JVA KölnWie konnten alle 21 positiven Corona-Schnelltests falsch sein?

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JVA OSsendorf

Die JVA in Köln-Ossendorf

Köln – Die 21 falschen Corona-Schnelltests in der JVA Ossendorf geben weiter Rätsel auf. Wie kann es sein, dass Schnellabstriche bei den Gefängnismitarbeitern eine Infektion angeben, und PCR-Tests kurze Zeit später das Gegenteil nachweisen?

Klar ist, dass Schnelltests schon immer als weniger akkurat gelten als professionellere PCR-Tests. Offiziell vom Gesundheitsamt anerkannt werden daher auch nur ebenjene PCR-Tests, bei der die Patienten aber eine Wartezeit von etwa 24 Stunden statt etwa 15 Minuten in Kauf nehmen müssen. Damit, dass nun aber 21 und damit sämtliche positiv ausgefallenen Schnelltests widerlegt wurden, ist laut Hilmar Wisplinghoff vom gleichnamigen Labor im Kölner Westen ein „extrem unwahrscheinlicher“ Fall eingetreten. „Manchmal weisen die Schnelltests aber auch dem Coronavirus ähnliche Antigene nach. Bei dieser Kreuzreaktion können die Ergebnisse fälschlicherweise positiv ausfallen“, sagt Wisplinghoff zur möglichen Erklärung.

Ob das bei den betreffenden JVA-Mitarbeitern der Fall war, wird nie nachzuweisen sein. Zweifel an der richtigen Durchführung der Tests hat Anstaltsleiterin Angela Wotzlaw jedenfalls nicht. „Die Tests wurden von unserem medizinischem Personal in der JVA gemacht“, sagt Wotzlaw. In der vergangenen Woche hatte sich eine Mitarbeiterin der JVA infiziert – mutmaßlich im Familienumfeld. 71 als Kontaktpersonen geltende Kollegen wurden daraufhin mit Schnelltests untersucht. Diese fielen bei 21 davon positiv aus, die wenige Tage später nachgeschobenen PCR-Tests waren allesamt negativ.

Reihentestungen sind das Problem

Hauptproblem ist, erklärt Wisplinghoff, dass die Schnelltests nicht für solche Arten von präventiven Massentests geeignet sind. „Der Schnelltest war seitens der Hersteller für Patienten mit Symptomen gedacht. Bei Menschen, die krank sind und viele Viren in sich tragen, ist er zuverlässiger als bei symptomfreien Menschen mit geringer Viruslast“, sagt Wisplinghoff. Eine Studie habe herausgefunden, dass bei diesen Menschen mit geringer Viruslast viele Befunde mit einem Schnelltest negativ waren, obwohl die Patienten in der Tat infiziert waren.

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Das sei bei einem sogenannten CT-Wert von 24 aufwärts – was für einen geringeren Virenbefall spricht – der Fall gewesen. „Bezogen auf unsere PCR-Daten der letzten Monate wäre demnach bei bis zu 64 Prozent der getesteten Infizierten die Infektion mit einem Schnelltest nicht nachgewiesen worden“, sagt Wisplinghoff. Wegen der hohen Fehlerquote eigne sich der Schnelltest wahrscheinlich auch nicht so gut für Reihenuntersuchungen in Gruppen ohne Symptome. Heißt im Klartext: Bei Reihentests auf Verdacht bei symptomlosen Patienten könnte man eine Münze werfen und hätte zuverlässigere Ergebnisse als ein Schnelltest.

Sind also Schnelltests grundsätzlich sinnlos? Nein, sagt Wisplinghoff, in dessen Labor ausschließlich PCR-Tests untersucht werden: „Bei Menschen, die über akute Symptome klagen und wahrscheinlich eine hohe Viruslast in sich tragen, kann der Schnelltest aber als Ergänzung sinnvoll sein, weil er da aussagekräftiger ist.“

Im Fall der in der JVA Ossendorf getesteten Bediensteten waren ohnehin die Kontaktzeiten so gering und oberflächlich, dass eine Infektion quasi ausgeschlossen war.

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