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Airbnb-VermietungenStadt Köln will Studentenwohnheim untersuchen

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Das private Studentenwohnheim Castell Deutz

Das private Studentenwohnheim Castell Deutz

Köln – Der Fall der offenbar illegal vermieteten Zimmer in zwei privaten Kölner Studentenwohnheimen hat für Aufsehen gesorgt. Die Zimmer sollen über die Internetplattform Airbnb in großem Stil an der Wetzlarer Straße in Humboldt-Gremberg und im Castell Deutz an der Gebrüder-Coblenz-Straße an Touristen vermietet worden sein.

Was ist Airbnb?

Airbnb ist eine Internet-Plattform, die Menschen zusammenbringt, die Zimmer mieten oder vermieten wollen. Touristen oder Geschäftsleute können hier eine Unterkunft für einen kurzen Aufenthalt bei Privatleuten anmieten, oft zu günstigen Preisen. Mieter wiederum, die zum Beispiel in Urlaub fahren, können ihre Wohnung über Airbnb vermieten. Eine Win-win-Situation also, findet Mietervereinschef Franz-Xaver Cornetz. Airbnb-Gastgeber teilen laut Airbnb ihre Unterkünfte in 190 Ländern und über 34.000 Städten.

Ist die Vermietung von Zimmern über Airbnb illegal?

Eine Vermietung von Wohnraum als Ferienwohnung ist grundsätzlich genehmigungspflichtig und ohne Vorliegen einer Genehmigung illegal, teilt die Stadt mit. Ausnahmen sind möglich, falls die Umwandlung von Wohnraum in touristisch genutzte Räume vor Inkrafttreten der Wohnraumschutzsatzung (Juli 2014) erfolgt ist oder der Mieter die Wohnung selbst weiter als Wohnung nutzt und die zweckentfremdete Fläche nicht mehr als 50 Prozent beträgt. Eine gewerbliche Nutzung liegt vor, wenn sich der Wohnsitz des Vermieters oder Eigentümers nicht in der zweckentfremdeten Wohneinheit befindet und die Nutzung durch Touristen erfolgt. Ordnungswidrigkeiten können mit Geldbußen bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Was ist im Fall Castell Deutz passiert?

Im Castell Deutz und an der Wetzlarer Straße, die beide dem Luxemburger Fonds Avia Rent gehören, wurden offenbar Zimmer im großen Stil an Touristen vermieten. Das legen Aussagen von Nachbarn, des Bezirksbürgermeisters sowie des Vorsitzenden der IG Humboldt/Gremberg nahe. Zudem konnte man bei Airbnb viele Angebote für diese Häuser abrufen. Eine Sprecherin von Avia Rent räumt ein, dass Teile des Hauses von einer Firma in Rondorf gemietet und über Airbnb an Touristen weitervermietet worden seien. Dieser Firma sei zum 21. August fristlos gekündigt worden.

Dürfen private Anbieter von  Studenten-Apartments nur an Studenten vermieten?

Nein, die Bezeichnung „studentischen Wohnen“ ist nicht geschützt, erläutert ein Sprecher des Kölner Studierendenwerks. Private Anbieter können daher die Mietwohnungen auch an andere Personen vermieten. Der Wohnungsmarkt für Studenten ist lukrativ, so dass immer mehr Anbieter diese Zielgruppe für sich entdecken. Einige dieser Apartment-Häuser kosten allerdings viel Geld. Während die Durchschnittsmiete beim Kölner Studierendenwerk bei etwa 250 Euro pro Monat beträgt, müssen Studenten bei privaten Anbietern mit Preisen von 500 bis 600 Euro rechnen. Viele Studenten könnten sich diese Preise, die sich am Wohnungsmarkt orientieren, nicht leisten, so der Geschäftsführer der Kölner Studierendenwerks, Jörg Schmitz.

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Welche Folgen hat es, wenn Apartments illegal vermietet werden?

Möglich ist, dass für die Räume keine Gewerbesteuer gezahlt wird und der Stadt auf diese Weise Steuereinnahmen entgehen. Zudem wird Mietwohnungsraum, der eigentlich Kölnern zur Verfügung stehen sollte, dem Markt entzogen. Schätzungen zufolge soll es bis zu 7000 Ferienwohnungen in Köln geben.

Wie reagiert die Stadt?

Die Stadt hat angekündigt,den Fall Avia Rent zu untersuchen. Einzelheiten teilt sie nicht mit, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Die Verwaltung geht aber offenbar davon aus, dass in dem Wohnheim überwiegend Studenten leben. Dem Amt für Wohnungswesen sind seit Einführung der Wohnraumschutzsatzung 2014 insgesamt 1.196 Verstöße wegen des Verdachts der ungenehmigten Zweckentfremdung von Wohnraum bekanntgeworden. In 470 Fällen konnte eine Wiederzuführung zu Wohnzwecken erreicht werden. Derzeit werden 274 Verstoß-Verfahren, 108 Antragsverfahren (Zweckentfremdung von Wohnraum durch Abbruch) sowie 202 Verfahren wegen erheblicher Mängel an Wohnraum bearbeitet.

Wie reagiert die Politik?

Manchen Politikern ist die Zweckentfremdung schon lange ein Dorn im Auge. Der Sozialausschuss wird sich am 6. September mit dem Thema befassen. Unter anderem soll das Wohnungsamt erklären, wie es den Missbrauch von Mietwohnungen eingrenzen will. Das Amt gilt als unterbesetzt. Die Stadt hat bereits angekündigt, das Personal aufzustocken.

Hat dieser Fall etwas mit dem Kölner Studierendenwerk zu tun?

Nein, das Kölner Studierendenwerk ist eine Einrichtung des Landes. Es wird mit öffentlichen Mitteln gefördert und stellt preisgünstigen Wohnraum für 84.000 Studierende von acht Kölner Hochschulen zur Verfügung. Allerdings ist der Andrang so groß, dass das Studierendenwerk ihn nicht bewältigen kann. Das Einrichtung verfügt über mehr als 5.000 Plätze in 91 Wohnheimen, 3.000 von ihnen werden pro Semester wieder frei. Insgesamt erreichen das Werk allerdings mehr als 10.000 Anfragen. Illegale Vermietungen habe es bislang so gut wie keine gegeben, sagt ein Sprecher des Werks.

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