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Mobbing, DrohungenStreit am Kölner Hänneschen-Theater geht weiter

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Szene aus dem aktuellen Stück „Ne falsche Fuffziger“

Szene aus dem aktuellen Stück „Ne falsche Fuffziger“

Köln – Der Streit im Hänneschen schwelt weiter. Nach massiver Kritik von 16 Mitgliedern aus Ensemble, Bühnenwerkstatt und Puppenspiel-Verwaltung an Intendantin Frauke Kemmerling, der Mobbing und schlechter Führungsstil vorgeworfen wird, hatte Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach für den vergangenen Freitag eine Personalversammlung einberufen. Doch nach einem mehrstündigen Gespräch am Eisenmarkt scheint man von einer Lösung des Konfliktes weit entfernt. „Es gab einen vertrauensvollen und intensiven Austausch mit allen Beteiligten. Wir werden weiter im Dialog bleiben“, lautet eine kurze Antwort der Dezernentin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Wie von Teilnehmern der Gesprächsrunde zu erfahren war, hatten sich die Vertreter der Verwaltung zunächst zwei Stunden lang mit der Belegschaft – und wie es heißt teils unter Tränen und mit einer spürbaren nervlichen Anspannung – ausgetauscht. Als dann Intendantin Kemmerling hinzugeholt wurde, habe eine Reihe ihrer Mitarbeiter nicht weiterreden wollen und den Raum verlassen.

Mobbing und Drohungen

Darunter auch eins der dienstältesten Ensemble-Mitglieder, das klar aussagt, nicht mehr in der Lage zu sein, seinen Beruf, der eigentlich einer der schönsten auf der Welt sei, auszuüben. „In dieser Atmosphäre, wie sie sich in den letzten Jahren in diesem Theater entwickelt hat, ist es mir nicht mehr möglich, künstlerisch kreative Arbeit abzuliefern“, heißt es in einer persönlichen Stellungnahme. „In einem Umfeld, wo Kollegen gemobbt werden, Kollegen bedroht werden. Wo einem Faulheit, Nichtwollen und Arbeitsverweigerung vorgeworfen wird und einem die fristlose Kündigung angedroht wird.“

Solche Sätze scheinen offenbar auch bei der Kulturdezernentin angekommen zu sein, die allerdings weiterhin auf Gespräche setzt: „Gemeinsam reden, gemeinsam lösen.“ In diesen Tagen, so wurde seitens des Ensembles erzählt, sollen alle Hänneschen-Mitarbeiter der Kulturverwaltung mitteilen, ob die Teilnahme an einer Mediation mit verschiedenen Angeboten wie Einzel- und/oder Gruppengespräche mit unterschiedlichen Teilnehmern eine Option eines neu aufzunehmenden Dialogs sein könnte. Doch diese Möglichkeit wird anscheinend schon jetzt von einem Großteil der Puppenspieler ausgeschlossen. „Die Zeit der Worte und des Geredes ist vorbei. Wir wollen Taten sehen“, heißt es von der Seiten der Kritiker.

Tiefer Riss durch die Knollendorfer Belegschaft

Demgegenüber steht eine andere Gruppe aus dem Theater, die die Auffassung vertritt, dass nur „Gespräche helfen können und eine Zukunft möglich machen. Gesprächsverweigerung führt tiefer in den Konflikt. Das wollen wir nicht.“ So steht es in einem Brief, den Kemmerlings Stellvertreter und Tünnes-Darsteller Udo Müller in der Vorwoche im Kulturamt abgegeben hat und den elf Mitarbeiter aus Ensemble, Kasse und Foyer unterschrieben haben.

Die beiden unterschiedlichen Briefe an die Kulturdezernentin dokumentieren auch den offenbar tiefen Riss durch die Knollendorfer Belegschaft. Neben den Kritikern Kemmerlings gibt es am Eisenmarkt auch eine Gruppe von Befürwortern des Arbeitsstils der Intendantin und ihres Konzeptes für das Theater. „Wir sind unserer Chefin gegenüber loyal. Wir lehnen pauschalisierte Vorwürfe in jede Richtung ab“, steht es in deren Brief. „Wir wissen nicht, warum die Intendantin und das Haus derart beschädigt werden.“

Auch Loyalität gegenüber Kemmerling ist vorhanden

Und weiter heißt es da: „Seit Beginn der Intendanz von Frauke Kemmerling wird Kommunikation groß geschrieben. Ihr Führungsstil ist gleichermaßen geprägt von künstlerischem Anspruch und Klarheit sowie den heute unabdingbaren Kompetenzen einer Kulturmanagerin. Wir unterstützen und wertschätzen unsere Intendantin, die sich höchst professionell und mit ganzer Seele für das Wohl des Hänneschen-Theaters – und für unser Wohl – einsetzt.“

Das sehen die Kritiker auf der anderen Seite ganz anders. Da sind einige krankgeschrieben, weil sie – so wird aus der Gruppe berichtet – gegenwärtig dem psychischen Druck nicht gewachsen sind. Einige sollen gar über eine Kündigung nachdenken.

Intendantin Frauke Kemmerling wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Thema äußern.

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