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Deutz-Kalker BadHistorisches Kölner Hallenbad wird zum Restaurant

Lesezeit 4 Minuten
Die ehemalige Schwimmhalle im Hotel Stadtpalais in Deutz

Die ehemalige Schwimmhalle im Hotel Stadtpalais in Deutz

Köln-Deutz – Kunst am Bau an der Außenfassade und eine Dauerbaustelle im Inneren – das ist die Situation des früheren Deutz-Kalker Bades, das zum Vier-Sterne Hotel Stadtpalais gehört. Doch nach rund neun Jahren Planung und Umbau soll noch diesen Herbst im Ambiente des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Hallenbades ein Restaurant eröffnen.

Nicht ganz solange haben die beiden Kölner Künstler Thomas Baumgärtel und Harald Klemm für ihre Wandgemälde gebraucht. Gut eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis das Künstler-Duo, dass schon seit Jahren immer wieder mal mit Gemeinschaftsarbeiten auf sich aufmerksam macht, zwei riesigen Außenwände an einem kleinen Innenhof sowie entlang eines begrünten Fluchtweges mit vier Brückenmotiven bemalt hat. Motto: Brücken bauen statt Mauern errichten.

Klemm: „Durchaus auch mit einigen Pausen. Wir hatten ja auch einen geduldigen Auftraggeber.“ Die Silhouette des Köln-Panoramas mit der Deutzer Brücke in ihrer Form aus den 1930er Jahren grenzt da an eine Brücke über die Havel in Berlin, die Williamsbridge in New York und eine Elbbrücke in Hamburg. Farblich ist das in schwarz-weiß gemalt, nicht gesprüht und einmal ganz ohne die Baumgärtel-typische gelbe Banane. „Da kommt auch keine dran. Versprochen,“ sagt der und lacht.

Alles zum Thema Henriette Reker

Zur offiziellen Einweihung der Wandbilder hatten Hoteldirektor Rainer Siewert und die Eigentümer der Immobilie – das Ehepaar Heribert Landskron und Ute Reissdorf, Besitzer der gleichnamigen Kölsch-Brauerei – zahlreiche Gäste geladen. Darunter Oberbürgermeisterin Henriette Reker („Die Brücken passen gut zu Köln“), Kabarettist Jürgen Becker („Es wirkt wie ein unscharfes Foto, etwas überblendet, aber sehr schön“) und Michael Euler-Schmidt, Vizechef des Stadtmuseums. „Als ich den Baumgärtel 1997 bei uns im Museum ausgestellt habe, habe ich noch richtig Prügel gekriegt. Seitdem ist er eine Erfolgsgeschichte.“

Mit dabei auch Dombaumeister Peter Füssenich und Michael Hoffmann, der Präsident des Zentralen Dombauvereins. Schließlich wurde erstmals auch im Inneren des Hotels eine Fiale aus dem Dom präsentiert. Diese Dauerleihgabe der Dombauhütte stammt aus dem Jahr 1850 und zierte einst das Südquerhaus. „Endlich mal ein Stück Dom im Rechtsrheinischen“, sagte Füssenich. Das passe schon gut, meinte Baumgärtel, denn sie seien ja auch Künstler des Rechtsrheinischen – mit Atelier in Dellbrück.

Kunst ist im Stadtpalais überall präsent, denn auch im Eingangsbereich, im Treppenhaus und im Frühstücksraum des Hotel hängen Arbeiten von Klemm und Baumgärtel. Hinter einem Fenster grüßt ein Müll-Mensch von HA Schult und ein Wandgemälde von Ernst Wille aus dem Jahr 1952 ist kürzlich restauriert worden. „Wir machen hier aber keine Kunstausstellung, die Werke gehören fest zum Haus“, so Inhaber Landskron.

Ob derartige „feste“ Kunst auch künftig ins neue Restaurant einziehen kann, ist derzeit fraglich, denn da gibt es kaum freie Wände und die Auflagen des Denkmalschutzes sind hoch. „Deswegen hat sich der Umbau auch so in die Länge gezogen“, erläutert Hotel-Betreiber Siewert. War ursprünglich geplant, das ehemalige Hallenbad im Zustand der Nachkriegszeit wieder herzustellen – 1947 wurde das mit Kriegsschutt gefüllte Becken freigeschaufelt, mit Thermalwasser von der Quelle im Rheinpark gefüllt und wieder für die Öffentlichkeit freigegeben – plädierten die Denkmalschützer dann doch für die Originalversion.

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Und die datiert zurück ins Jahr 1914, als das Bad nach den Plänen von Stadtbaudirektor Verbeek als „Kaiser-Wilhelm-Bad“ (KWB) eröffnet wurde und bis 1918 den damals in der Nachbarschaft ansässigen Deutzer Kürassieren als Militär-Badeanstalt diente.

„Und so wie damals wird es auch künftig wieder aussehen“, kündigt Siewert an, „mit den bis unters Dach grün gefliesten Säulen und dem in Goldbronze lackierten, schmiedeeisernen Geländer an der Galerie im Obergeschoss, hinter dem sich einst die Umkleidekabinen befanden.“ Nur das eigentliche Schwimmbecken ist verschwunden. Es musste der Einfahrt zur Tiefgarage weichen.

Ab Herbst sollen hier unter dem Namen „KWB im Stadtpalais“ auf rund 650 Quadratmetern die Hotelgäste und Restaurantbesucher sitzen. Siewert: „Wir verlegen den Frühstücksraum und die gesamte Hotel-Gastronomie – das Bad soll ja belebt sein. Und abends öffnen wir als öffentliches Restaurant.“ Dabei setzt man auf eine regional geprägte, frische Küche, für die neben dem Küchenchef des Hotels, Norbert Hötzel, mit Alexander Klein ein zweiter Chef eingestellt wurde. Auch für Feiern und Events sind die neuen Räume geeignet – für bis zu 450 Personen.

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