Drogenkonsumraum in Kölner InnenstadtPolitiker wollen nicht mehr länger warten

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Vorbild für Köln ist das Drogenkonsummobil in Berlin.

Vorbild für Köln ist das Drogenkonsummobil in Berlin.

Köln – So viel Einmütigkeit ist selten: Weil sich der seit Jahren geplante Drogenkonsumraum am Neumarkt weiter verzögert, fordern CDU, Grüne, SPD und FDP von der Verwaltung nun, sich um ein Drogenkonsummobil zu kümmern. In einem gemeinsamen Antrag für den Gesundheitsausschuss wollen sie die Stadt beauftragen, zwei geeignete Fahrzeuge anzuschaffen und einen in der Suchthilfe erfahrenen Träger zu suchen. Konkret geht es um ein Fahrzeug, etwa einen umgebauten Sprinter, in dem der eigentliche Konsum stattfinden soll, und ein Beratungsmobil. Als Zwischenlösung sollen sie für schnelle Entlastung sorgen, bis eine Immobilie für einen stationären Raum gefunden ist.

„Wir müssen endlich mit einem Hilfsangebot ans Netz gehen, anstatt weiter perfektionistisch an der Gold-Lösung zu planen“, sagt der Ausschussvorsitzende und Grünen-Politiker Ralf Unna. Auslöser für die Initiative war ein Fachgespräch, zu dem das Gesundheitsamt unter anderem einen Verein aus Berlin eingeladen hatte, der dort bereits seit längerem ein Konsummobil betreibt. „Obwohl die dort geschilderten Erfahrungen durchweg positiv waren, hat die Stadt ihre Bedenken aufrechterhalten. Das fanden wir alle irritierend“, begründet Ursula Gärtner von der CDU den gemeinsamen Antrag, der den Druck auf die Verwaltung erhöhen soll. „Auf die optimale Lösung warten wir schon viel zu lange“, kritisiert auch Michael Paetzold von der SPD.

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Sozialdezernent Harald Rau hat sich dagegen mehrfach gegen ein Mobil ausgesprochen. Ein solches Fahrzeug könne wegen des beengten Raums nur wenige Konsumgänge pro Stunde ermöglichen. Außerdem würde ein Mobil die Abhängigen nicht von der Straße holen, wie es ein Raum mit Café, Sanitäranlagen und Beratung könnte. „Ich habe die Sorge, dass ein Mobil keine Entlastung für die Anwohner bringen wird und sich deren Ablehnung gegen ein stationäres Hilfsangebot dadurch eher noch verstärkt“, so Rau. Gleichwohl werde er jetzt entsprechende Schritte einleiten. Man müsse prüfen, wie schnell und zu welchen Kosten ein Bus umgebaut werden kann, der auch für den inhalativen Konsum ausgerüstet sein soll. Offen sei auch noch die Frage der sanitären Bedingungen. „In Berlin stellen die umliegenden Läden Toiletten zur Verfügung. Das müssen wir auch hier prüfen.“

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Die angemieteten Räume in der Thieboldsgasse stehen nicht mehr zur Verfügung. 

Zum Stand der Verhandlungen für einen stationären Drogenkonsumraum wollte sich der Gesundheits- und Sozialdezernent mit Blick auf die bisherigen Erfahrungen nicht äußern: Sein Plan, den Konsumraum in einer Immobilie an der Thieboldsgasse einzurichten, war in letzter Minute gescheitert, weil der Vermieter einen Rückzieher gemacht hatte – wohl nicht zuletzt wegen des vehementen Widerstands einer Bürgerinitiative aus Anwohnern und Geschäftsleuten. Solche „verhindernden Aktivitäten“ will Rau künftig nicht mehr zulassen. Er werde erst dann an die Öffentlichkeit gehen, wenn die Mietverträge abgeschlossen sind.

Selbst wenn ein Drogenkonsumraum am Neumarkt irgendwann kommen sollte, wären die Investitionen für das Mobil nicht verloren. Auch in Mülheim, Kalk oder Höhenberg gebe es dringenden Bedarf für ein Hilfsangebot, so die Gesundheitspolitiker. Wird das Mobil am Neumarkt nicht mehr gebraucht, könnten andere Stadtteile angefahren und der jeweils bestmögliche Standort getestet werden – als Vorbereitung für stationäre Angebote dort.

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