Kölner SüdstadtBestattungshaus will „Tod ins Leben holen, nicht verdrängen“

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Trauerbegleiter Hanna, David und Inge Roth (v.l.n.r)

Trauerbegleiter Hanna, David und Inge Roth (v.l.n.r)

Köln – Die Räume mit den hohen Decken sind hell gestrichen. Der Vorraum macht mit dem weißen Schreibtisch und den pastellfarbenen Stühlen den Anschein einer modernen Praxis. Im Bestattungshaus Klemmer-Roth gibt es keine schweren Samtvorhänge, gedimmtes Licht und staubige Trockenblumen. „Wir machen eben alles ein bisschen anders“, sagt David Roth, Geschäftsführung bei Pütz-Roth Bestattungen.

Das Gesprächszimmer ist mit trendigen Pendelleuchten und solidem dunklem Holzmobiliar ausgestattet. Ein Ort für Generationen und Gemeinschaft. Das Unternehmen legt sein Hauptaugenmerk auf den Angehörigen, damit er sich bewusst verabschieden kann.

Damit sie auch in Köln schnell erreichbar sind, hat die Bestatterfamilie Roth aus Bergisch Gladbach das alteingesessene Bestattungshaus Klemmer in der Südstadt übernommen. Wie im Mutterhaus Pütz-Roth bietet auch der neue Standort Möglichkeit zur individuellen Bestattung und Trauerarbeit. „So wie wir hier mitten im Leben der Stadt sind, wollen wir auch wieder den Tod ins Leben holen und ihn nicht verdrängen“, sagt Roth, der findet, der Tod sei verborgener denn je. „Früher wandte man sich den Trauernden zu. Heute will man sie lieber in Ruhe lassen“, erklärt er.

Offener Umgang, um Ängste abzubauen

Dabei könne ein offener Umgang Ängste und Überforderung abbauen. „Für die meisten ist die Beisetzung innerhalb von vier oder fünf Tagen erledigt – zwischen Beruf, Kindern und Alltag. So fühlt es sich an, wie ein Zug, der vorbei rauscht“, sagt Roth.

Sein Vater Fritz Roth galt als Rebell der Bestattungskultur und wehrte sich gegen die Beerdigung als ein industrieller Prozess. „Wir müssen aus den Zwängen des verwalteten Todes rauskommen. Man kann so viel mehr machen als man denkt. Für eine normale Beerdigung gibt es ein Zeitfenster von einer halben Stunde auf dem Friedhof und nach 26 Minuten scharrt die nachfolgende Gesellschaft mit den Füßen. Aber man kann beispielsweise auch eine Doppelzeit nehmen, das lässt sich alles mit der Stadt regeln“, berichtet Roth.

Individualität bedeute nicht immer riesigen Aufwand. Es könnte auch das Vorlesen einer Disney-Geschichte bedeuten, eine selbstgestaltete Urne aus dem 3-D-Drucker oder das Mitbringen von Pflanzen für die Grabstelle.

Wiedereröffnung feiert Klemmer-Roth am Sonntag, 29. Oktober ab 11 Uhr in der Karolingerring 26. Klaus der Geiger tritt auf und das Making-Off zum Fotokunstprojekt „Im letzten Hemd“ wird gezeigt. Ein Großteil der Bilder wird bei Klemmer-Roth zu sehen sein – werktags von 10 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung.

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