Kölner Brauhaus Johann SchäferSüdstadt-Gastronomen erwägen Klage gegen die Stadt

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Das Popup-Restaurant Johann Schäfer

Innenstadt – Die Endrundenspiele der Fußball-WM waren für das Personal im Brauhaus Johann Schäfer eine Zitterpartie. Und das nicht wegen des Geschehens auf dem Rasen. „Wir haben immer gehofft, dass es keine Verlängerung gibt, weil sonst die Gäste vor Ende des Spiels hätten gehen müssen“, sagt Till Riekenbrauk.

Im November letzten Jahres eröffnete er mit zwei weiteren Gastronomen das „Schäfer“ in den ehemaligen Räumen einer Spedition in der Elsaßstraße. Aus Gründen, die sich die drei bis heute nicht erklären können, erhielten sie vom Bauaufsichtsamt der Stadt eine Erlaubnis, die ihnen das Wirtschaften schwer macht: Sie dürfen nicht vor 17 Uhr öffnen und müssen bereits um 22 Uhr schließen. Nicht nur während der WM sind diese Zeiten für ein Brauhaus denkbar ungeeignet.

Andere Restaurants in der Straße schließen später und bedienen ihre Gäste zum Teil bis 24 Uhr an Tischen und Stühlen vor ihren Läden. Riekenbrauk und sein Personal wissen, dass das Ordnungsamt bei ihnen vor der Tür steht, wenn sie um 22 Uhr nicht zugemacht haben. Das verdanken sie offenbar auch einzelnen Anwohnern, die sich in solchen Fällen beschwert haben. Und es gibt Nachbarn, die politisch gut vernetzt sind, und das nutzen, um eine Ausweitung der Öffnungszeiten zu verhindern. Allerdings leuchtet nicht jedem ein, warum die Stadtverwaltung so restriktiv mit dem neuen Brauhaus umgeht.

„Das kann doch nicht sein, dass hier ein Wirtshaus anders behandelt wird“, sagt Andreas Hupke, grüner Bezirksbürgermeister der Innenstadt. Das „Schäfer“ werde von den Südstädtern „wunderbar angenommen“ und „hochprofessionell geführt“, lobt er.

Die Bezirksvertreter der Innenstadt ergriffen geschlossen Partei für die Betreiber und forderten die Verwaltung mit einem einstimmigen Beschluss auf, die Gastronomen in der Elsaßstraße gleich zu behandeln. „Wir sind ein Restaurant, hier läuft leise Hintergrundmusik und wir sorgen dafür, dass die Raucher vor der Türe leise sind“, sagt Riekenbrauk, der den Widerstand nicht versteht. Nach widersprüchlichen Signalen aus der Stadtverwaltung wurde auch sein jüngster Antrag zur Änderung der Öffnungszeiten abgelehnt.

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Er hat Widerspruch eingelegt und einen Anwalt eingeschaltet. Er hofft allerdings immer noch auf eine einvernehmliche Lösung mit der Stadtverwaltung. „Wir würden den Gang vor Gericht gerne vermeiden“, sagt er. In der Zwischenzeit sorgen die Betreiber für andere Einnahmequellen. Sie haben am 1. Juli das Ladenlokal nebenan übernommen, das zuvor ebenfalls von einem Gastronom genutzt wurde. Deren Öffnungszeiten durften sie übernehmen. Ein Haus weiter, in der ehemaligen Spedition, ist nach wie vor um 22 Uhr Schluss.

Benannt ist das Brauhaus übrigens nach dem jüngst verstorbenen Seniorchef der Spedition, der selbst der Geselligkeit offenbar nicht ganz abgeneigt war. Die von den Bläck Fööss besungenen Polterabende in der Straße wurden in seinen Räumen gefeiert. Riekenbrauk stieß beim Renovieren auf alte Quittungen für die Vermietung. Solche Feste sind mit der heutigen Nachbarschaft aber nur noch schwer vorstellbar.

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