Bürger setzen sich durch100 Jahre alter Baum in der Kölner Innenstadt bleibt stehen

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Blick auf Haus A (vorne) und Haus C (hinten) des „Rheinzeit“-Projekts. Der zunächst bedrohte Baum vor Haus C bleibt nun doch.

Köln-Innenstadt – Die erlösende Nachricht für die Nachbarn gab es bereits kurz nach Start des Infoabends von Immobiliendienstleister Corpus Sireo: Die geschätzt 100 Jahre alte Kastanie an der Ecke Clever Straße/Riehler Straße, für deren Erhalt sich die Nachbarschaft engagiert eingesetzt hatte, bleibt – ungeachtet des benachbarten Büro-Entwicklungsprojekts.

„Aufgrund von Nachuntersuchungen der Standsicherheit können wir sagen, dass der Baum erhalten bleibt“, verkündete Mathias Bernard, Leiter der Projektentwicklung Gewerbe, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor den Bildschirmen.

Zuvor hätten sich diesbezüglich Zweifel ergeben, die umso stärker wogen, weil der Baum auch den Fußweg – und damit öffentlichen Raum – tangiere. Die Nachbarn wiesen dieses Argument jedoch zurück; drei Schulfreundinnen hatten auf der Straße Unterschritten für den Erhalt gesammelt und die Mutter eines der Mädchen hatte eine Online-Petition für die Rettung des Baumes gestartet. 1080 Unterstützerinnen und Unterstützer schlossen sich an.

Firma will mehr Bäume pflanzen als fällen 

Die Immobilienfirma hatte anlässlich ihres Büroprojekts „Rheinzeit“ zum Infoabend eingeladen. Geplant ist, dass die drei – zuvor von der Zurich-Versicherung genutzten – Häuser Mevissenstraße 1 und 3, sowie Clever Straße 38 (mit Zweiteingang an der Worringer Straße 4-8) modernisiert und ausgebaut werden.

Per Livestream informierten Mitarbeiter von Corpus Sireo, von deren Konzernmutter Swiss Life sowie weiterer beteiligter Firmen über ihr Projekt, das größtenteils im Bestand entsteht und zu Jahresbeginn mit Entkernungsarbeiten begann.

Nun ist sogar geplant, dem markanten, die Straßenecke prägenden Baum, bessere Bedingungen zu bieten. „Wir wollen der Kastanie etwas Gutes tun und erweitern ihr Baumbeet auf fünf Meter“, versprach Thomas Fenner vom Düsseldorfer Landschaftsarchitektur-Büro Studio Gruengrau, das die Freiflächen- und Grünplanungen leistet. Überhaupt wolle man im Rahmen des Bauprojekts mehr Bäume pflanzen als fällen. Unter anderem kämen Gleditschien und Purpur-Eschen zum Einsatz.

Neben Büros auch Arztpraxen vorgesehen 

Wie Michael Peppel, Leiter des Baumanagements Gewerbe, schilderte, soll das Projekt bis Ende 2022 fertiggestellt sein. Man habe die Baufirmen angehalten, zum Schutz der Nachbarschaft mit den Bauarbeiten nicht vor 7 Uhr loszulegen. „Das Projekt fordert den Nachbarn etwas ab, es wird ihnen aber auch viel bringen“, versprach Maike Kolbeck, Pressesprecherin der Swiss Life, denn „es entsteht ein wiederbelebtes Büroquartier.“

Geschätzte 450 Menschen würden künftig in den Gebäuden arbeiten, etwa so viele wie zu Zurich-Zeiten. Neben reinen Büros seien in den Rheinzeit-Objekten etwa auch Arztpraxen oder Fortbildungsinstitute denkbar, so Bernard. Eine Kita dagegen nicht – dafür fehle es an Außenfläche.

Und noch eine Überraschung: Corpus Sireo selbst wird mit rund 130 Mitarbeitenden bei Rheinzeit einziehen, und rund ein Drittel der Gesamtfläche belegen. „Wir werden also zukünftig Nachbarn sein, und daher liegt uns ganz besonders am Herzen, was mit dem Viertel geschieht“, betonte Kolbeck.

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Die Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villenviertel (IGNNV), deren Mitglieder zahlreich zuschauten, zeigte sich überwiegend zufrieden. „Es ist erfreulich, dass der Infoabend stattfand und viele Fragen beantwortet wurden“, bilanzierte Reinald Korte, zweiter Vorsitzender der IG. „Schade war nur, dass es ein reiner Livestream war, ohne direkte Möglichkeit für Wortmeldungen wie es bei Online-Konferenzen üblich ist. Da ginge in Zukunft noch mehr.“

www.rheinzeit-offices.de

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