Totschlag am Aachener Weiher25-jähriger Kölner muss vier Jahre in Haft

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Symbolbild

Köln-Innenstadt – Wegen Totschlags in einem minderschweren Fall hat das Landgericht den 25-jährigen Mann, der am 7. März dieses Jahres den 26 Jahre alten Kellner Giuseppe O. in der Nähe des Aachener Weihers umgebracht hat, zu vier Jahren Haft verurteilt. „Er liebte das Leben und erwartete noch viel von ihm“, sagte Sabine Kretzschmar, Vorsitzende der 11. Großen Strafkammer; sie sprach von einer „Tragödie besonderen Ausmaßes“.

Über den Angeklagten Kalil T. (Name geändert), der ein Geständnis abgelegt hatte, sagte sie, ihn belaste es „erkennbar schwer“, für den Tod des Opfers verantwortlich sein. Giuseppe O., den Kretzschmar als freundlich und gesellig, aber auch als zum Teil „impulsiv und konfliktfreudig“ charakterisierte, hatte eine von Eifersucht geprägte On-off-Beziehung mit der Schwester des Täters. Gelegentlich kam es zu Tätlichkeiten. Besonders übel nahm Giuseppe O. es ihr, dass sie zweimal abgetrieben hatte.

Treffen mitten in der Nacht

Er kam auf die Idee, Kontakt mit ihren Brüdern aufzunehmen. Wollte er sie ihnen gegenüber schlecht machen? In den Stunden vor der Tat war er lange unterwegs, trank viel Alkohol. Gegenüber einem anderen Bruder seiner Freundin stellte er sie bloß, bezeichnete sie als „billige Hure“, erwähnte die Abtreibungen. Dass Kalil T. ins Spiel kam, lag daran, dass er nach der Trennung seiner Eltern, die im Jahr 2000 als Angehörige der verfolgten Minderheit der Jesiden aus dem Irak nach Deutschland gekommen waren, die Rolle des Familienoberhaupts ausfüllte. Er übernahm es, sich mit Giuseppe O. zu treffen, der darauf gedrängt hatte. Zur Sicherheit nahm er zum Treffpunkt auf der Aachener Straße ein Messer mit. Giuseppe O. war unbewaffnet. Gegen 3.40 Uhr trafen die Männer aufeinander.

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In der Rekonstruktion des Tatgeschehens, für das es keine Augenzeugen gibt, folgte die Kammer weitgehend der Darstellung des Täters. Zunächst sei das Treffen friedlich verlaufen. Dann sei Giuseppe O. laut und aggressiv geworden, habe Beleidigungen von sich gegeben, sei Kalil T. immer wieder zu nahe gekommen. Der habe ihn zurückgeschubst und schließlich das Messer hervorgeholt, um seinen Kontrahenten in Schach zu halten, nicht aber, um ihn zu verletzen. Als die Männer erneut auf Tuchfühlung gegangen seien, habe Kalil T. befürchtet, Giuseppe O. könne etwas Gefährliches aus der Tasche ziehen. Er stach zu.

Tödliche Verletzungen

Das Messer spaltete eine Rippe des Opfers, Lunge, Hauptschlagader und Herzbeutel wurden verletzt. Giuseppe O. verblutete. Kretzschmar sprach von einer „Kurzschlussreaktion“ des Angeklagten. „Es hätte gereicht, für Abstand zu sorgen und mit dem Messer zu drohen“, sagte die Vorsitzende. Die Staatsanwaltschaft hatte achteinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidiger nicht mehr als vier Jahre.

Den Haftbefehl hob die Kammer auf. „Viel Glück bei der Bewältigung des Geschehens“, sagte Kretzschmar an Kalil T. gewandt. Der Familie des Opfers wünschte sie, einen Weg zu finden, „mit dem schweren Verlust zu leben“.

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