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Für SchulausbauStadt Köln will Bäume fällen lassen – Anwohner gründen Initiative

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Baum

Die Stadt Köln will neun Bäume auf dem Areal Palmstraße/Alte Wallgasse fällen lassen. 

Innenstadt – Schon Ende Februar könnten die Männer mit den Motorsägen im Auftrag der Stadt kommen und mehrere Bäume auf dem Areal Alte Wallgasse/Palmstraße fällen. Es sind Bäume, die zum Teil Jahrzehnte alt sind und die zahlreiche Anwohner lieb gewonnen haben. „Es ist einfach traurig, wenn die Bäume verschwinden würden, besonders in Zeiten des Klimanotstands“, sagte Frank Reintgen, Sprecher der neu gegründeten Bürgerinitiative Palalwa, deren Name aus den Straßennamen Palmstraße und Alte Wallgasse zusammengesetzt ist.

Bäume sollen Königin-Luise-Schule weichen

Beide Straßen sind Schauplatz, des Ungemachs, das sich aus Sicht der Bürger ankündigt. Hintergrund des Streits um die Bäume ist, dass die Stadt die Königin-Luise-Schule ausbauen lassen will. Bis zum Schuljahr 2023/2024 soll die Schule mehr als 200 zusätzliche Kinder aufnehmen, je eine zusätzliche Klasse soll pro Schuljahr entstehen.

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Weil am Standort der Schule – Alte Wallgasse 10 – kein Platz mehr ist, sollen auf dem benachbarten Grundstück – an der Palmstraße 1 – neue Klassenräumen entstehen. Das Areal sei als Schulgrundstück planungsrechtlich festgelegt, das erforderliche Baurecht liege vor, sagt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Müllenberg betonte, dass neun Bäume für den Neubau weichen müssten, diese aber „standortnah“ wieder ersetzt würden.

Schüler werden in Containerbau unterricht

Derzeit steht auf dem Gelände Palmstraße 1 neben den Bäumen ein Containerbau aus den 1970er Jahren. Dieser müsste zunächst abgebrochen werden, die dort unterrichteten Schüler in einem Interimsbau auf dem Schulhof des Grundstücks der Königin-Luise-Schule (Alte Wallgasse) untergebracht werden. Dieser Interimsbau sei fast fertig gestellt, teilte die Stadt mit. Anschließend soll mit den Abbrucharbeiten für den Container an der Palmstraße begonnen werden. Baubeginn des Erweiterungsbaus soll im Sommer 2020 sein, dieser soll im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Die Stadt betont, dass Projekt sei umweltfreundlich, da es im Passivhausstandard errichtet werde.

Die Bürger betonten, sie seien nicht prinzipiell gegen den Erweiterungsbau. „Wir sind aber in großer Sorge, dass bei einer Umsetzung der bisherigen Planungen die Wohn- und Lebensqualität des Quartiers nachhaltig gesenkt würde“, sagte Initiativen-Mitglied Heike Sperling. Die Nachbarn wünschen sich nun, dass die Stadt die Pläne überprüft – und macht Vorschläge, wie man die Königin-Luise-Schule ausbauen könnte, ohne die Bäume zu roden.

Bürgerinitiative Palalwa schlägt Alternative vor

So könnte etwa die bestehende Turnhalle überbaut werden, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Auch für andere Teile der Schule könnte sich die Initiative weitere neue Stockwerke vorstellen, die in Leichtbauweise errichtet werden könnten, um statische Probleme zu vermeiden. Zudem könnte das Grundstück an der Palmstraße unterkellert werden und als Parkhaus oder Fahrradgarage genutzt werden. Der Bereich um die Schule soll zudem von Verkehr befreit werden.

Kritisch stimmt die Bürger, dass auch ein benachbarter Spielplatz für den Erweiterungsbau teilweise überbaut werden solle. Reintgen vermutet, dass der Rest des Spielareals nur noch über eine Art Toreinfahrt betreten und von außen kaum wahrgenommen werden könnte. Zudem habe die Stadt die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie missachtet, die im Rahmen des Bauplanungsprozesses durchgeführt wurde und von einem geringerem Platzbedarf ausgeht.

Bezirksvertretung Innenstadt schaltet sich ein

Die Stadt betont dagegen, dass der Spielplatz „nach Abschluss der Arbeiten am alten Standort und in gleicher Größe hochwertig neu erstellt“ werde. Machbarkeitsstudien beschrieben in einem „sehr frühen Stadium des Planungsprozesses noch vor dem Planungsbeschluss und erst recht vor dem Baubeschluss lediglich, was machbar wäre, und sind nicht rechtlich bindend“. Die aktuelle Planung berücksichtige alle verwaltungsinternen sowie bau- und planungsrechtlichen Vorgaben.

Indessen hat sich auch die Bezirksvertretung Innenstadt mit den Plänen beschäftigt. Das Gremium beauftragte die Stadt, alle Baum-Ersatzpflanzungen in unmittelbarer Nähe des Schulgeländes vorzunehmen, den Erhalt der Eiche zu prüfen sowie das neue Gebäude möglichst mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Zudem beauftragt die Bezirksvertretung die Verwaltung mit der Sperrung der Alten Wallgasse zwischen Ehrenstraße und Palmstraße für den Autoverkehr sowie mit der Entsiegelung der Alten Wallgasse zwischen Gerhard-Winkler-Hof und Palmstraße.

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