Israel-Tag in Köln„Es könnte besser laufen“
Köln-Innenstadt – „Wenn ich mir was wünschen dürfte?“ Joschi Liven braucht da nicht lange nachzudenken. „Dass immer mehr Leute kommen und sich trauen, uns ihre Fragen zu stellen.“ Denn es könnte besser laufen, meint der 19-jährige Kölner. „Wer sich kennt, begegnet sich nicht mit Vorurteilen.“
„Kölle, loss mer fiere!“ war das Motto des Israel-Tages Köln. Und damit erst gar kein Missverständnis auf dem gut besuchten Heumarkt aufkam, erklärten die „Kölschen Kippa Köpp“ auf der Bühne, das sie Karneval genauso verrückt feiern wie jeder andere kölsche Karnevalsverein. Und es gab einiges zu feiern unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker: 40 Jahre Städtepartnerschaft Köln – Tel Aviv-Yafo, 71 Jahre Israel, 100 Jahre Bauhaus und auch das Offenbach-Jahr.
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An Info-Tischen stellten zum Beispiel Schüler der Kaiserin-Augusta-Schule ihre Müllsammelaktionen mit jüdischen Schülern vor: auf dem Strand von Tel Aviv und im Kölner Stadtwald sorgt sich die Generation „Fridays for Future“ hier und dort für nachhaltigen Umweltschutz. Die „ganz normalen Themen“ beschäftigen auch die Besucher des Begegnungszentrum Chorweiler der Synagogen-Gemeinde. Mit rund 5000 Mitgliedern ist Köln eine der größten jüdischen Gemeinden Deutschlands, sprunghaft gewachsen durch den Zuzug russischsprachiger Juden.
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Auch Joschi Livens Eltern kamen aus Moskau und Riga, „um ein ganz normales Leben führen zu können“, sagt der gebürtiger Kölner, der im Jugendzentrum der Kölner Synagoge Kinder und Jugendliche betreut. Die ganz normalen Probleme von Migranten stehen auch im Mittelpunkt des Betreuungsprogramms des Begegnungszentrums Chorweiler. „Bei uns sind Menschen aller Konfessionen willkommen“, erzählt Leiter Elia Rivin. „Beratung in Fragen, die jeden bewegen: Altersabsicherung, Pflegeprobleme, Sprachkompetenz.“
Doch es könnte besser laufen, meint Joschi Liven, denn seine Kippa trage er nur in der Synagoge. Ja, es gebe Provokationen, weil er Jude ist. „Wichtig ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dann kann ich erklären, wie es ist, ein Jude zu sein.“
Eduard Steinberg ist einer von drei staatlich ausgebildeten jüdischen Religionslehrern in Deutschland. Er unterrichtet am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Geschichte aus jüdischer Perspektive. Ob er es nicht müde sei, immer wieder Stellung zu nehmen zum Holocaust, zum Antisemitismus, zur Rolle Israels im Nahen Osten? „Dafür bin ich da!“, sagt der 30-jährige Lehrer, der in Odessa geboren wurde und in Deutschland aufwuchs.
„Dazu ist dieses Fest da. Jüdische Speisen, jüdisch-israelische Musik, das hat doch auch alles seine Normalität, die wir vermitteln wollen.“ Normalität, für viele jüdische Organisationen ist sie immer noch ein Wunschziel. Joschi sagt: Es könnte besser laufen.