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Kölner Geschäftsleute uneinsMarkthändler wollen samstags auf den Chlodwigplatz

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Jochen Richrath vor seinem Laden an der Severinstraße

Jochen Richrath vor seinem Laden an der Severinstraße

Innenstadt – Der Wochenmarkt auf dem Chlodwigplatz am Donnerstag ist beliebt – so beliebt, dass die Händler genug Nachfrage für einen weiteren Markttag sehen. Ihr Vorstoß, das an einem Samstag im Mai zu testen, scheiterte aber an der Stadtverwaltung. Das Marktamt lehnte den Antrag ab. „Einzelne Probetage werden seitens der Marktverwaltung grundsätzlich nicht genehmigt“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Damit ist die Idee jedoch noch nicht aufgegeben: „Wir werden nun eine Umfrage unter den Besuchern durchführen“, sagt Tobias Baum, Blumenhändler und Sprecher der Händler auf dem Chlodwigplatzmarkt. Sie wollen zeigen, dass ein weiterer Tag große Chancen hat, gut angenommen zu werden.

Unterstützung erhalten sie von Alice Baker und den Händlern rings um die Bonner Straße. Der geplante Probemarkt sollte am gleichen Samstag stattfinden wie die „Südstadtschwärmerei“ – ein Aktionstag der Interessengemeinschaft ABC, der Baker vorsteht. „Wir hören von sehr vielen Kunden, dass sie den Markt am Samstag wollen“, sagt sie. Die Geschäftsleute, die sie vertritt, seien indes geteilter Meinung. Manche Inhaber der Läden auf der Bonner Straße oder in der Merowingerstraße sind zuversichtlich, dass durch die Markttage im gesamten Viertel mehr Leute unterwegs sind. Andere mit Sortimenten, die auch an den Ständen des Marktes angeboten werden, fürchten die Konkurrenz.

Baker hatte deshalb einen Probetag befürwortet. Zählungen hätten den Vergleich zu einem Samstag ohne Markt liefern können. Die Stadt verweist darauf, dass die Bezirksvertretung an der Entscheidung beteiligt werden muss. Zudem müssten die „Interessen der anliegenden Gewerbetreibenden“ berücksichtigt werden. Das Marktamt will auch verhindern, dass Händler ihre Stände auf anderen Märkten aufgeben, um samstags am Chlodwigplatz zu sein. Marktsprecher Baum überlegt, sich nun an die Politik zu wenden. Die Bezirksvertreter hatten mit einem verbindlichen Regelwerk die Nutzungen auf dem Platz beschränkt. Kommerzielle Veranstaltungen sind nicht erwünscht, der Markt aber ausdrücklich gestattet.

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Während die Zahl der kleineren Lebensmittelgeschäfte südlich des Chlodwigplatzes ohnehin gering ist, regt sich nördlich der Torburg schon deutlicher Widerstand. Für Thorsten Fröhlich, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Severinsviertel, ist das Thema zwar neu. Die betroffenen Händler hätten sich bislang noch nicht an die IG gewandt. Er glaubt aber, dass Konkurrenz grundsätzlich gut fürs Geschäft sei, das Viertel von einem attraktiven Markt profitiere.

Wer von der Konkurrenz allerdings betroffen ist, sieht das unter Umständen anders. Daniela Erhardt verkauft Wild und Geflügel am südlichen Ende der Severinstraße. Ihre Kunden kommen aus der ganzen Stadt. Sie kann den Wunsch gut verstehen. „Das macht Spaß, über den Markt zu flanieren“, sagt sie. Fürchtet sie Umsatzeinbußen bei einem weiteren Markttag? „Wir haben immer schon viel Konkurrenz hier gehabt. Und das ist gut. Aber irgendwann ist eine Grenze erreicht“, sagt sie. „Die Kunden bekommen bei uns jetzt schon alles, was sie brauchen“, sagt Jochen Richrath. Sein Geschäft „Obs un Jemös“ liegt ebenfalls nah am Chlodwigplatz. Vier Metzger, ein türkischen Supermarkt, ein Discounter und ein Bio-Supermarkt, dienstags und donnerstags der Ökomarkt vor der Severinskirche: Richrath glaubt nicht, dass noch mehr Kunden angezogen werden können.

„Das sind doch alles die gleichen Waren. Die Markthändler kaufen auf dem Großmarkt neben mir ein“, sagt er. Der Glaube, dass die Waren auf dem Markt frischer seien, der sei eine Illusion: „Es geht nur um das Einkaufserlebnis.“ Dafür werde keine Rücksicht auf gewachsene Strukturen genommen, wie eben den südlichsten Abschnitt der Severinstraße. Sein Vorschlag, um den Platz besser zu nutzen: Mehr Außengastronomie am Wochenende.

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