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Improvisations-MusicalDarsteller verschwinden in Kölner Kanalisation

Lesezeit 3 Minuten
Die Darsteller des „Springmaus“-Ensembles auf der Bühne

Die Darsteller des „Springmaus“-Ensembles auf der Bühne

Köln – Am Ende war es ein Mitarbeiter der Kölner Verkehrs-Betriebe, der als Schicksalsfigur zwischen einem glücklichem oder dem tragischem Ausgang des Musicals stand. Spontan, improvisiert und völlig unvorhersehbar hatte sich am Mittwochabend in der Volksbühne am Rudolfplatz die Dramaturgie einer vom Springmaus-Ensemble dargebotenen Geschichte zuvor auf dieses kuriose Finale hin fortentwickelt. Und das mit Absicht. Denn bei jeder Aufführung von „It’s my Musical“ bieten die acht Künstler der „Springmäuse“ um Gilly Alfeo und Sandra Sprünken ihrem Publikum „eine Vorstellung, die live und direkt vor ihren Augen und Ohren entsteht“, wie Alfeo sagt.

Das funktioniert nur durch Interaktion mit den Gästen, bevor der Vorhang sich hebt. Seine Wünsche zum Ort, an dem die Geschichte stattfinden soll, sowie Ideen zum übergeordneten Titel des Impro-Musicals muss das Publikum vorab zur Auswahl stellen. So machte unter den derzeit mit Abstand im Saal verteilt sitzenden 200 statt der in Vor-Corona-Zeiten bis zu 400 Besuchern der Volksbühne „Der Gully des Schreckens“ klar das Rennen unter den eingereichten Vorschlägen – Ort des Geschehens: Die Kanalisation.

Musical-Hits hinter Plexiglas 

In bester Manier weltberühmter Musical-Hits eines Andrew Lloyd Webber wie „Cats“, „Phantom der Oper“, „Jekyll and Hyde“, „Tanz der Vampire“ und „Mamma mia!“ wirbelten fünf Darsteller unter Einhaltung von Abstandsvorgaben der Corona-Schutzverordnung für Theaterveranstaltungen über die Bühne und gaben dabei energiegeladen alle emotionalen Zustände bei Schauspiel, Tanz und Gesang zum Besten. Zwei Ensemble-Mitglieder untermalten das Geschehen dabei hinter Plexiglasscheiben mal treibend, dann wieder sentimental, aber stets passend mit Livemusik am Keyboard und Schlagzeug.

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So kristallisierte sich die Geschichte um den Großstadtyuppie „Klaus“ heraus, der, unachtsam, weil vom Handy abgelenkt, durch einen Gully in den Untergrund fällt. Die vier bereits dort hausenden Gestalten fühlen sich zunächst in der Ruhe ihres Zufluchtsortes gestört und wollen Klaus loswerden. Auf dem langen Weg durch den Untergrund bis zu einer Stelle, die eine Rückkehr an die Oberfläche ermöglicht, erinnern sich jedoch alle an verdrängt geglaubte Seiten ihrer selbst und die Vorzüge von Gesellschaft und Solidarität. Bis – zum großen Finale – am Freiheit versprechenden Gully schließlich niemand mehr so recht „das Licht am Ende des Tunnels“ erreicht.

KVB-Mitarbeiter mit kölscher Mundart

In bester kölscher Mundart fragt der KVB-Mitarbeiter alias Alfeo dort schließlich „Klaus“, ob er jetzt herauskommen will. Denn der Gully müsse für die Dauer der Arbeiten an der Nord-Süd-Bahn – „also für immer“ – verschweißt werden. Klaus bleibt – eine spontan und frei improvisierte Entscheidung des Darstellers.

Der „Gully des Schreckens“ hätte also auch ein völlig anders Ende finden können.

Die Show „It’s my Musical“ des Springmaus-Ensembles ist noch bis 30. August in der Volksbühne am Rudolfplatz zu sehen, Karten sind ab 28 Euro erhältlich. Weitere Informationen im Internet.

www.volksbuehne-rudolfplatz.de

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