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„Solution Space“Gründerszene statt Leerstand am Dom

Lesezeit 3 Minuten
Stefanie Weidner vom „Solution Place“ im original erhaltenen Treppenhaus aus den 50er Jahren

Stefanie Weidner vom „Solution Place“ im original erhaltenen Treppenhaus aus den 50er Jahren

Seit Jahren fristet das ehemalige WDR-Karree gegenüber dem Dom ein trauriges Dasein, Leerstand und Hinterhofatmosphäre dominieren das Areal, das zu den exponiertesten in der Kölner Innenstadt zählt. Die Lammerting-Immobiliengruppe will das Gelände in den nächsten Jahren zusammen mit einem niederländischen Partner entwickeln, im Gespräch ist eine Mischung aus einem gehobenen Hotel, Gastronomie, hochwertigem Einzelhandel und Büros (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete).

Doch bis dahin vergeht noch einige Zeit – zunächst zieht jetzt ein junges Kölner Unternehmen in das sogenannte Carlton-Haus südlich des Roncalliplatzes. In dem Gebäude aus den 50er Jahren soll ein Zentrum für die Kölner Gründerszene entstehen. „Solution Space – Innovationshaus am Dom“ nennt sich das Unternehmen, das von der 29 Jahre alten Stefanie Weidner gegründet wurde.

Workshops und Meetings

Auf drei Etagen und einer Fläche von zunächst 1800 Quadratmetern sollen neben individuell gestaltbaren Büros auch Gemeinschaftsräume für Workshops und Meetings entstehen sowie eine Werkstatt inklusive 3-D-Drucker, Nähmaschinen und einer Siebdruckmaschine. Auch einen „Coworking Space“ wird es geben – ein Areal, in dem man tageweise Schreibtische anmieten kann. „Wir wollen Menschen mit innovativen Ideen vernetzen und eine Schnittstelle zwischen der Szene und der Wirtschaft sein“, sagt Stefanie Weidner, die selbst Service-Design an der Köln International School of Design studiert hat und bereits einen „Solution Space“ in Mini-Format im Belgischen Viertel betreibt. Ein Online-Shop für Fahrradmode wird ebenso einziehen wie ein Entwickler, der Unternehmern zu einer Online-Persönlichkeit verhilft. Daneben soll es aber auch Workshops für ganz bodenständige Dinge wie Nähen oder Häkeln geben.

Bemerkenswert ist: Der Anstoß, mit dem innovativen Projekt in das Gebäude in bester Innenstadtlage zu gehen, kam von Lammerting selbst. Der Mietvertrag für das ehemalige WDR-Gebäude läuft zunächst bis Ende 2016. Wie es danach weitergeht steht noch nicht fest. „Wir finden das Projekt sehr spannend und streben eine langfristige Zusammenarbeit an“, so Lammerting-Sprecher Ulrich Becher. „Ob es in die spätere Nutzung des Gesamtareals integriert wird, ist aber noch offen.“ Denn das Konzept für die endgültige Entwicklung des Geländes befindet sich derzeit noch in der Findungsphase, die Verhandlungen mit der Stadt laufen.

Die Immobiliengruppe plant zusammen mit ihrem niederländischen Partner Corio auf dem Areal den ganz großen Wurf: Über ein Gemeinschaftsunternehmen, die „Unter Goldschmied GmbH“, haben sie in den vergangenen Jahren nicht nur das WDR-Karree gekauft, sondern auch nahezu alle Grundstücke des südlich angrenzenden Geländes bis zum Laurenzplatz mit Senatshotel und Music-Store.

Erweiterung geplant

Die Ansiedlung des „Solution Space“ könnte für Lammerting eine Art Testballon werden, in welche Richtung sich das hochattraktive Areal entwickeln lässt. Ist das Konzept erfolgreich, soll das Projekt schon bald auf fünf Etagen und dann 3000 Quadratmeter ausgeweitet werden. Zunächst kommen jetzt aber die Handwerker: Wände müssen abgebrochen, Teppiche herausgerissen und Wände gestrichen werden.

Die original erhaltenen Türen aus den 50er Jahren, die ebenso wie das geschwungene Treppenhaus den besonderen Charme des Gebäudes ausmachen, bleiben erhalten. Ebenso wie die drei schallisolierten Räume, in denen früher Tonstudios untergebracht waren. „Dafür haben wir schon Anfragen von einigen Musikbands und einem Produzenten von Podcasts“, sagt Weidner. Wer will, kann ab sofort einziehen, die offizielle Eröffnung ist aber erst für den Sommer geplant.

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