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Zwei Restaurants, zwei ÖffnungszeitenKölner Gastronomen fühlen sich unfair behandelt

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Till Riekenbrauk (l.) und Thomas Borninkhof in ihrem neuen Johann Schäfer Pop-up-Restaurant.

Till Riekenbrauk (l.) und Thomas Borninkhof in ihrem neuen Johann Schäfer Pop-up-Restaurant.

Köln – Bisweilen sorgt das Leben für eine Art ausgleichender Gerechtigkeit. So jedenfalls betrachten Till Riekenbrauk und Thomas Borninkhof die Tatsache, dass ihnen neben ihrem Südstadt-Brauhaus in der Elsaßstraße kürzlich eine weitere Lokalität angeboten wurde, da die Betreiber des Restaurants Thormann sich umorientieren wollten. Borninkhof (40), bis vor wenigen Wochen auch Betreiber des Klettenberger Café Bo und der 32-jährige Riekenbrauk (Laden ein) machten Nägel mit Köpfen.

Nun mag man sich fragen, wofür zwei Gastronomen zwei Gaststätten nebeneinander brauchen; zumal die eine, das Brauhaus Johann Schäfer, doch eigentlich reichlich Platz bietet. Die Antwortet lautet: Das neue Lokal wird (auch) dazu dienen, die Schwächen des Brauhauses aufzufangen. Diese liegen in erster Linie darin, dass dort um 22 Uhr Zapfenstreich sein muss. „Also nicht nur letzte Runde“, wie Riekenbrauk unterstreicht, „sondern um zehn müssen alle Gäste gegangen sein“.

23 Stunden geöffnet

Dass der Begründer des Streetfood-Festivals die entsprechende Anordnung seitens des Bauamtes „in der weltoffenen Stadt Köln“ für ein absolutes Unding hält, ist das eine. Dass Südstadt-Gästen diese Restriktion nur schwer zu vermitteln ist und sich daraus immer wieder unerquickliche Diskussionen entwickeln, das andere.

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Ergo soll das gerade eröffnete Johann-Schäfer-Pop-up-Restaurant gewissermaßen als Auffangbecken für diejenigen dienen, die einen gemütlichen Abend nicht gezwungenermaßen abbrechen möchten. Denn so kurios es auch scheinen mag, darf das nur eine dicke Wand entfernt liegende ehemalige Restaurant – wenn es möchte – 23 Stunden am Tag geöffnet bleiben und muss lediglich eine einstündige Pause einhalten, während das Brauhaus auf der anderen Seite der Mauer lediglich fünf Stunden in Betrieb bleiben darf.

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Ab sofort wird man während dieser Phase (17-22 Uhr)  im Pop-up-Restaurant auch von der Brauhaus-Karte Klassiker wie Kotelett vom Schwein mit Malzzwiebeln und Gerstencrunch (13 Euro), rauchige Rippchen mit Rübenkraut-Apfel-Lasur (11,50 Euro) sowie die Johann-Schäfer-Bierbratwurst (5 Euro) bestellen können. Anschließend kommt dort ein Barkonzept mit Fingerfood zum Tragen. Dazu zählt unter anderem eine Spezialität unserer niederländischen Nachbarn: selbstgemachte Bitterballen. Er kenne das von früher aus holländischen Kneipen, wo er vielfach auf den Tresen kleine Fritteusen habe stehen sehen, erinnert sich Riekenbrauk. So konnte der Gast zum Bier noch einen warmen Happen essen. Außer kleinen Snacks – darunter auch vegetarischen – bekommt man die Johann-Schäfer-Desserts aus dem Weckglas (3,50 Euro).

Das Lokal mit den rund 30 Plätzen hat die richtige Größe, um einen Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen. Zusätzlich gibt es zehn Plätze draußen vor der Tür, wo man bis Mitternacht sitzen kann. Ob das Konzept auf Dauer so bleibt, noch einmal umgewandelt oder durch ein anderes ersetzt wird, steht noch nicht fest. Johann Schäfer Pop-up-Restaurant, Elsaßstraße 4, 50677 Köln. 0221/16860975. Geöffnet täglich ab 17 Uhr, solange es Nachfrage gibt. Kein Ruhetag.

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