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Von Stühlen bis PorzellanWas im Kölner Auktionshaus Bischoff unter den Hammer kommt

Lesezeit 5 Minuten
Auktionshaus von Pia Bischoff

Pia Bischoff in ihren Räumen am Duffesbach, wo sie allerlei Möbel, Lampen und andere Objekte lagert und versteigert.

Innenstadt – „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten,“ bis zu 700 Mal pro Auktion schwingt Pia Bischoff den Hammer, und das drei bis vier Mal im Jahr. Im Angebot sind Schränke, Sessel, Stühle, Gemälde, Teppiche, Skulpturen, aber auch Porzellan und Silber. „Bücher gehen gar nicht. Früher war der Brockhaus ein Muss, stand in fast jedem Wohnzimmerregal, aber wer liest heute noch Lexika? Die Jungen benutzen Wikipedia“, sagt die Chefin des Auktionshauses in der Kölner Südstadt.

Wie ein Lotteriespiel

Die Auktionen seien wie ein Lotteriespiel, man wüsste im Vorfeld nie, was geht und was liegen bleibt. „Je günstiger ich das Limit ansetze, desto höher ist der Verkaufspreis. Wir hatten mal eine Lampe sehr stiefmütterlich behandelt und sehr günstig angesetzt, weil mir die Provenienz nicht zu 100 Prozent bekannt war. Ich merkte dann aber schnell, wie groß das Interesse plötzlich war, und der Preis in die Höhe schnellte: Aus den angesetzten 200 Euro wurden dann 8000 Euro,“ erinnert sich Pia Bischoff, die vor zweieinhalb Jahren, nach dem Tode ihres Mannes, das Auktionshaus übernahm.

Als Autodidaktin habe sie sich langsam in die Materie einarbeitet, viel recherchiert und gelernt. „Der Einstiegspreis sollte relativ niedrig sein, dann wird die Gier geweckt. Als Auktionator darf man nicht der Klügste in der Reihe sein, die Kunden müssen das Gefühl haben, in diesem Auktionshaus finden wir noch gute Ware zum guten Preis.“

Internationales Auktionsportal „Lot-Tissimo“

Von den Kunden, die persönlich in die Versteigerung kommen, könnte sie allein nicht leben, deshalb veröffentlicht sie die zur Versteigerung anstehende Ware auch per Foto und Expertise auf dem internationalen Auktionsportal Lot-Tissimo. Die Kunden können dann schriftlich, telefonisch oder auch live per Mausklick mitbieten. Ihr am weitesten entfernt lebender Stammkunde kommt aus Brasilien, der steigere immer auf Porzellan.

Chinesen würden auch gerne mitbieten, wären aber sehr schwierige Kunden, was die Zahlungen anginge. „Jeder, der mitbietet, sollte sich bewusst sein, was er tut. Das ist Ernst. Die Menschen schließen mit mir einen Vertrag, wenn sie hier etwas ersteigern, da kann ich keine Rücksicht nehmen, wenn sich einer verkalkuliert hat“, sagt Pia Bischoff. Die Ware wird von Privatleuten als Einzelstück oder als komplette Nachlassauflösung eingeliefert. Zur Taxierung der Ware werden Spezialisten herangezogen, die auch die Expertisen erstellen.

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Ansonsten versucht Pia Bischoff weitgehend autark zu arbeiten. „Der Einlieferer kann seine Preisvorstellungen äußern, ich sage dann, ob die aus meiner Sicht realistisch sind. Wird die Ware ersteigert, dann bekommt der Einlieferer den ersteigerten Preis, minus 20 Prozent. Der Ersteigerer muss ein Aufgeld von 22 Prozent zahlen. Das ist meine Provision. Wenn die eingelieferte Ware nicht weg geht, kann man diese kostenfrei zurücknehmen. Für Ladenhüter gibt es allerdings auch die Chance eines zweiten Aufrufs. Das Limit wird dann um 50 Prozent reduziert.“ Im sogenannten „Nachkauf“ gibt es direkt im Anschluss an eine Auktion die nicht versteigerten Angebote zum Limitpreis.

70er und 80er-Jahre waren Goldgräberzeiten

Während einer Auktion herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, denn die 700 Objekte sind in Warengruppen gegliedert, so dass die Kunden anhand des Katalogs gezielt erst dann kommen, wenn ihr Favorit aufgerufen wird, den sie im Vorfeld bei der Besichtigung ins Auge gefasst haben.

Das Auktionsgeschäft sei schwierig geworden, so Bischoff. Um junges Publikum zu locken, werbe sie auch bei Facebook und Instagram. Die 70er und 80er Jahre seien dagegen Goldgräberzeiten gewesen, da sei fast alles zu guten Preisen weggegangen. Heute befände sich die Branche in einer absoluten Talsohle. Wer allerdings Spaß an Antiquitäten habe und sich für Kunst interessiere, so Pia Bischoff, der sollte heute kaufen, so günstig wie jetzt komme man nicht mehr an die Sachen. Am Freitag steht bei ihr die nächste Auktion an, das Angebot ist wieder breitgefächert. So kommt etwa eine außergewöhnliche Deckenlampe aus Eisen und Glasscherben unter den Hammer. Sie ist handgearbeitet, wiegt fast 50 Kilo und wird mit 300 Euro aufgerufen. Aus dem gleichen Haushalt stehen auch zehn Gartenstühle zur Disposition, zu haben als Vierer- oder Sechser-Set ab 80 Euro.

Auktion als Emotion

Auktion sei Emotion, so die Expertin, und wenn die Emotionen hochkochten, dann ersteigerten die Leute auch mal ein Teil, das sie zu dem Preis nie wieder verkauft bekämen. Manchmal sei es wie ein Roulette Spiel: „Ich glaube, dass Steigern eine Typ-Sache ist. Viele setzen sich ein persönliches Limit und gehen am Ende dann doch einen Schritt weiter, in der Hoffnung, dass der Mitbieter jetzt aufhört. Da spielen viele niedrige Instinkte mit, wie Konkurrenzdenken oder Antipathie gegenüber dem Mitbieter. Männer sind stärker vertreten als Frauen. Die zocken sich gegenseitig hoch. Mein Mann hat immer Friedrich Schiller zitiert: «Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang».“

Das Aktionshaus Bischoff gibt es seit 20 Jahren, als Konkurrenz zu Lempertz und Van Ham habe man sich aber nie verstanden. „Das ist eine ganz andere Liga. Aber trotzdem: Ich betreibe es nicht als Hobby, es ist jetzt mein Leben, im Gedenken an meinen verstorbenen Mann,“ sagt die Witwe und Auktionatorin Pia Bischoff.

Die nächste Auktion findet statt am Freitag, 24. Mai, um 17 Uhr. Auktionshaus Bischoff, Am Duffesbach 8, 50677 Köln www.auktionshaus-koeln.de

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