Kölns VerkehrsknotenpunktDarum liegt Umgestaltung von Barbarossaplatz auf Eis

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Die Bahnsteige der Linien 16 und 18 sind für Rollstuhlfahrer noch immer nicht nutzbar.

Die Bahnsteige der Linien 16 und 18 sind für Rollstuhlfahrer noch immer nicht nutzbar.

  • Der Barbarossaplatz ist ein Verkehrsknotenpunkt in Köln. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird über die Umgestaltung des Platzes diskutiert.
  • Ein Gutachten wurde bereits 2009 in Auftrag gegeben – passiert ist nichts. Noch nicht mal die Bahnsteige der Linie 16 und 18 sind rollstuhlgerecht umgebaut.
  • Warum liegen die Pläne auf Eis? Unser Redakteur hat nachgehakt.

Köln – Wenn es in Köln einen Ort gibt, der absolut vom Verkehr beherrscht wird, dann ist es der Barbarossaplatz. Vier Stadtbahn-Linien kreuzen die von Geschäftshäusern gesäumte Fläche. Sieben Straßen münden dort – Hohenstaufenring, Salierring, Luxemburger Straße, Weyerstraße, Neue Weyerstraße, Roonstraße, Kyffhäuserstraße. Radfahrer teilen sich die Fahrspuren mit Autofahrern, ein Radweg zu ihrem Schutz existiert lediglich auf der Südwestseite. Hinzu kommen sechs Übergänge für Fußgänger – eine richtige Platzfläche gibt es aber seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Wo im 19. Jahrhundert ein mit Bäumen umgebener Brunnen stand, befinden sich heute lange Bahnsteige.

Verkehrsgutachten vor 10 Jahren in Auftrag gegeben

Angesichts der Dominanz des Verkehrs wird bereits seit mehr als einem Jahrzehnt darüber diskutiert, wie sich der Barbarossaplatz umgestalten ließe. Die Politiker im Stadtrat haben im Juli 2009 beschlossen, dass die Stadt ein Verkehrsgutachten in Auftrag geben sollte. Die Verwaltung engagierte damals das Büro Pesch Partner Architekten, das für den Barbarossaplatz eine großzügige Platzraumgestaltung erarbeitete.

Doch auch zehn Jahre danach hat sich am Barbarossaplatz nichts getan. Selbst die Bahnsteige der Linien 16 und 18, die angehoben werden sollten, damit Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen ebenerdig in die Bahn steigen können, sind nach wie vor zu niedrig.

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Planung für Verkehrsführung fehlt

Die Stadt lieferte auf Anfrage eine Erklärung für den Stillstand an dem zentralen Platz in der Innenstadt. „Erst wenn eine belastbare Planung zur Verkehrsführung von Kfz und Stadtbahn vorliegt, kann auf der Grundlage des Pesch-Entwurfs eine stadtgestalterische Entwurfs- und Ausführungsplanung und letztendlich die Umsetzung erfolgen“, teilte ein Sprecher mit. Warum diese Planung nicht längst existiert, ließ das Verkehrsdezernat auch auf erneute Nachfrage unbeantwortet.

Sollten die Pläne des Büros Pesch umgesetzt werden, würde das einen starken Eingriff in die Verkehrsinfrastruktur bedeuten. So müsste unter anderem die Gleistrasse der Stadtbahnlinie verschwenkt werden, um die Platzfläche zu vergrößern und schöner als bislang zu gestalten.

„Die vorgeschlagenen Eingriffe waren so umfassend, dass zunächst untersucht werden sollte, wie die Verkehrsführung für Fahrzeuge gestaltet werden sollte und ob eine Stadtbahnlinie tiefer gelegt werden sollte“, sagte der Stadtsprecher. Genau das ist aber nicht geschehen, weshalb die Pläne seit 2013 auf Eis liegen – weder die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung noch die Fraktionen im Stadtrat haben die Neugestaltung des Barbarossaplatzes seitdem weiterverfolgt.

Speer: Tunnel nicht notwendig

Damals deutete sich bereits an, dass eine Tieferlegung der Stadtbahn-Trasse sehr teuer wäre. Auch der städtebauliche Masterplan für die Innenstadt von Albert Speer sah einen Tunnel 2009 als nicht notwendig an. „Zum einen wird der Barbarossaplatz auch zukünftig querende Stadtbahnverkehre haben und zum anderen lässt sich mit einer Optimierung des Platzes die Stadtbahn gut in den Platzraum integrieren“, lautet die Begründung.

Speer schlug eine „regelmäßige Begrünung der Platzränder durch eine klare Reihung von Straßenbäumen“ vor, um den Platz räumlich besser zu fassen. Die Platzmitte mit dem begrünten Gleisbett sei „künftig unbedingt von einer niedrigwüchsigen Bepflanzung“ freizuhalten, so Speer.

Die Tieferlegung der Stadtbahn könnte bei den Überlegungen zu einer Neugestaltung in der Zukunft aber doch noch eine Rolle spielen. Sobald die Nord-Süd-Stadtbahn ab 2027 zwischen Waidmarkt und Heumarkt in Betrieb gegangen sein wird, fährt die Linie 16 nicht mehr über den Barbarossaplatz. Ab diesem Zeitpunkt besteht die Möglichkeit, die Stadtbahn, die in Zukunft aus Flittard und Stammheim über Mülheim-Süd und die Severinsbrücke in die Innenstadt geführt wird, über die dann frei werdende Trasse zum Neumarkt und Hauptbahnhof zu führen.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ könnte diese neue Stadtbahn-Linie alternativ von der Severinstraße zum Barbarossaplatz und von dort weiter nach Klettenberg fahren. „Für diese Alternative, die bisher noch nicht Bestandteil einer öffentlichen Diskussion ist, müsste im Bereich der Haltestelle Poststraße ein größerer Umbau vorgenommen werden, um eine direkte Verbindung von der Severinstraße zum Barbarossaplatz zu schaffen“, sagte ein KVB-Sprecher auf Anfrage.

In diesem Fall sei eine Tieferlegung des Barbarossaplatzes für die Stadtbahn-Linie Richtung Luxemburger Straße naheliegend und müsse dementsprechend geprüft werden. Ein Nachteil bestehe jedoch darin, dass die bisherige Verbindungsweiche am Barbarossaplatz entfallen würde, die im Fall einer Störung ein Umleiten der Linie 18 über die Ringe ermöglicht.

In der Zwischenzeit geht es am Barbarossaplatz in kleinen Schritten voran. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau will sich in einer der kommenden Sitzungen des Verkehrsausschusses von den Politikern absegnen lassen, die Bahnsteige der Linien 16 und 18 anzuheben, um sie barrierefrei zu gestalten. Auf der Nordostseite des Platzes soll zudem ein Radweg auf der Fahrbahn angelegt werden.

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