Kölner Weltmeister im BodybuildingEin Leben für große Muskeln

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Dan Smith trainiert in der Südstadt. 

Köln – Der neue „Mr. Universe“ Dan Smith aus Köln ist 1,95 Meter groß und 99 Kilo schwer – davon sind eine Unmenge Muskeln. Maximal ausdefiniert sind alle Stränge, in einer schon für Laien sichtbaren nahezu perfekten Symmetrie. Die Sucht nach Perfektion und der Wunsch, bis an die Grenzen zu gehen sind für Smith der Antrieb, nahezu 80 Prozent seiner Zeit der Leidenschaft des Bodybuildings zu widmen, sagt der 39-Jährige – und das seit fast 20 Jahren.

Dabei waren Probleme mit den eigenen Körperproportionen als Heranwachsender für den Anfang Dezember im italienischen Padua frisch gekürten Bodybuilding-Weltmeister der Einstieg in eine Sportart, die ihm nun eine preisgekrönte äußere Erscheinung beschert hat. „Man kann einen so durchtrainierten Körper schön finden, oder auch zu extrem – klar ist, es steckt eine Menge harter Arbeit und ein starker Wille dahinter“, sagt Dan Smith.

Ticket für die Weltmeisterschaft

Seinen Titel hat der Sportler in dem Verband „Wabba-World-Germany“ errungen, erst einige Wochen zuvor war er Deutscher Meister im selben Verband geworden. „Das war das Ticket für die Weltmeisterschaft“, erläutert Smith. So durfte der 39-Jährige als Teil des deutschen Nationalteams in Italien antreten.

Der gebürtige Kölner Dan Smith ist stolz auf das, was er erreicht hat. Sein Umfeld auch, „allerdings schütteln einige Familienmitglieder, meine Freundin oder Bekannte schon manchmal den Kopf, wenn ich als Vorbereitung auf Wettkämpfe drei Tage lang hauptsächlich auf einem Sessel sitzen, die Füße hochlegen und Kalorien in mich hineinstopfen muss, um Masse aufzubauen und Flüssigkeit aus den Beinen in den Oberkörper zu pumpen“, erläutert Smith.

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Als zertifizierter „Personal Trainer“ der Deutschen Sporthochschule Köln weiß er genau, wie sein Körper auf das umfangreiche Muskeltraining, die ausgefeilte Ernährung und das damit ständige zu- oder abnehmende Körpergewicht reagiert, die Methoden, die er als sogenannter Natural-Athlet zum Erreichen seiner Ziele einsetzt.

„Natürlich ist in der Szene viel Doping im Umlauf, leider wird man damit immer wieder konfrontiert oder bekommt es angeboten – das ist für viele sehr verlockend“, räumt Smith ein. Vor dem Hintergrund der eigenen körperlichen Probleme – als junger Mann drohten ihm Haltungsschäden – hat er sich im Verlauf der Trainingsjahre aber auch ein umfangreiches anatomischen Wissen angeeignet und damit die Erkenntnis, dass Doping den Körper zerstört.

Trainieren bis zum Maximum

„Es gibt immer wieder Fälle, wo Menschen mit Mitte 40 sterben, weil sie ohne Kompromisse ihre Körper zum Maximum getrieben haben“, sagt Smith. „Ich mute meinem auch einiges zu, aber im Rahmen dessen, was durch natürliche Stoffe und durch technisch hoch entwickelte Trainingsmethoden möglich ist.“

Eine Menge Narzissmus gehört auch zu dem Sport: In den Wettkämpfen urteilt schließlich eine Jury über die Posen und Körper-Choreographien, mit denen sich die Athleten vor dem Publikum präsentieren. „Das musst du dir alles selbst ausdenken und dann stundenlang vor dem Spiegel üben. Du musst dich mit Körperfarbe anmalen und durch möglichst wenig Flüssigkeit im Körper die einzelnen Muskelpartien zur Geltung bringen“, beschreibt Smith den Wettkampftag in Padua. „Im Dezember hat das alles perfekt zusammengepasst.“

Dan Smith, Bodybuilding-Weltmeister seiner Körperklasse, trainiert in der Südstadt.

Dan Smith, Bodybuilding-Weltmeister seiner Körperklasse, trainiert in der Südstadt.

Zwar gibt es zahlreiche Verbände und noch mehr Körperklassen, in denen nationale und internationale Titel ausgelobt werden. Smith tritt in der leichtesten, der „Athletik-Klasse“ an und sieht sich selbst trotz des „Mr. Universe“-Titels noch als Amateur. „Aber wenn du dich gegen 20 bis 30 richtig gute Leute auf so einer Veranstaltung durchsetzt, hast du schon ziemlich viel richtig gemacht“, sagt der 39-Jährige. Smith lebt in der Südstadt. Dort trainiert er seit Jahren im „World Gym“, direkt neben dem Boxstall von Ex-Weltmeister Felix Sturm. „Leute, die mit ihrem Willen Ziele erreichen, begeistern mich“, sagt Smith. Da er sich selbst zu dieser Sorte Mensch zählt, hat er noch viel vor. „Ich will das nächste Jahr richtig durchstarten und vielleicht den Schritt zum Profisportler schaffen“, kündigt der Sportler an – bevor er älter als 40 Jahre sei und damit nur noch in den „Masters“ genannten Seniorenklassen antreten darf.

Bis Februar hat Smith jetzt eine Pause, in der er „nur“ zweimal am Tag trainiert und zwischendurch vor allem Unmengen essen muss. Im Frühling beginnen die nächsten Wettbewerbe, dann wird das Kraftsportpensum wieder gesteigert, die Ernährung umgestellt. „Neben dem Sportler muss man als Bodybuilder auch ein guter Koch sein“, sagt Smith und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wenn das Essen nicht schmeckt, sind die Mengen echt eine Quälerei.“ Smith isst viel Fleisch als Energielieferant, vor allem Wild. Kohlenhydrate sind dagegen kaum oder nur phasenweise Bestandteil seines Speiseplans. „Da muss aber jeder den optimalen Weg für sich finden“, sagt der Athlet. Als Personal Trainer sei er in der Lage, andere dabei professionell zu unterstützen. „Ich würde mich freuen, wenn mein Titel Leute dazu bringt, mich um Rat zu fragen“, sagt er. Obwohl er einst in Köln Musik studiert hat, möchte er mittelfristig davon leben, sein Hobby, seine Leidenschaft für das Bodybuilding zum Beruf zu machen.

Dan Smith ist im Internet auf der Facebook-Seite „Dan PT Smith“ sowie als Kölner „Mr. Universe“ zu finden.

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