Virtual RealityTimeride macht virtuelle Reise in das vergangene Köln möglich

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Timeride ermöglicht einen Blick in die Kölner Vergangenheit

Köln – Ringsum bilden alte Häuser schmucke Zeilen, in Richtung Heumarkt fährt eine Tram, und vor dem Rathaus herrscht reges Markttreiben. Kurz darauf ist die Szenerie komplett verwandelt, obwohl man am selben Ort steht. Als Orientierungsmarken wiederzuerkennen sind der Jan-von-Werth-Brunnen und der Dom, ansonsten dehnt sich auf allen Seiten eine Trümmerlandschaft aus, hier und da steigt Rauch auf.

Dann erneut ein Sprung, diesmal hinein in ein bewegtes Bild: Man steht auf einem Wagen des Rosenmonatszugs, der sich seinen Weg durch die Menge bahnt. Der Alter Markt im Zeitraffer, vom Jahr 1909 über die Endphase des Zweiten Weltkriegs bis zu unseren Tagen – so kann man den Platz und seine Umgebung erleben, wenn man an der neuartigen Stadtführung von Timeride teilnimmt. Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen macht die Zeitreise möglich. Virtuelle Realität, kurz VR, bezeichnet die von Computern simulierte Wirklichkeit. An diesem Samstag finden die ersten Führungen statt.

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Bisher bot Timeride nur eine virtuelle Rundfahrt durch die Kölner Altstadt um 1900 an. Im Oktober 2017 eröffnete am Alter Markt das Ladenlokal, in dem die Besucher nicht nur 3D-Fotografien und einen Dokumentarfilm über die Stadtgeschichte sehen, sondern auch eine Zeitreise im Nachbau der ersten elektrischen Straßenbahn Kölns machen können.

Köln-Touren als Antwort auf Corona-Krise

Mit Hilfe einer VR-Brille, die einen 360-Grad-Panoramablick ermöglicht, tauchen sie in die damalige Lebenswelt ein. Vibrationen der Bahn und ein künstlicher Fahrtwind verstärken das Gefühl von Authentizität. „Wir tragen Timeride in den Stadtraum hinaus“, sagte Jonas Rothe, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, bei der Präsentation des neuen Angebots. Köln sei die die erste Großstadt, in der es „Stadtführungen in Verbindung mit historischen VR-Szenarien“ gebe. Die Touren seien „auch eine Antwort auf die Corona-Krise, um in Köln innovative Veranstaltungskonzepte für Einheimische wie auch für Touristen anzubieten“.

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Die Rundgänge werden in enger Kooperation mit Kölntourismus und dem Kölner Stadtführer e. V. veranstaltet. „Bereits zum zweiten Mal positioniert Timeride ein neuartiges VR-Konzept in Köln“, sagte Jürgen Amann, Chef von Kölntourismus. Dies zeige, dass die Stadt „im Bereich touristischer Digitalisierung eine Führungsrolle einnimmt“.

Der Reiz der 90 Minuten langen Führungen zu sechs Orten besteht nicht nur darin, dass man visuell in einen – fotografierten oder gemalten - historischen Stadtraum eintauchen kann, sondern stets den Vergleich damit hat, wie er heute aussieht. Die Teilnehmer sind also eingeladen, sich in Begleitung eines Stadführers oder einer Stadtführerin doppelt umzuschauen, mit und ohne VR-Brille. Am Rheinufer zum Beispiel ist man hineinversetzt in das römische Köln. Unter einem dunklen Wolkenhimmel erblickt man jenseits der Konstantinischen Brücke, auf der Soldaten und ein Karren stehen, das Kastell Divitia, das der Abschreckung der Barbaren diente; wendet man sich um, sieht man unter anderem den Kapitolinischen Tempel, Villen und das Praetorium.

Neben dem Domforum findet man sich, sobald man die VR-Brille aufgesetzt hat, im Mittelalter wieder, in einem von einem Kreuzgang umgebenen großen Hof. Leute gehen und stehen herum, darunter Dombaumeister Gerhard und Erzbischof Konrad von Hochstaden. 

Der Kölner Dom als Zwitter

Der Dom bietet sich als Zwitter dar: Hinten entsteht der neue, gotische Teil mit seinem Strebewerk, vorne ist noch der karolingische Vorgängerbau erhalten. Bis zur Vollendung des gotischen Gotteshauses sollte es Jahrhunderte dauern. Leicht lassen sie sich überspringen: Man muss nur die VR-Brille abnehmen.

Führungen samstags und sonntags ab 11, 14 und 17 Uhr. Teilnehmen können bis zu zehn Personen; die maximale Zahl soll später erhöht werden. Exklusive Führungen sind auf Anfrage buchtbar. Bis zum 31. August kostet die Teilnahme pro Person 19,90, ermäßigt 16,90 Euro. Exklusive Gruppen bis zu zehn Personen zahlen 275 Euro. Vom 1. September an kosten Einzeltickets 24,90, ermäßigt 19,90 Euro; der Preis für exklusive Gruppen bis zu zehn Personen beträgt dann 345 Euro. Tickets können online und an der Tageskasse von „Timeride Cöln“, Alter Markt 36-42, Rufnummer 0221 988 66 330, gekauft werden; dort starten die Führungen. Demnächst sind Tickets auch bei Kölntourismus online erhältlich.

www.timeride.de/koeln/vr-stadtrundgang

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