Kölner Goldschmied„Der 4. König“ bietet Schmuckstücke mit Humor
Innenstadt – Wenn Frauen nach einer Schönheitsoperation behaupten, sie hätten ausschließlich für sich was machen lassen, bleibt man skeptisch. Wenn hingegen Kunden der Kölner Goldschmiedewerkstatt „Der 4. König“ die gleiche Behauptung in Bezug auf eine Schmuckanfertigung treffen, ist das durchaus glaubwürdig und vielfach sogar beweisbar. Marie von Chamier und Klaus Arck erarbeiten seit 30 Jahren mit ungebrochener Leidenschaft Schmuckstücke, deren Wert oder Symbolik für den Betrachter oft gar nicht erkennbar ist.
Besondere Prägungen
Prägungen, Inschriften oder auch Edelsteine, die da liegen, wo sie nur der Träger des Schmuckstücks sehen kann, gehören genauso zu den Spezialitäten des verheirateten Goldschmiedepaars wie die Trauringe, die sie als erste in Köln nicht wie üblich innen mit einer Widmung versahen, sondern an den Seitenflächen. Auf diese Weise haben sie etwas Neues geschaffen, ohne jedoch den Symbolcharakter des Schmuckstücks – den Kreis als Zeichen für Unendlichkeit – zu zerstören. Bei den Arbeiten spielt jedoch nicht nur Symbolik eine Rolle. Manchmal drückt von Chamier über ein Schmuckstück – etwa den Ring, auf dem sich Eisbären an eine Scholle klammern – auf dekorative Weise eine Bedrohung aus, manchmal transportiert sie eine Botschaft, manchmal erzählt sie eine Geschichte.
Kuriose Schleimspur
Eines der dekorativsten Beispiele ist das Armband mit dem uncharmanten aber passenden Namen „Schleimspur“; passend, weil von Chamier Mondsteine gewählt und auf die milchig-schimmernde Basis drei winzige, wie geschnitzt wirkende Schnecken aus Gold gesetzt hat, von denen eine wirkt, als krieche sie zu einem Edelstein-Röschen, um dieses zu verzehren. Kurioserweise bestand der Kölner, der dieses Schmuckstück für seine Frau ausgewählt hatte, vor dem Kauf darauf, dass Chamier noch ein weiteres Schneckchen einarbeitete. „Wir haben nämlich vier Kinder, die uns schier die Haare vom Kopf fressen“, habe der Mann schmunzelnd erklärt, erzählt die Goldschmiedin lachend und unterstreicht damit, dass bei vielen Einzelanfertigungen eine Komponente mitspielt, die man im Zusammenhang mit Juwelen sonst selten antrifft: Humor.
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Kunst mit Augenzwinkern
Bei einem anderen Armband ist die integrierte Schatztruhe so konstruiert, dass man diese erst öffnen kann, wenn man das Schmuckstück abnimmt; ebenfalls ein Indiz dafür, dass der Herstellungsprozess mit einem Augenzwinkern einherging. Apropos konstruieren: Während von Chamiers Arbeiten oft skulptural wirken oder ornamentlastig ausfallen, ist Klaus Arck ungeachtet seiner großen Hände der feingliedrige Konstrukteur, der ein Faible für sehr architektonische Arbeiten hat. Außerdem schafft es der 62-Jährige, selbst solche Steine zu fassen, „die uns die Steinfasser als unfassbar zurückgeben“, amüsiert sich seine Frau.
Erfolgreicher Schmuckdesigner
Der dritte Arbeitsstuhl in der Werkstatt gehört Mitarbeiterin Ruth Kessler. Anfänglich hat dort der Schweizer Patrik Muff gesessen, der schon lange als erfolgreicher Schmuckdesigner in München tätig ist. Muff hatte seinerzeit ebenso wie Klaus Arck und Marie von Chamier die Fachhochschule Schmuck/Bildhauerei in Köln absolviert und bietet einen Teil seiner Kollektion nach wie vor im Geschäft seiner Kölner Freunde an. Weil sich ihre Entwürfe schon immer sehr unterschieden, haben sich die drei seinerzeit vom Künstler und Schlosser Max Scholz eine Vitrine schmieden lassen, die aufgrund ihrer Fächer ein wenig an frühere Bahnhofsautomaten erinnert, die Damenstrümpfe oder Zahnbürsten bevorrateten. Lustigerweise hatten Arck und seine Frau, die von 1986 bis 93 die Kölner Kultkneipe „Königswasser“ betrieben, nie vor, neben der Werkstatt auch ein Geschäft zu eröffnen. Nun besteht dieses 30 Jahre.