Köln früher und heuteNach dem Krieg gab es östlich vom Dom Autos statt Kultur

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So sah es am Dom nach dem zweiten Weltkrieg aus: Brachland und Parkplätze.

Köln – Fast ist es unvorstellbar, dass es das Museum Ludwig, die Philharmonie und das Römisch-Germanische Museum einmal nicht gab. Doch die östliche Seite des Doms stand nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend frei. Bushaltestellen und Parkplätze machten sich breit, wo später ein vorbildliches Stück Innenstadt gestaltet wurde.

Das Foto dokumentiert einen Übergangsstatus. Die Trümmer des Kriegs sind größtenteils beseitigt, das neue Köln liegt jedoch noch in weiter Ferne. Viel Platz ist vorhanden für der Deutschen liebstes Kind. „Die Bomben haben Köln zur autogerechten Stadt gemacht“, sagt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings. Die Bauten der Kaiserzeit passen hingegen kaum noch zum Zeitgeschmack. Auf dem Foto aus dem Jahr 1958 ist ein Stück Hohenzollernbrücke zu sehen: Die neoromanischen Eingangsportale wurden gerade abgebaut, obwohl sie den Krieg heil überstanden.

Ingenieursleistung in heikler Lage

Dort, wo auf dem Foto zwei kleinere Häuser mit einer Lücke dazwischen zu sehen sind, wird in der Folgezeit eine Reihe von Altstadthäusern nach historischem Vorbild aufgebaut. Schon ab Mitte der 1930er Jahre war an der Fortsetzung der markanten Giebelfront gearbeitet worden, bevor der Krieg vieles wieder zerstörte. „Nach 1945 wird in diesem Teil oft nach alten Plänen wieder aufgebaut“, sagt Ulrich Krings.

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So sah es am Dom nach dem zweiten Weltkrieg aus: Brachland und Parkplätze.

In den 1970er-Jahren beginnen die Vorbereitungen für eine städtebauliche Gestaltung, die der Kunsthistoriker in den höchsten Tönen lobt. Zunächst wird 1982 der Rheinufertunnel fertig, darüber entsteht der 600 Meter lange Rheingarten, der die Altstadt mit der Rheinuferpromenade verbindet. Es folgen das Museum Ludwig und die darunter liegende Philharmonie, gestaltet von den Architekten Peter Busmann und Godfried Haberer.

Ulrich Krings spricht von einer Ingenieurleistung in heikler Lage: „Links die Eisenbahnbrücke, dann der kostbare Dom auf dem Sockel, dann die Rheinschifffahrt und der Autoverkehr – das alles unter einen Hut zu bringen und dann auch noch mit einer anständigen Gestaltung, ist eine der größten Lösungen, die Köln in der Nachkriegszeit hervorgebracht hat.“ 

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Philharmonie und Museen krönten das Projekt

1986 sind Philharmonie und Museum fertig, die markanten Sheddächer sind seitdem aus der Kölner Silhouette nicht mehr wegzudenken. Und trotz seiner enormen Größe fügt sich das Gebäude harmonisch in das Stadtbild ein.

Nach dem Krieg sei die südöstliche Flanke des Doms zugebaut worden, wie es seit 1880 nicht mehr der Fall gewesen sei, sagt Ulrich Krings. Mit dem Römisch-Germanischen Museum, fertiggestellt 1974, sei das Tabu erstmals gebrochen worden. Nach dem Konzept von Architekt Wilhelm Riphahn und Rudolf Schwarz, Generalplaner für den Wiederaufbau Kölns, folgten daneben ausschließlich Stätten der Hochkultur.

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Harmonisch fügen sich heute Philharmonie und Museum Ludwig ins Stadtbild ein.

Philharmonie und Museum seien die Krönung dieses Projekts gewesen, sagt Ulrich Krings. Nur ein kleines Manko gibt es: An den Lärm von Skatern und Rollköfferchen dachte bei der Planung offenbar niemand. Und so wird das Dach der Philharmonie noch immer von Wachpersonal abgeschirmt, wenn darunter die Musik spielt.

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