SüdtstadtfestStadt Köln verweigert „Bunt im Block“ die Genehmigung

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Das Straßenfest Längste Desch zieht jährlich tausende Besucher ins Severinsviertel.

Das Straßenfest Längste Desch zieht jährlich tausende Besucher ins Severinsviertel.

Innenstadt – Die Stadt hat den Veranstaltern von „Bunt im Block“ mitgeteilt, dass sie das Fest in der Südstadt nicht genehmigen wird. Nach einer „Interessenabwägung“ sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Veranstaltung nicht genehmigungsfähig sei. Über das neue Fest wird seit Wochen heftig diskutiert. Ging es zunächst um eine Streitfrage im Viertel wurde aus dem Fest in den letzten Wochen ein Sinnbild für die Frage, wie die Stadt in Zukunft mit ihrem öffentlichen Raum umgehen will.

Die Veranstalter von „Bunt im Block“ wollten vieles anders machen als die Macher der üblichen Straßenfeste in Köln. Ihr Konzept orientiere sich am „Tag des guten Lebens“, bei dem die Nachbarschaft gepflegt wird und gleichzeitig Fragen der Zukunftsentwicklung der Stadt thematisiert werden.

Weitere Veranstaltung von Anwohnern unerwünscht

Protestierende Südtstädter – darunter zahlreiche Promis der arrivierten Kulturszene – wollten keine weitere Veranstaltung auf den Straßen und Plätzen vor ihrer Haustür. Sie verwiesen auf die Exzesse zur Sessionseröffnung am 11.11. und die bereits große Zahl an Open-Air-Events im Viertel. es sollte kein weiteres Fest hinzukommen, das Menschen aus der ganzen Stadt anlocken könnte. Außerdem misstrauten sie den Zusagen der „Bunt im Block“-Macher um den Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter, ein möglichst unkommerzielles Fest gestalten zu wollen.

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Nicht minder spannend als die Bewertung, wer hier Recht oder Unrecht hat, ist die Frage, wer in Köln entscheidet, was im öffentlichen Interesse ist und was nicht. Mit der Entscheidung gegen „Bunt im Block“ wischt die Stadtverwaltung einen Mehrheitsbeschluss der Bezirksvertretung Innenstadt vom Tisch. Die Genehmigung sei Geschäft der laufenden Verwaltung, heißt es in einem Brief des Ordnungsamts an die „Bunt im Block“-Verantwortlichen. Der politische Beschluss wiege weniger als „das Votum der Anlieger“. Dieses kommt aus Sicht der Verwaltung durch 302 gültige Unterschriften zum Ausdruck. Das Interesse werde durch die „Tatsache verstärkt, dass es sich um einen Sonntag handelt, der unter besonderem Rechtsschutz steht“.

Ablehnungsgründe seien absurd

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke von den Grünen übte scharfe Kritik am Vorgehen der Verwaltung. „Solch eine Arroganz der Macht habe ich noch nie erlebt.“ In einem Brief an die Oberbürgermeisterin fordert er, die Entscheidung zurückzunehmen und den Willen der Bezirksvertretung umzusetzen. „Diese Debatte muss Folgen haben“, so Hupke. Er forderte erneut die Einrichtung eines Gremiums auf Stadtebene, das ähnlich wie der Gestaltungsrat bei Bauprojekten, darüber berät, welche Feste im öffentlichen Interesse sind und welche nicht.

Thomas Schmeckpeper von „Bunt im Block“ kritsierte die Ablehnungsgründe als „absurd“. Die Zahl der Unterschriften mache gerade einmal 3 Prozent der Bewohner im betroffenen Viertel aus. Die Verwaltung habe außerdem nicht geprüft, auf welcher Grundlage sie gesammelt worden sind. Und dass man plötzlich den schützenswerten Sonntag als Argument anführe, sei ebenfalls überraschend. Schließlich kenne die Verwaltung seit einem halben Jahr den Veranstaltungstag. So lange liege ihr der Antrag zur Genehmigung vor. Nun sage sie fünf Wochen vor dem geplanten Fest ab. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, so Schmeckpeper. Die Vorbereitungskosten für das Fest hätten sich zu einem fünfstelligen Betrag summiert.

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