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WeinwanderwegMit dem Weinglas geht es durch die Kölner Südstadt

Lesezeit 3 Minuten
Anekdoten und Wein sind eine gute Mischung – die Johannes Schmidt zum Beruf gemacht hat.

Anekdoten und Wein sind eine gute Mischung – die Johannes Schmidt zum Beruf gemacht hat.

Kölner Südstadt – Johannes Schmidt blickt ein wenig skeptisch in den Himmel. Der Heilige Severin und er, das war nicht immer die beste Zusammenarbeit.

Einmal, an einem schönen Sommertag, als Schmidt eine seiner ersten Führungen durch die Südstadt gab, da bedankte er sich vor der St. Severin bei dem Schutzpatron, der bei Trockenheit für Regen sorgen soll, dass er heute mal freigemacht hat. Ein wenig voreilig. Nur Minuten später begann es zu gewittern, Schmidt und seine Gruppe standen im Regen. Der Heilige Severin war wohl doch im Dienst.

Wenn Schmidt es auch mal wieder ist, dann taugt dieses Erlebnis immerhin auch über ein Jahr später noch für eine gute Geschichte für seine Tour. Schmidt erzählt dort gern solche Anekdoten, so wie er dutzende Anekdoten gerne erzählt, schon immer.

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Hobby und Viertel zum Beruf gemacht

Seit geraumer Zeit drehen die sich vornehmlich um seine Wahlheimat: die Kölner Südstadt. Schmidt hat nämlich nicht nur klassischerweise sein Hobby, sondern auch sein Viertel zum Beruf gemacht.

Seit anderthalb Jahren gibt er dadurch nämlich Führungen. Das Besondere: Dabei schenkt er seinen Gästen regelmäßig Wein ein. Schmidt hat sich den Weinwanderweg durch die Südstadt ausgedacht. Eine Mischung aus Städteerkundung und geselligem Zusammensein.

„Ich bin weder Sommelier, noch Historiker“, sagt Schmidt zu Beginn seiner Tour. „Detaillierte Fragen zu Wein oder Jahreszahlen kann ich also meistens nicht direkt beantworten – aber ich gebe mir Mühe, schnell nachzuschauen.“

Die Gruppe lacht. Schmidt teilt Socken mit Bändchen daran aus, die 15 Gäste stülpen sie über ihre Gläser, die sie sich anschließend um den Hals hängen. „Die Weinsocke“, sagt Schmidt, „ist eine Eigenkreation. Gut, oder?“ Alle nicken zustimmend, dann beginnt Schmidt mit den Geschichten, erzählt von den Ubiern, ein germanisches Volk, das einen regen Handel mit den Römern betrieb. Und damit begann, um Köln Wein anzubauen.

Es wird weitergezogen, am „Eier und Käse König“ in der Merowinger Straße wieder Halt, der erste Wein aufgemacht. So geht es weiter, so wechselt sich aufs Schmidts Tour das Weintrinken und Häppchenessen mit Stationen der Stadtgeschichte ab.

„Eigentlich bin ich Bauingenieur“, sagt er bei einer Pause am Severinsklösterchen. „Aber der Büroalltag, das war nichts für mich. Ich wollte raus.“ Also begann er mit Stadtführungen, erst als Angestellter, vor anderthalb Jahren dann selbst.

„Ich fand die Idee spannend“

Die Idee mit dem Wein kam aus eigener Vorliebe. „Ich bin aber auch kein Experte. Ich kann Rot- und Weißwein unterscheiden, mehr aber kaum. Aber ich fand die Idee einfach spannend“, sagt er. Dass Kölns Vergangenheit auch noch hervorragend dazu passt, gar viel mit dem Weinanbau zu tun hat, das merkte Schmidt erst bei den ersten Recherchen. Umso besser.

An fünf festen Stationen macht er mittlerweile Halt, unteranderem beim Stadtwinzer, der seit 2000 in der Annostraße seinen eigenen Wein aus einer Rebe an der Hauswand keltert. Und in Bistros, bei einem Metzger. Eben kleinen Läden, an denen man schnell vorbeilaufen könnte. Dort gibt es den Wein. Auf dem Weg dorthin die Geschichte.

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„Ich biete die Mischung: nette Läden und dazwischen Informationen. Ein kurzweiliger Trip, bei dem Menschen bei einem Schluck Wein noch ein bisschen was über ihr Veedel lernen“, sagt Schmidt.

Das Modell funktioniert, meistens ist er ausgebucht, überlegt in Zukunft auch Weinwanderungen durchs Agnesviertel anzubieten. „Die kann ich dann aber nicht mehr alle selber geben“, sagt Schmidt. „Damit muss ich mich noch anfreunden.“ Schließlich trinke er ja auch selbst gerne mal ein Gläschen mit.

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