Wildes Theater im Kölner FriedensparkBenebelte Hexenköniginnen

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Das Ensemble des NN-Theaters zeigte im Friedenspark „20000 Meilen unter dem Meer“.

Das Ensemble des NN-Theaters zeigte im Friedenspark „20000 Meilen unter dem Meer“.

Köln-Innenstadt – Kupplerische Luftgeister und benebelte Hexenköniginnen, Diskussionen über Umweltschutz und Liebe auf dem Meeresgrund – die Zuschauer und Freunde des NN-Theaters erlebten eine wilde Theateraufführung im Friedenspark. Unter der Regie von Thomas Köller boten die Schauspieler unter dem Titel „20000 Meilen unter dem Meer“ ein fulminantes Zusammenspiel von der Darstellung klassischer Literatur und rasender Gegenwartssatire, untermalt von actionreicher Bühnenpräsenz und einem vielfältigem Ensemble an Live-Musik, das von selbstkomponierten Jazz-Balladen, über Operngesang, Chanson und Balkan-Folk reichte.

Das klassische Material war hier einerseits der titelgebende Roman von Jules Verne und andererseits das Theaterstück „Der Sturm“ von William Shakespeare. Spielerisch verknüpfte die Theatergruppe, die in der alten Tradition der deutschen Wanderbühne steht, die abenteuerlichen Tiefseegang des mysteriösen Schiffs „Nautilus“ unter Kapitän Nemo mit der Geschichte um die verzauberte Insel des verstoßenen Königs Prospero, der sich an seinem illegitimen Thronfolger durch Zauberei zu rächen versucht, dabei aber unversehens den Grundstein für eine große Liebe legt.

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Das Verhältnis von Umwelt und Technologie, von Mensch und Tier, von Wissensdrang und Verantwortung sowie Liebe und Rache, Kernfragen der menschlichen und gesellschaftlichen Existenz, werden unverkrampft und gewitzt behandelt, ohne sich dem Zuschauer aufzudrängen.

Im Gegenteil, es ist kein Thema vor dem scharfzüngigen Spott der Charaktere sicher: egal ob es sich dabei um Zeitschriften, Politiker oder Veganer handelt, es ist ein Dauerfeuer an popkulturellen Querverweisen und Gesellschaftssatire.

Das Bühnenbild, ein Gerüst mit Zeltplanen und einer Kranvorrichtung, die die Schauspieler immer wieder in luftige Höhen hievt, versetzt den Zuschauer in Verbindung mit Dampfwolken und Maschinenklänge mitten ins industrielle Geschehen unter Wasser. Und zwischendrin kommt doch immer wieder Magie auf, wenn die gelangweilte Hexenkönigin Prospera ihren Luftgeist Ariel zu neuen Untaten und Verführungen anstiftet.

Die musikalische Darbietung rundet das Geschehen ab und lässt einen Sog entstehen, das Publikum fiebert und lacht mit.

Das NN-Theater prägt seit nun bald 32 Jahren einen ganz eigenen und besonderen Stil. Volksnah, emotional und humoristisch werden an oft ungewöhnlichen Spielorten, wie Fußgängerzonen oder Parks Geschichten aufgeführt, die jeder zu kennen glaubt, aber doch meist nicht selbst gelesen hat. „Man braucht kein Reclam-Heft gelesen zu haben, um unser Theaterstück zu verstehen“, erklärt Ines Schwarz, Prospera des Abends und Mitgründerin der Theatergruppe. „Wir wollen Theater für alle machen, und trotz aller Witze mögen wir unsere Geschichten und nehmen sie wirklich ernst“, so die Schauspielerin weiter.

Überhaupt drehe sich bei der Theatergruppe alles um die Nähe zum Zuschauer: „Es geht viel darum, dass man die Menschen mitnimmt, und Mitnehmen geht über Humor, Emotionalität und Phantasie.“

Weitere Termine außerhalb Kölns sind auf der Website des NN-Theaters einzusehen.

www.nntheater.de

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