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Radverkehr in KölnAutofahrer ignorieren neu eingerichtete Spur zum Neumarkt

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Die neue Radspur auf der Cäcilienstraße

Die neue Radspur auf der Cäcilienstraße

Kölner Innenstadt – Wie schwer aller Anfang sein kann, lässt sich seit Mittwoch auf der Cäcilienstraße in der Innenstadt beobachten. Die Stadt hat auf einem 300 Meter langen Abschnitt zwischen Nord-Süd-Fahrt und Neumarkt eine Autospur in einen breiten Radweg umgewandelt. „Das ist ein hochattraktives Angebot und ein Schritt in die richtige Richtung zur Stärkung des Radverkehrs“, sagte Verkehrsdezernentin Andrea Blome bei der Eröffnung.

Doch nur wenige Minuten danach zeigte sich, dass einige Autofahrer die veränderte Situation schlichtweg ignorieren oder zu ihren Gunsten ausnutzen. So kürzen etwa Taxifahrer, die möglichst schnell zu ihrem Halteplatz am Neumarkt gelangen wollen, den Weg über die Radspur ab. Autofahrer, die das neue Parkhaus des noch im Bau befindlichen Motel One ansteuern, queren die Radspur nicht wie vorgesehen erst auf Höhe der Einfahrt, sondern befahren sie durchgängig von der Nord-Süd-Fahrt aus. Die Fahrer von Paketdiensten nutzen die neue Radspur hingegen kurzerhand als Parkfläche, um in aller Ruhe ihre Ladung in die umliegenden Häuser zu verteilen.

Eine Ladezone hat die Stadt für sie nicht eingerichtet, wohl aber großzügig eine Sitzbank aufgestellt, deren Rückseite der Cäcilienstraße zugewandt ist. Wer darauf Platz nimmt, kann daher lediglich die Fassade eines Geschäftshauses bewundern statt die romanische Kirche St. Cäcilien auf der gegenüberliegenden Seite.

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Bußgeld beträgt zwischen fünf und 20 Euro

Die Hemmung, unrechtmäßig auf einem ausgewiesenen Radweg zu parken oder diesen mit dem Pkw oder Lkw zu befahren, ist offenbar nicht sonderlich ausgeprägt. Auch die Aussicht auf ein Bußgeld dürfte kaum abschrecken, da es lediglich zwischen fünf und 20 Euro beträgt. Für viele Radfahrer wird eine große Überwindung vonnöten sein, sich dieser Situation auszusetzen.

Auch die Ein- und Ausfahrt des Motel-One-Parkhauses liegt äußerst ungünstig zwischen zwei großen Platanen. Wer herausfährt und nach links auf die neue Radspur blickt, dessen Sicht wird durch einen großen Baumstumpf und zwei Werbefahnen des Parkhausbetreibers beeinträchtigt.

Von diesen Startschwierigkeiten einmal abgesehen, finden die Radfahrer an dieser Stelle jetzt einen großzügigen Raum vor, der ganz für sie reserviert ist. Das erhöht zum einen die Sicherheit, zum anderen ermöglicht es das Überholen langsamerer Radfahrer. 

„Wir haben festgestellt, dass der Autoverkehr auf der Cäcilienstraße pro Jahr um ein Prozent abnimmt und der Radverkehr dafür um drei Prozent zunimmt“, sagte Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung. Pro Tag seien dort 30000 Autofahrer und 9000 Radfahrer unterwegs.

Weitere Umbauten geplant

Die neue Radspur, zu der eine punktuelle Ausbesserung des Asphalts, Markierungen und ein abgesenkter Bordstein gehören, an der Cäcilienstraße hat insgesamt 17000 Euro gekostet. 11000 Euro übernahm die Stadt, den Rest musste die Baufirma des Motel One bezahlen, da sie zur Wiederherstellung der während der Arbeiten genutzten Flächen verpflichtet war. Vier Parkplätze am Straßenrand fielen ersatzlos weg.

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Da der Neumarkt bislang für Radfahrer ein Hindernis darstellt, will die Stadt in den kommenden Wochen weitere Verbesserungen vornehmen. So soll der Radverkehr aus der Richmodstraße sicher auf die Straße rund um den Neumarkt geleitet werden, indem die Autos mit Hilfe einer Rot geschalteten Ampel gestoppt werden. Die Ecke zur Hahnenstraße, an der sich der Radweg eng an dem Stützpfeiler eines Hauses vorbeischlängelt, soll ebenfalls entschärft werden. Der Radverkehr darf dort bald auf einem kurzen Stück die Autostraße mitbenutzen. Das soll auch die Sicherheit der an der dortigen Ampel wartenden Fußgänger erhöhen.

Im kommenden Jahr soll auch die Fleischmengergasse für den Radverkehr umgebaut werden. Der Autoverkehr kann dann vom Neumarkt kommend dort nicht mehr rechts abbiegen. Poller sollen die Durchfahrt verhindern.

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