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Kölner InnenstadtIst die Ehrenstraße bald autofreie Zone?

Lesezeit 4 Minuten
Ehrenstraße Autos

  • Auf der engen Ehrenstraße in der Kölner Innenstadt drängen sich die Luxuskarossen.
  • Entlang der „Monaco-Kurve“ müssen sie sich den wenigen Platz mit Fußgängern und Radfahrern teilen. Das führt nicht selten zu brenzligen Situationen.
  • Deswegen fordern einige Ladeninhaber und Politiker, dass Autos dauerhaft von der Straße verbannt werden. Doch wie realistisch ist das?

Köln-Innenstadt – Es ist ein stetiges Umkreisen, Schauen und Herzeigen. Rund um das „Café de Paris“ – dort wo sich Ehrenstraße, Benesisstraße und Pfeilstraße treffen – gibt es ein großes Schaufahren von hochpreisigen Autos in Köln zu sehen. Porsche, Lamborghini, BMW, riesige SUV, häufig mit Nicht-Kölner-Kennzeichen. Sehen und gesehen werden.

Die Mitarbeiter des Cafés haben die Umfahrung „Monaco-Kurve“ getauft. Die Innenstadtstraße ist ein Highlight für Show-Autofahrer – und das steht im krassen Gegensatz zu den immer wieder laut werdenden Forderungen, die enge Straße doch endlich für den Autoverkehr zu sperren, um Fahrradfahrern und Fußgängern mehr Raum zu geben.

Aktuell setzt sich die grüne Spitzenkandidatin Christiane Martin dafür ein: „Autos sollten dauerhaft aus der Straße heraus. Hier sollte nicht mehr gefahren und geparkt werden.“ Für den normalen Durchgangsverkehr habe diese Straße überhaupt keine Funktion. 

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Probeweise Sperrung der Ehrenstraße in Köln?

Dennis Lieske, Betriebsleiter des „Café de Paris“, das Anfang des Jahres nach einem Millionenumbau die Nachfolge des „Quattro Cani“ antrat, sieht Vor- und Nachteile. „Durch eine Sperrung hätten wir draußen mehr Platz für unsere Gäste, das wäre natürlich gut für uns.“ Eine probeweise Sperrung würde er begrüßen. Andererseits bringe der Verkehr auch Leben und Bewegung – und eine gewisse Atmosphäre. „Auch das zieht unsere Gäste an.“ Hier treffen sich FC-Stars, RTL-Sternchen und Instagram-Influencer haben den Ort auch schon entdeckt.

Autos raus aus der Ehrenstraße – das ist schon seit Jahren ein Thema. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Autofahrern, Radlern, die gegen die Einbahnstraßenrichtung fahren, und Fußgängern, die aus Platzmangel auf die Fahrbahn ausweichen.

In Corona-Zeiten wurden erstmals Tatsachen geschaffen. Weil die Sicherheitsabstände für die Fußgänger nicht einzuhalten sind, wurde die Ehrenstraße einige Male samstags für den Autoverkehr gesperrt. Samstags herrscht außerdem von 10 bis 20 Uhr ein Halteverbot. Das hat eigentlich allen Beteiligten gut gefallen. Doch die Meinungen der Geschäftsleute über eine dauerhafte Sperrung gehen auseinander. René Safak führt den „Leder-Shop“, den sein Vater vor 50 Jahren gegründet hat, und findet: „Die Sperrung ist seit Jahrzehnten überfällig. Ich fände das toll. Wir haben doch an den Samstagen gesehen, wie gut das funktioniert hat.“ Ohne Autos sei die Straße wesentlich attraktiver, und es könnte auch mehr Außengastronomie geschaffen werden, wo jetzt Parktaschen sind. „Hier einen Parkplatz zu finden, ist eh ein Lottogewinn, dann kann man sie auch abschaffen“, sagt Safak.

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Auch Armin Vogel, Chef von „Optik Oberländer“, war mit den Corona-Sperrungen einverstanden, fordert aber ein ganzheitliches Konzept, ehe dauerhaft der Autoverkehr verbannt wird – und einfach „hässliche Poller“ aufgestellt würden und ansonsten nichts passiere. Außerdem habe er viele ältere und sehbehinderte Kunden, für die es wichtig sei, in unmittelbarer Nähe parken zu können. Evelyn Priester, Inhaberin des Schmuckladens „Zingara“, bringt ähnliche Argumente vor.

Kaum noch inhabergeführte Läden auf den Ehrenstraße

„Es ist schon wichtig, dass hier Parkplätze vor der Tür sind, wenn Kunden einmal schnell etwas abholen wollen. Aber für die Touristen wäre es ohne Autos natürlich schöner“, meint auch sie. Ein repräsentatives Meinungsbild ist hier nur schwer zu bekommen. Denn auf der Ehrenstraße gibt es fast nur noch Filialisten, die sich kaum für die Straße engagieren – und nur noch wenige inhabergeführte Läden.

Schon seit vielen Jahren gibt es keine Interessengemeinschaft mehr. „Das hat unter anderem dazu geführt, dass es hier im Gegensatz zur Mittel- und Pfeilstraße noch nicht mal eine Weihnachtsbeleuchtung gibt“, sagt René Safak.

Grünen-Politikerin Christiane Martin ist dafür, dass in der Corona-Krise so schnell wie möglich der Abschnitt zwischen Apostelnstraße und Friesenwall (danach ist bis zum Ring ohnehin bereits ein Stückchen Fußgängerzone) gesperrt wird. Für eine endgültige Lösung müsste aber erst einmal ein Plan erstellt werden, da auch Umbauten und die Neuordnung des Verkehrs in den umliegenden Straßen geplant werden müssen. Ihre Zukunftsvorstellung: Dass die Achse Breite Straße/Ehrenstraße von der Nord-Südfahrt bis zum Ring eines Tages nur noch den Fußgängern und Radlern gehört.  Für das „Café de Paris“ würde das bedeuten, dass die Monaco-Kurve irgendwann Geschichte sein wird. Irgendwann.

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