Interview zum geplanten Klinikverbund in Köln„In NRW verschläft man die Entwicklung“

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Der Tierarzt Ralf Unna sitzt für die Grünen im Stadtrat.

  • Die erste Machbarkeitsstudie zum geplanten Klinikverbund fiel sehr positiv aus. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Stadtrat, Ralf Unna (Grüne), spricht im Interview über die Umsetzbarkeit des Projekts.
  • Unna kritisiert dabei die Landesregierung, welche den Klinkverbund ausbremse.

Herr Unna, die erste Analyse zum Zusammenschluss der Uniklinik mit den städtischen Kliniken ist sehr positiv ausgefallen. Wie stehen Sie zum Klinikverbund?  Ralf Unna: Die Grünen haben die Idee der OB für einen Klinikverbund immer ausdrücklich unterstützt. Das Projekt stand in unserem Wahlprogramm und wir haben es auch in den Bündnisvertrag mit CDU und Volt hineinverhandelt. Insgesamt ist das wirklich ein großer Wurf für Köln mit europaweiter Strahlkraft. Und das passiert ja nicht allzu häufig.

Wann könnte das Projekt denn umgesetzt werden? Geplant wird schon seit Jahren.

Das momentane Ziel ist Ende dieses Jahres. Das ist sportlich und ambitioniert, aber grundsätzlich machbar. Dazu müssten sich aber alle Beteiligten nun auch zügig zum Projekt bekennen. Wir brauchen dieses Commitment sehr dringend, aber da hapert es im Moment noch.

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Wer steht denn auf der Bremse?

Das Land NRW weiß seit November 2019, dass der Stadtrat den Verbund will. Und auch die aktuelle Studie liegt seit Herbst 2020 bleischwer in Düsseldorf und hat dort offensichtlich schon Staub angesetzt. Wir vermissen deutlich, dass die Landesregierung die Chancen dieses Projektes erkennt, sich dazu in aller Deutlichkeit öffentlich bekennt und dann zügig mit der Umsetzung beginnt. Dazu gehört auch, dass das Projekt schnell dem Bundeskartellamt vorgelegt wird. Ich habe aber den Eindruck, dass Düsseldorf das Projekt blockiert.

Zur Person

Der Tierarzt Ralf Unna (54) sitzt für die Grünen im Stadtrat und ist seit 2014 Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. Außerdem ist er Vorsitzender der Aufsichtsräte der Kliniken Köln und des Kölner Zoos.

Was könnte die Landesregierung dagegen haben?

Da kann man nur spekulieren. Entweder hat man in den beteiligten Ministerien unser Projekt noch nicht verstanden. Das wäre sehr bitter. Oder man bemüht sich nicht richtig um das Projekt, weil man es vielleicht auch gar nicht will. Den Ministerpräsidenten, der den Verbund nach unseren Informationen ganz gut findet, sitzt man dann möglicherweise einfach aus. Aber wir stehen unter starkem Zeitdruck und brauchen jetzt einfach dynamische, zukunftsorientierte und wirtschaftsaffine Partner. In Baden-Württemberg ist das anders, da hat Winfried Kretschmann die Chancen einer Fusion zwischen den Kliniken Heidelberg und Mannheim erkannt und zur Chefsache gemacht. In NRW dagegen verschläft man die Entwicklung, weil man sich lieber um alte Industrien statt um Medizin und Life Science kümmert. Ich würde mich daher freuen, wenn sich auch die Kölner CDU und die Kölner FDP bei ihren Parteikollegen in den beteiligten Ministerien in Düsseldorf für dieses großartige Leuchtturmprojekt einsetzen würden.

Was würde es für die Kliniken Köln bedeuten, wenn das Projekt scheitert?

Zunächst mal: An uns wird es nicht scheitern – nicht an den Grünen im Stadtrat und auch nicht an einer Ratsmehrheit. Die wird es geben. Sollte es aber scheitern, weil das Land diese Riesenchance verpennt, wäre das für die Kliniken Köln extrem bitter. Dann müssten wir aus eigener Kraft sanieren. Diesen Plan B gibt es natürlich auch.

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Sind die drei Standorte der Kliniken Köln – Merheim, Holweide und Amsterdamer Straße – gesichert, wenn der Klinikverbund kommt?

Ja, aber es braucht wirtschaftliche Lösungen. Die Uniklinik hat ein großes Interesse daran, ihrer Geriatrie auszubauen. Aber sie hat in Lindenthal keinen Platz mehr. Das würde dann möglicherweise durch die Universität in Holweide geschehen. Merheim und die Kinderklinik sind sowieso gesetzt.

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