Traum aus Holz und TerrakottaKölner Paar baut Haus ökologisch aus

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Das Haus vom Garten aus gesehen.

Das Haus vom Garten aus gesehen.

  • Veit und Barbara Otto haben sich 1986 in das schöne Haus in der Heinrichstraße verliebt.
  • Die Doppelhaushälfte ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern wurde auch ökologisch ausgebaut.
  • Denn den Innenbau hat das Paar eigenständig erledigt: mit Terrakotta für die Böden, Dämmung mit Naturmaterial und selbst geschreinerten Küchenschränken.

Weiß – Holz, ganz viel Holz. Und ganz viel Grün. Das Haus, genauer gesagt die Doppelhaushälfte an der Heinrichstraße, ist ein Hingucker vor allem im Frühsommer, wenn der Blauregen an der „Holzdoppelschalen-Fassade“ prachtvoll lila blüht.

Es ist ein ökologisch gebautes Haus – eines, in das sich Veit und Barbara Otto auf den ersten Blick verliebt hatten, als es sich 1986 noch im Rohbau befand. Mit dem Rad und sehnsüchtigen Blicken fuhr das Ehepaar nicht nur ein Mal vorbei. Deutlich war die Ständerbauweise zu erkennen – hohe Holzbalken tragen das Haus. Sie reichen von der Schwelle bis zum Dach.

Das Haus von innen.

Das Haus von innen.

Der Kölner Architekt Stephan Goerner hat dort zwei Doppelhäuser mit vier Wohneinheiten gebaut. 300 000 D-Mark sollte eine Haushälfte mit 120 Quadratmetern Wohnfläche kosten – damals viel Geld für Veit und Barbara Otto, die gerade ein Jahr zuvor geheiratet hatten und in Bayenthal lebten. Sie rechneten und rechneten und schlugen dann vor, den Innenausbau selbst zu übernehmen. Stephan Goerner war einverstanden und verringerte den Kaufpreis. 1987 zogen die Ottos ein, Sohn Florian war gerade ein Jahr alt.

Begeisterung fürs natürliche Bauen

Veit Otto, technischer Ingenieur von Beruf, schmunzelt, wenn er an die damalige Muskelkraft denkt, an die Energie und die Begeisterung fürs natürliche Bauen. Ottos verwendeten Terrakotta für die Böden, Dämmung mit Naturmaterial, wie zum Beispiel Isofloc-Zellulose, und auch für drinnen viel Holz. Sogar die Küchenschränke sind selbst geschreinert.

Fühlen sich seit 1987 pudelwohl in ihrem Zuhause: Die Ottos.

Fühlen sich seit 1987 pudelwohl in ihrem Zuhause: Die Ottos.

Beeinflusst wurden Ottos vom Atomunfall in Tschernobyl im Jahr 1986. Die Katastrophe bestärkte sie in ihrem Anspruch, sich selbst ein gesundes und umweltgerechtes Wohnumfeld zu schaffen. „Meine erste Großtat war 1989 der Bau der Solarthermie auf dem Dach“, erzählt Veit Otto. Sie versorgt heute noch „ohne Mucks“ das ganze Haus mit warmem Wasser. Im naturnahen, pflegeleichten Garten gab es vier Hühner und einen Hasen. Heute kriechen und fliegen andere Tiere in der idyllischen Oase umher – Libellen, Bienen, Fledermäuse, Vögel. Im kleinen Teich plätschert ein Springbrunnen. Es wachsen Kräuter, Erdbeeren und Tomaten in Töpfen und zwischen Blumen und Bäumen. Wasser zum Gießen wird in der Zisterne gesammelt.

Bombastische Kindergeburtstage

1990 kam Sohn Frederik zur Welt. „Er wurde hier im Haus geboren“, sagt Barbara Otto und erinnert sich an „bombastische“ Kindergeburtstage, die im Haus gefeiert wurden – und auch an die riesigen Weihnachtsbäume, die im vier Meter hohen Wohnzimmer aufgestellt wurden.

Vier Wohneinheiten sind in den 1980er Jahren an der Weißer Heinrichstraße entstanden. Die Ottos erledigten den Innenausbau selbst.

Vier Wohneinheiten sind in den 1980er Jahren an der Weißer Heinrichstraße entstanden. Die Ottos erledigten den Innenausbau selbst.

Die Wohnebenen sind verschachtelt, die Treppen und Geländer offen. „Den Kindern ist aber nie etwas passiert“, sagt Barbara Otto. 1997 bauten Ottos zwei Zimmer an, freilich in der typischen Ständerbauweise. „Unser Haus war und ist unser Heim im besten Sinne“, schwärmt sie. Es ist ein Ort des Rückzugs, gleichzeitig aber auch ein offenes Haus – nicht nur in puncto Architektur.

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Ottos öffnen ihr Haus gerne für Freunde, die mitunter aus der ganzen Welt anreisen. Viele multikulturelle Kontakte haben sie geknüpft auf ihren beruflichen wie privaten Reisen, im Rahmen der Kölner Städtepartnerschaften mit Bethlehem und Tunis und bei ihrer Arbeit in der Flüchtlingshilfe.

Erst spät, mit weit über 50, hat sich Barbara Otto nach langjähriger Berufstätigkeit einen Traum erfüllt und Bildende Kunst und Bildhauerei studiert. Seit ein paar Jahren arbeitet sie als freie Künstlerin. Ihre Arbeiten knüpft sie meist an politische Fragestellungen. Im einstigen Gartenhäuschen hat sie ein Atelier fürs „Grobe“ eingerichtet. Dort hantiert sie am liebsten mit der Motorsäge. Der Strom kommt – natürlich – von Sonnenkollektoren auf dem Dach.

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Veit Otto ist seit gut einem Monat in Rente und ganz entspannt. „Mal gucken, was kommt“, sagt der 64-Jährige. Am Haus hat er jedenfalls nicht viel zu tun, „es ist in erstaunlich gutem Zustand“. Nach Corona soll es wieder auf Reisen gehen, nach Norwegen, Uganda, Tunesien und nach China zu den Schwiegereltern des Sohnes. Und vielleicht schon bald mal wieder nach Holland, wo sich beide gern surfend die Zeit vertreiben. Das Haus an der Heinrichstraße bleibt derweil ihr geliebtes „Base-Camp“.

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