche, die eine Aufarbeitung wollten, eine große Belastung und Enttäuschung darstellen müsse, erklärte die Kommission. Der Historiker Martin Kaufhold sieht die katholische Kirche in Deutschland angesichts nicht abreißender Skandale gar in ihrer Existenz bedroht. Wenn es so weitergehe, würde er ihr als Institution in dieser Form noch etwa 20 Jahre geben, sagte der Geschichts-Professor der „Augsburger Allgemeinen“. Das Verhalten des Kölner Kardinals Woelki könne den Niedergang der Kirche beschleunigen. Durch Woelkis Handeln gerate einmal mehr die Glaubwürdigkeit der ganzen katholischen Kirche ins Wanken, und das sei nicht mehr gutzumachen.

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