Kölnische InstitutionEdles Porzellan und Schmuck aus Koralle im „Lädchen“

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Barbara Helfrich, Doris zur Linden, Karina Lörken, Heidi Harzheim u nd Ingrid Krafft-Matakas (v.l.)

Barbara Helfrich, Doris zur Linden, Karina Lörken, Heidi Harzheim u nd Ingrid Krafft-Matakas (v.l.)

Köln-Innenstadt – Wer „Das Lädchen“ betritt, der spürt sofort einen Hauch von Nostalgie. In den Vitrinen steht hochwertiges Porzellan von Manufakturen wie KPM, Wedgwood, Howard, Meißen und Nymphenburg. Das Tafelsilber ist geputzt, die Tischdecken, Servietten und Handtücher sind aus gewebtem weißem Leinen und nicht selten mit feingestickten Monogrammen verziert. In der verglasten Verkaufstheke liegt Schmuck: Halsketten, goldene Armbänder, Ringe, Uhren.

Bundesweit einzigartig

„Das Lädchen ist eine kölnische Einrichtung, bundesweit einzigartig, weil wir ja nicht in die eigene Tasche wirtschaften. Wir nehmen Ware aus Privatbesitz in Kommission. Wer einliefert, der erhält nach einem Verkauf den vereinbarten Preis. Der Käufer zahlt einen Aufschlag von bis zu 30 Prozent. Damit decken wir die laufenden Kosten wie Miete, Strom, Alarmsystem, Rollgitter, Kameras und das Honorar für den Taxator“, sagt Doris zur Linden, die Vorsitzende des „Frauenvereins für Verkaufsvermittlung von Wertgegenständen aus Privatbesitz“.

Der Name klingt etwas sperrig, aber der Eintrag ins Vereinsregister erfolgte bereits im Jahre 1922. Gegründet wurde der Verein mit dem Ziel, Familien zu helfen, die in den Krisenjahren nach dem Ersten Weltkrieg in Not geraten waren. „Die Kriegerwitwen saßen meist vor vollen Schränken mit Porzellan, Schmuck oder Silber, hatten aber nichts zu essen. Um die Frauen und ihre Kinder vor unseriösen Haien zu schützen, haben Damen aus der oberen Kölner Gesellschaft diesen gemeinnützigen Verein gegründet.

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Hier konnten die Verarmten ihre Kostbarkeiten zu Geld machen“, erzählt Barbara Helfrich, Englischlehrerin im Ruhestand. Sie engagiert sich jetzt im Lädchen, weil sie einfach Spaß an schönen Dingen hat. Insgesamt kümmern sich 40 Frauen um die Kundschaft, nur vier sind fest angestellt, die anderen arbeiten ehrenamtlich. Auch heute stammt die ausgestellte Ware aus Privatbesitz. Von Erben, die einen Nachlass auflösen, die mit Omas Sammeltassen oder den Kristallschalen der Tante nichts anfangen können, von Menschen, die sich kleiner setzen oder ins Altenheim gehen.

Auch der Käuferkreis ist bunt gemischt. Es gibt viele gut informierte Stammkunden, darunter Chinesen, die am liebsten Bernstein kaufen. Aber auch viele junge Kölner kommen auf der Suche nach etwas Besonderem als Hochzeits- oder Taufgeschenk. „Bei uns gibt es für jeden Geldbeutel etwas, so ab zehn Euro für ein kleines KPM-Schälchen bis zum edlen Schmuckstück für mehr als 7000 Euro. Man kann aber auch nur eine Tasse oder einen fehlenden Eierbecher aus bekannten Porzellan-Serien nachkaufen, dafür ist das Lädchen seit Jahren in Köln und darüber hinaus bekannt“, berichtet Barbara Helfrich.

Doris zur Linden ist seit über zehn Jahren im Lädchen und kennt Trends und Ladenhüter. Zwiebelmuster auf Porzellan sind wieder gefragt, und auch Korallen-Schmuck, ob als Kette oder Ring, geht wie geschnitten Brot. Kupfer, Zinn und Römergläser sind zurzeit out. „ Es gibt Tage, da verkaufen wir für nur 50 Euro, aber es gibt auch solche, da liegen abends 3000 Euro in der Kasse.“ Das Lädchen ist kein Pfandhaus; Geld gibt es erst, wenn die eingelieferte Ware verkauft wurde. Die Einlieferung ist kostenfrei, ist die Ware allerdings nach sechs Monaten noch nicht verkauft, dann kann der Besitzer entweder den Verkaufspreis reduzieren oder er muss drei Prozent vom geschätzten Verkaufswert an das Lädchen zahlen.

„Damit schützen wir uns vor Kunden, die eigentlich nur eine kostenlose Taxierung möchten. Faire Verkaufsvermittlung, das ist noch heute unser Ansatz. Die Ware geht zum Taxator, vom Goldschmied bis zum Kunsthistoriker, die Experten ermitteln den Verkaufspreis “, sagt Barbara Helfrich.

Diebesgut ohne Chance

Diebesgut hat hier keine Chance. „Wenn Leute in den Laden kommen und die Ware in einer Plastiktüte haben, dann läuten bei uns die Alarmglocken. Wer etwas geerbt hat, der präsentiert die Ware, auch wenn sie ihm nicht gefällt, meistens mit viel mehr Wertschätzung und nicht lieblos und durcheinander in einem Beutel“, so die Chefin Doris zur Linden. In drei Jahren wird Das Lädchen 100, sicherlich ein Anlass für eine gebührende Geburtstagsfeier. Und Champagner aus Porzellan-Tassen.  Das Lädchen, Neven-DuMont-Straße 17–19, 50667 Köln

www.das-laedchen.koeln

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