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Sufi-ZentrumDurch Liebe zu Gott finden

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Ein Höhepunkt des abends war der Tanz des Derwisch.

Ein Höhepunkt des abends war der Tanz des Derwisch.

Innenstadt – Der in sich gekehrte Tänzer mit der hohen braunen Filzmütze und dem weißen Gewand dreht sich auf dem weichen Teppich immer schneller um die eigene Achse. Die Arme lässt er im Rhythmus von Flötenmusik und Trommelschlägen auf und ab schwingen. Er ist ein Derwisch, ein Angehöriger einer mystischen islamischen Ordensgemeinschaft, den Sufisten.

Das Wort Derwisch, das aus dem Persischen stammt, kann mit Bettler übersetzt werden. Gemeint ist damit aber mehr ein asketischer Mönch, der seine eigene Armut gegenüber Gott erkennt. Sein verzückter Trancetanz, der bis zu fünf Minuten andauert – ohne dass ihm schwindelig wird – gilt als Methode, in religiöse Ekstase zu verfallen. Er dreht sich, um mit Gott in Kontakt zu kommen und damit „wahre Liebe“ zu erlangen.

Abend mit Musik und Tanz

Das Kölner Sufi-Zentrum Rabbaniyya, dessen Träger der Verein „Der wahre Mensch“ ist, hat in den Räumen der Multikulturellen Sozialarbeit Köln am Hansaplatz ein Zuhause gefunden. In dem frisch renovierten Gewölbe, das unter dem Namen Kale Camii auch als Moschee genutzt wird, leitet Scheich Esref Efendi, Meister und spiritueller Wegweiser, die Gemeinde der Sufis. Köln ist eines von drei Sufi-Zentren des Scheichs, der Hauptsitz ist in Berlin, eine weitere Niederlassung befindet sich am Bodensee.

An einem Abend zu Ehren des islamischen Mystikers Dschalal ad-Din ar-Rumi wurde mit Musik, Tanz und vielen Besuchern das Leben und Werk des berühmten Dichters aus dem 13. Jahrhundert gefeiert. Nicht nur der Tanz des Derwischs stand auf dem Programm, traditionell wurden auch die 99 Namen Allahs besungen. Extra aus Berlin war dafür das Sufi Ensemble Rabbaniyya angereist. Der persische Rohrflötenspieler Reza Fazli entlockte seiner „Ney“ eindringliche Laute, die zusammen mit zwei „Daf“ (Rahmentrommeln) und dem Gebetsgesang mystisch-orientalische Stimmung in die Innenstadt brachten.

Jeder kann teilnehmen

Die Gemeinschaft zeigt sich offen für alle Interessierten: „Jeder Mensch, egal welcher Konfession er auch angehört, ob er gläubig ist oder nicht, kann an unseren Meditationen teilnehmen“, erläutert Mitglied Aylin Cakcak. Der Scheich des Zentrums leitet in den regelmäßigen gemeinsamen Zusammenkünften nicht nur den „Dhikr“, das Gebetsritual, sondern führt auch die Derwisch-Schüler auf ihrem spirituellen Weg. „Die Weiterentwicklung endet eigentlich niemals“, erklärt Rainer Becker, der sich als Schüler vor drei Jahren auf den Sufiweg machte. Denn der Sufismus versteht sich als Weg zu Gott durch Liebe. Zum Sufismus kam der Berliner über eine Begegnung mit Scheich Esref Efendi auf dem interreligiösen Zukunft-Erde-Festival 2008. Schnell spürte er: „Das passt zu mir, da gehöre ich hin.“ Für Köln planen die Sufis nun unter dem Motto „Wege zur Wahrheit“ einen Tag des Austauschs zwischen den Religionen, zu dem Vertreter aller Konfessionen eingeladen werden sollen.

Der Verein „Der wahre Mensch“, der deutschlandweit an die 500 Mitglieder umfasst, betont, dass er ein friedliches und verständnisvolles Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen fördern und kultur- und konfessionsübergreifend Achtung vor den Regeln und Gesetzen des Lebens vermitteln will.

Zu den regelmäßigen Veranstaltungen der Sufisten gehören neben Meditationsabenden auch Derwisch-Seminare – für Männer und Frauen.

Adresse:

Hansaplatz 6

50670 Köln.

www.sufi-zentrum-rabbaniyya.de

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