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Historischer ParkZeitreise durch die Deutzer Geschichte

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Erinnerung an die Preußenzeit: die Eisenbahndrehscheibe des Bahnhofs „Schiffsbrücke“ der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft. 

Deutz – „Wir haben hier 1700 Jahre Deutzer Geschichte. Die Historie des rechtsrheinischen Kölns auf engstem Raum. Teilweise sogar zum Anfassen. Das reicht von den Römern übers Mittelalter bis zu den Preußen und in die Neuzeit“, sagt Thomas-Georg Tremblau, der Vorsitzende des Fördervereins Historischer Park Deutz (FHPD). Mit Vereinsmitgliedern, sowie Vertretern verschiedener Ortsvereine und Parteien führte Tremblau Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes zu den archäologischen Denkmäler. Scho-Antwerpes wollte sich ausdrücklich in ihrer Funktion als Mitglied des Kulturausschusses an Ort und Stelle über das Projekt „Historischer Park Deutz“ und den Stand der Sanierung des Osttores des früheren römischen Kastells, sowie über die Arbeit des Fördervereins informieren.

Seit knapp acht Jahren – zunächst noch als Bürgerinitiative – beschäftige sich der Förderverein, so Tremblau, „mit der spannenden Geschichte und der reichen Archäologie von Deutz, dem rechtsrheinischen Teil der Kölner Innenstadt“.

Gerade der Bereich des Historischen Parks zwischen Mindener Straße und Rhein-Boulevard habe mit seinem eingetragenen Bodendenkmal „Kastell Divitia“ und den Funden der ersten Deutzer Pfarrkirche Alt St. Urban bis hin zum mittelalterlichen Kloster St. Heribert, dem Wehrturm der Grafen von Berg aus dem 13. Jahrhundert und den preußischen Eisenbahnanlagen wesentlich mehr Archäologie zu bieten, als hinlänglich bekannt sei. Es könne wegen seiner musealen und historischen Bedeutung durchaus der Archäologischen Zone in der City gleichgestellt werden. Tremblau: „Das sollte ein offizielles Highlight im Rechtsrheinischen werden.“

Dem Förderverein geht es darum, was derzeit noch in Kellern oder unter der Erde schlummert, für die Bevölkerung sichtbar zu machen. Tremblau erklärt: „Das römische Niveau lag drei Meter tiefer als das heutige“. So war der Spaziergang mit der Bürgermeisterin auch eine Zeitreise zu den Zeugnissen verschiedenster Epochen. In der Klosterkirche, die heute von der griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzt wird, besuchte man die erste Grabstätte des früheren Kölner Erzbischofs Heribert aus dem Jahr 1022. Das Kloster war in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts weitgehend auf den Fundamenten des römischen Kastells errichtet worden. Als Originalbau aus dem Mittelalter ist noch die Krypta der Kirche erhalten.

Neben den Überresten des Osttores des Kastells begutachtete die Bürgermeisterin noch die durch unterschiedliche Pflasterungen auf dem Boden erkennbare Via Prätoria zum Rhein hin, sowie den Grundriss des mittelalterlichen Wehrturms. Dazu einige Überreste aus der Preußenzeit, wie beispielsweise die Eisenbahndrehscheibe des damaligen Deutzer Bahnhofs „Schiffsbrücke“ der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft, die auf den Grundmauern von Alt St. Urban errichtet wurde, sowie zwei Bögen der alten Bahndammmauer. Dort waren Reste des nordwestlichen Eckturms des Kastells, der später von den Preußen unter der Bezeichnung „Schinkenkessel“ als Kern für einen Turm der Stadtbefestigung von Deutz genutzt wurde. Dieser wurde als eine Art Balkon in die neu gestaltete Ufertreppe eingebaut.

Die Bürgermeisterin sagte zudem einen Zuschuss von 27 000 Euro zur weiteren Sanierung des Parks zu.

Am kommenden Wochenende (8. und 9. September) beteiligt sich der Förderverein wieder am „Tag des offenen Denkmals“. Neben Führungen gibt es einen kleinen Antik-, Trödel- und Büchermarkt zugunsten weiterer Sanierungen.

Ein weiterer wichtiger Termin steht für den Förderverein dann im Oktober an. Die Verwaltung will ihre aktuellen Pläne zum Historischen Park bei einen Bürgeranhörung zur Diskussion stellen.

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