AltstadtleuchtenLaterne darf nicht blau sein

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Das neue Modell „Historische Altstadt-Leuchte“ erstrahlt in blauer Lackierung.

Das neue Modell „Historische Altstadt-Leuchte“ erstrahlt in blauer Lackierung.

Altstadt – Architekt Joachim Schürmann traut seinen Augen nicht, als er vor kurzem durch die Altstadt schlendert und an der von ihm wiederaufgebauten Kirche Groß Sankt Martin vorbeikommt. Arbeiter wechseln gerade die doppelarmigen Straßenlaternen gegen historisch anmutende Leuchten mit LED-Lampen aus. Am meisten entsetzt ihn die Farbe: Die neuen Masten glänzen in einem dunkelblauen Lack. „Das finde ich für eine kulturelle Stadt wie Köln einfach monströs“, sagt Schürmann.

Der Austausch sei zu keinem Zeitpunkt mit ihm abgesprochen worden. Dabei macht Schürmann geltend, dass er die Urheberrechte für das Umfeld von Groß Sankt Martin besitzt. Von 1965 bis 1985 hatte er die Kirche wieder aufgebaut, instand gesetzt und ausgebaut. Außerdem gestaltete er das damals Casa España genannte Bauwerk an der Lintgasse, das derzeit von der Monastischen Gemeinschaft von Jerusalem genutzt wird. Auch das Bürohaus an der Lintgasse 9 und die Wohnbebauung nördlich der Kirche mit den angrenzenden Straßen Brigittengäßchen, Mühlengasse und Mauthgasse hat er entworfen.

Auch die dazugehörige Beleuchtung habe zu seinem Konzept gehört. „Ich bin bestürzt, dass die Stadt bei einer solchen Veränderung den Architekten nicht einbezieht“, kritisiert Schürmann. In den 80er Jahren habe es fünf Treffen gegeben, bei denen ausschließlich über die Form und Farbe der Laternen diskutiert worden sei. Man habe sich an der Farbe von Trachyt und Tuffstein der Kirche orientiert und deshalb Dunkelgrün und Grau als Farben eingesetzt. „Die neuen Laternen sind vom Maßstab her viel zu klein für die Bebauung, und das Blau ist eine entsetzliche Farbe, die in der Altstadt nichts zu suchen hat“, sagt Schürmann.

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Stadt ebenfalls verwirrt

Die blaue Lackierung sorgt auch bei der Stadt für Verwirrung. „Das ist höchst ungewöhnlich. Eigentlich sollen die Laternen anthrazit sein“, sagt Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Stadt habe die Rheinenergie mit dem Austausch beauftragt. Es sei ihr unerklärlich, woher die blaue Farbe komme, sagt Müller. Der rechtliche Anspruch von Architekt Schürmann müsse noch überprüft werden. „Es könnte sein, dass einige Stellen tatsächlich seinem Urheberrecht unterliegen“, räumt Müller ein. Die Politik hatte im September 2012 das Konzept für die Umrüstung der Altstadtbeleuchtung auf energiesparende LED-Lampen beschlossen. Bei dieser Gelegenheit sollte auch die bisherige „Cityleuchte“ durch das Modell „Historische Altstadtleuchte“ ersetzt werden. Mittlerweile wurden auch die vormals anthrazitfarbenen Wandleuchten an den Fassaden gegenüber von Groß Sankt Martin Blau umlackiert.

Die Rhein-Energie weist die Verantwortung für die blaue Lackierung von sich. „Wir setzen lediglich die Vorgaben des Konzepts um“, sagt Sprecher Lutz-Peter Eisenhut. Warum die Laternen blau sind, müsse die Stadt beantworten.

Diözesanbaumeister Martin Struck unterstützt Architekt Joachim Schürmann: „Die neuen Leuchten passen von ihrer Farbe, Form und Proportion nicht in das Umfeld von Groß Sankt Martin.“ Er sei dankbar, wenn die Stadt ein Einsehen haben würde und die Laternen wieder austauscht.

Joachim Schürmann will zunächst auf den Dialog mit der Stadt setzen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. „Ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird, aber sollte es hart auf hart kommen, dann werde ich rechtlich gegen diese blauen Schlumpflampen vorgehen“, sagt der 86-Jährige.

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