Bau einer neuen SchuleBMX-Parcours in Köln-Kalk steht vor dem Aus

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Noch wird fast täglich auf dem weitgehend in Eigenregie hergerichteten BMX-Parcours in direkter Nachbarschaft der Abenteuerhalle Kalk eifrig trainiert.

  • Gelände soll neuer Gesamtschule weichen – Betreiber beklagen mangelnde Kommunikation der Stadt

Köln – „Seit Monaten heißt es nun schon, dass unser BMX-Gelände in naher Zukunft dem Neubau einer Schule weichen muss. Aber offiziell hat mit uns seitens der Stadtverwaltung über die Modalitäten und Kosten einer möglichen Verlagerung noch keiner gesprochen. Da herrscht seit dem Werkstattverfahren zu den Hallen Kalk im vergangen Jahr Funkstille“, klagt Carola Wewer, die Leiterin der Jugendeinrichtung Abenteuerhalle Kalk. „In die Planungen der Stadt sind wir nicht involviert. Wir haben seit Monaten nichts mehr gehört. Da gibt es Null Informationsaustausch.“

Dabei ist schon seit einigen Wochen klar, dass das Erzbistum auf dem Areal zwischen Christian Sünner-Straße, Heinrich-Bützeler Straße und Dillenburger Straße eine neue Gesamtschule bauen will. Ursprüngliche Planungen, die Schule in den leerstehenden Industriehallen des in Insolvenz gegangenen Unternehmens MBE Cologne einzurichten, hatten sich aus Kostengründen zerschlagen. Daher hat sich die Verwaltung mit dem Erzbistum für einen Schulneubau auf das gegenüber der Abenteuerhalle liegende Grundstück verständigt.

Jahrzehnte ehrenamtlicher Arbeit gehen verloren

Und damit steht das unter dem Begriff „Trials 59“ firmierende Open-Air-Gelände mit allerlei Rampen und einem vielseitigen Parcours, der von kleinen und großen BMX-Fahrern kostenlos genutzt werden kann, erst einmal vor dem Aus. „Somit gehen Jahrzehnte an ehrenamtlicher Arbeit verloren, die nicht nur wichtig für den Fortbestand unseres Standorts sind, sondern auch für die Jugend- und Flüchtlingsarbeit, die seit Jahren bei uns geleistet wird. Auch viele Familien aus der Nachbarschaft sind hier angedockt“, sagt Andreas Kuhsel (28), der sich seit neun Jahren ehrenamtlich auf dem Gelände engagiert und sich dort recht erfolgreich für eine ganze Reihe von Nischen-, Fun- und Randsportarten einsetzt.

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„Zudem sind wir als Austragungsort der BMX-Cologne ein wichtiger Teil des BMX-Sports geworden“, sagt Kuhsel. „Der ist ja inzwischen auch schon seit zehn Jahren fester Bestandteil der Olympischen Spiele. Leider gibt es dafür in ganz Deutschland nur wenig Trainingsmöglichkeiten.“ Da gilt das rund 3000 Quadratmeter große Gelände der Abenteuerhalle für BMX- und Mountainbike-Fahrer schon als einzigartig in der gesamten Region. Auf dem Gelände befinden sich Strecken für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Kuhsel: „Damit kann vom Anfänger bis hin zum professionellen Fahrer jeder bei uns eine Trainingsmöglichkeit finden und den Sport ausüben.“

Strecken brauchen permanente Pflege

Die verschiedenen Strecken sind dabei über Jahre hinweg in ehrenamtlicher Arbeit entstanden und wurden immer weiterentwickelt und gepflegt. Denn diese sogenannten Trails oder Dirt-Jumps brauchen eine permanente Pflege und können zu großen Teilen nur von Hand mit der Schaufel errichtet werden, heißt es. So wurden in Kalk im Laufe der Zeit einige tausend Kubikmeter Lehmboden verbaut. Dieser spezielle Boden ermöglichte es, verschiedenste Streckenelemente wie Startrampen, Steilkurven, Sprungschanzen, Absprünge, Landungen und Ähnliches genau zu formen.

Das Grundstück selbst gehört der Stadt und ist von der Jugendeinrichtung Abenteuerhalle Kalk bislang nur angemietet. Wewer: „Dieser Nutzungsvertrag kann mit einer Drei-Monats-Frist jederzeit gekündigt werden.“ Ob sich eine – von der Verwaltung angedachte – Verlagerung des Parcours auf die andere Seite der Abenteuerhalle, in den Innenbereich zu den ehemaligen MBE-Cologne-Hallen hin, überhaupt realisieren lässt, ist derzeit unklar. „Verlagern heißt auch, dass man uns helfen muss, da rüber zu kommen“, sagen Kuhsel und sein Kollege Marcel Heinrich. „Da sind schnell einige zehntausend Euro weg.“ Und Abenteuerhallen-Leiterin Wewer winkt ab: „Das ist mit unserem Budget nicht möglich.“

Gerüchte über einen Investor

Vielleicht brauchen sich die BMX-Fahrer auch gar keine Gedanken mehr um den Fortbestand und eine mögliche Verlagerung ihren Geländes machen. „Es gibt Gerüchte, dass ein Investor das komplette Areal des Werkstattverfahrens ankaufen und bebauen will“, sagt Markus Klein, der Vorsitzende der SPD-Fraktion am Rande der jüngsten Sitzung der Kalker Bezirksvertretung. „Dann wäre der Open-Air-Parcours wohl auch endgültig weg.“

Doch das wollte Wolfgang Tuch vom Stadtplanungsamt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ so dann doch nicht bestätigen. „Überlegungen, das gesamte Gelände von den Hallen Kalk am Ottmar-Pohl-Platz bis hin zur Christian-Sünner-Straße an einen Investor zu verkaufen, gibt es allerdings schon länger und immer wieder mal. So auch gegenwärtig“, sagte Tuch. „Aber nach den Beschlüssen von Bezirksvertretung und Stadtrat ist doch auch ein ganz klarer politischer Wille, dass Einrichtungen wie Pflanzstelle, Vision e.V., Abenteuerhalle und BMX-Gelände erhalten bleiben. Und davon kann man derzeit auch ausgehen.“

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