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„Ich höre Geister”Was hinter einer brutalen Attacke in den Köln-Arcaden steckt

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Die Köln-Arcaden in Kalk.

Die Köln-Arcaden in Kalk.

Kalk – Es war eine Tat aus dem Nichts: plötzlich, unvermittelt, unvorhersehbar. Tom S. (26, alle Namen geändert) hatte sich mit seiner Freundin an einem Samstagnachmittag in den Köln-Arcaden auf eine Bank gesetzt. Er wollte sich nach dem Einkaufen nur kurz ausruhen, hatte kaum Platz genommen, da haute ihn ein Schlag ins Gesicht von der Bank. Die Gewaltattacke des ihm völlig Unbekannten war so heftig, dass S. mit Verdacht auf Schädelhirntrauma zur Beobachtung einen Tag stationär im Krankenhaus verbrachte. Danach war er 14 Tage arbeitsunfähig. Der Mann, der so heftig zuschlug, sitzt seit Mittwoch vor einer Großen Strafkammer. Ihm wird einfache Körperverletzung vorgeworfen, doch vieles spricht dafür, dass er freigesprochen und auf Dauer in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wird. Denn die Tat geschah im Zustand der Schuldunfähigkeit.

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Ali B.(30) hat den Gerichtssaal kaum betreten, da wird seine psychische Verfassung offensichtlich. „Nein, ich werde mich nicht hinsetzen, Zuhause stehe ich auch immer“, weigert er sich konstant, neben seinem Anwalt Platz zu nehmen.

Jan Orth, der den Vorsitz leitet, gestattet dies in der ihm eigenen ruhigen, souveränen Art, wohl auch, um so die Verhandlung so effektiv wie möglich zu führen. Denn Ali B. redet ohne Punkt und Komma drauf los, meistens unzusammenhängend und auch dann, wenn er nicht gefragt wird.

„Ich höre Geister“

Ali B. ist sprunghaft, erzählt zum Leidwesen seines Verteidigers, der ihn zuvor gebeten hatte, den Mund zu halten, immer wieder von den Stimmen in seinem Kopf, die ihn verärgern: „Ich höre Geister, die provozieren mich, rufen mich zu Schlägereien auf.“ An anderer Stelle behauptet er: „Solange man mich nicht angreift, tue ich auch niemandem was.“ – „Sind Sie gesund?“ will Orth wissen und die Antwort kommt prompt: „Ich bin ein ganz normaler Mensch, auch wenn ich Tabletten nehme oder Träume habe.“

Die Stimmen, die er anscheinend ununterbrochen hört, sind wohl auch da, wenn er seine Medikamente nimmt. Die Tabletten machen ihn müde, klagt er, wohl auch ein Grund, warum er hin und wieder die Einnahme bewusst „vergisst“. Der Anwalt beantragt zum Schutz des Mannes, die Öffentlichkeit auszuschließen. Dem Antrag wird mit Blick auf den Geisteszustand des Mandanten stattgegeben. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

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