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Winterhilfe auf dem Breslauer Platz300 Schlafsäcke an Kölner Obdachlose verteilt

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Verteilaktion am Breslauer Platz im Winter 2018 (Archivbild)

Köln – Donnerstagabend: Breslauer Platz. Hans raucht Zigarillo und trägt eine große Plastiktüte mit seinem Hab und Gut. Der 47-Jährige lebt seit 28 Jahren auf der Straße. Wie etwa weitere fünfzig Obdachlose steht er für einen Schlafsack, eine Suppe und eine Zahnbürste Schlange. Bereits zum dritten Mal hat am Donnerstagabend der Arbeiter-Samariter-Bund zusammen mit dem Kölner Verein Helping Hands eine Hilfsaktion auf die Beine gestellt, um den nötigsten Bedarf von Menschen ohne einen festen Wohnsitz zu decken.

Kaum ist eine Viertelstunde vergangen, schon sind 130 von 300 Schlafsäcken weg. Dass diese Maßnahme nicht die nachhaltigste Hilfe darstellt, weiß auch Susanne Hörle, ASB-Mitarbeiterin und Organisatorin der Verteilaktion. „Aber der Bedarf ist da. Und wenn ich sehe, dass einige sich schon über die Suppe freuen, dann weiß ich, dass es hilft“. Neu an der Aktion zu Winterbeginn sei der Rettungswagen. Die Sanitäter leisten medizinische Grundversorgung und lindern gerade bei Obdachlosen häufig auftretende Schürf- und Sturzverletzungen.

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Der 62-jährige Peter-Paul hat sich ebenfalls unter die Menge gemischt. Um ihn herum schlürfen manche ihre Suppe auf dem Boden. Andere trinken einen Tee und parken hier mit ihrem ganzen Besitz, den sie in Tüten und Rucksäcken verstaut haben. Sie sind zum Teil in Rollstühlen, auf Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs. „Ich lebe seit zwei Jahren in einer Garage eines Mehrfamilienhauses“, erzählt der Rheinländer. Er lebe möglichst unauffällig, damit die Nachbarn ihn nicht bemerkten, nur eine Einwohnerin wisse Bescheid und lasse ihn stillschweigend dort hausen. „Ich fühle mich von Behörden gegängelt. Sie wissen immer, wer du bist, besser als du selbst“, schimpft der Obdachlose, der seit acht Jahren auf der Straße lebt: Seine Frau habe sich getrennt, seine erwachsenen Kinder wüssten nicht einmal, dass er kein Zuhause mehr hat. Er lebt von Hartz IV. Es dauert noch drei Jahre bis er seine Rente erhält. Als ehemaliger Bauhandwerker macht er gelegentlich Eingänge von Baustellen sauber: Für zwanzig Euro. 

Diebstahl in Notunterkünften

In Notunterkünften will er nicht schlafen. Die Obdachlosen beklauten sich untereinander. Das ist der Grundtenor: Man meidet sich untereinander. „Manche haben keine Lust auf den Ansturm und die Menschenmassen hier und kommen später“, weiß Charlotte Merz von den Helping Hands. Schon vier Kältetote habe es seit Anfang Oktober bundesweit gegeben, und der Winter sei noch nicht einmal richtig da. „Das ist eine Entlastung für uns zu wissen, dass sie nun versorgt sind“, sagt Merz.  

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