Ein Hobby das Leben rettetJugendfeuerwehr in Kalk freut sich über Nachwuchs

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Die Kalker Jugendfeuerwehr an der Gummersbacher Straße.

Köln-Kalk – Unterbrandmeisterin Pauline Tobergte und Oberfeuerwehrmann Adrian Hennekeuser lassen den Nachwuchs erst einmal Aufstellung „in Reih und Glied“ nehmen. Das bringt Ruhe in die Truppe, denn die Jugendabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Kalk ist ausgerückt, um den Brand an einer Böschung neben der Gummersbacher Straße zu löschen. Die lodernden Flammen  allerdings muss man sich hinzu denken, denn es handelt sich nur um eine Übung. Trotzdem ist die Aufregung groß.

Lob aus der Kalker Kommunalpolitik

Hennekeuser ermuntert die Jugendlichen in den blau-orangefarbenen Uniformen,  das bereits Gelernte zu rekapitulieren: „Was brauchen wir denn für einen Löschangriff?“ Sofort kommen die Antworten: „B-Schlauch“, „C-Schläuche“, „Verteiler“, „Pylons, um die Straße zu sichern“. Ach ja, auch Handschuhe wären gut - und Lampen. „Habt ihr den Hydranten an der Ecke gesehen?“, fragt Tobergte nach. Oh, fast vergessen: Ein Standrohr wird ja auch gebraucht, um den Hydranten anzuzapfen.

Muhammed Enes Bodur, Leitender Jugendfeuerwehrwart der Kalker Löschgruppe, beobachtet die Szene lächelnd. Eifrig laufen die zehn- bis 18-jährigen Kinder und Jugendlichen zum Feuerwehrwagen, um alles Nötige herauszuholen. Noch sitzt nicht jeder Griff, aber die Jugendabteilung ist ja auch noch ziemlich neu. Auch die Kalker Löschgruppe selbst wurde erst 2017 gegründet und kann sich seither über mangelnden Zulauf nicht beklagen. Dr. Volker Ruster vom Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz hatte die Löschgruppe  auf einer Sitzung  der Bezirksvertretung Kalk im vergangenen Jahr sogar ausdrücklich für ihr „hohes Engagement“ und ihre „großartige Arbeit“ gelobt.

Attraktive Alternative zu Fußball

Unter dem Eindruck eines breiten Zuspruchs von Seiten der Öffentlichkeit erfolgte die Gründung der Nachwuchsabteilung im Juli vergangenen Jahres. Von den insgesamt 27 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr Köln verfügen 25 über eine Jugendfeuerwehr. „Die Konkurrenz ist in Städten eben groß – Fußball, Karneval, Tennis oder Reiten, deshalb möchten wir früh ein attraktives Angebot machen“, erklärt Bodur. „Neben der Einführung in die Feuerwehrtechnik steht dabei ein umfangreiches Freizeitangebot mit Zeltlager oder Ausflügen an.“

Lieber Brände löschen statt Basketball spielen

Der 16-jährige Jussuf zum Beispiel war vorher Mitglied in einem Basketballverein. „Wegen Corona war da plötzlich nichts mehr los, aber ich hatte keine Lust, zuhause rumzusitzen.“ Dann stieß er auf das Angebot der Kalker Löschgruppe, die auf Instagram, Facebook, an Schulen und in Supermärkten für ihre neue Jugendabteilung warb. „Ich bin zu einer Informationsveranstaltung gegangen, und jetzt fühle ich mich hier sehr wohl. Es ist wie eine Familie.“ Seinem gleichaltrigen Kumpel Niklas, mit dem er gerade Schläuche ausgelegt hat, geht es ähnlich. „Und im Sommer, bei den Überschwemmungen hat man ja gesehen, wie wichtig die Arbeit der Feuerwehr auch beim Hochwasserschutz ist“, meint Niklas, der früher mal Mitglied eines  Karnevalsvereins war.

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Verantwortung für die Allgemeinheit übernehmen, das sei einer der Werte, die bei der Feuerwehr vermittelt werden sollen, sagt Muhammed Enes Bodur, „aber natürlich auch Toleranz und Respekt.“ Sechs Mädchen und 18 Jungen sind derzeit Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Es hätten noch weitere Interessenten angefragt, so Bodur, aber die habe man wegen fehlender  Kapazitäten leider nicht aufnehmen können. Mittlerweile sind alle Schläuche korrekt angeschlossen, Pauline Tobergte hat noch einmal alles überprüft und gibt nun das Kommando „Wasser marsch!“. Unter lautem Jubel schießt das Wasser aus den Strahlrohren an den Enden der C-Schläuche, das imaginäre Feuer hat keine Chance. „Gebt die Rohre auch mal an andere ab“, ermahnt die Unterbrandmeisterin die Jungs an den Spritzen. Klar, die möchten alle mal in der Hand halten. Dann ist die Übung zu Ende, es dämmert schon, aber auch das sachgerechte Aufrollen der Schläuche will gelernt sein. An echten Einsätzen zusammen mit der Berufsfeuerwehr nehmen die Kölner Jugendfeuerwehren aber noch nicht teil.

Das echte Feuer muss noch warten

„Das ist in Nordrhein-Westfalen zwar erlaubt, und anderswo sichern  Jugendfeuerwehren durchaus schon mal die Wasserversorgung“, berichtet der Jugendfeuerwehrwart, der derzeit noch Rettungsingenieurwesen studiert.  „Aber weil es in Großstädten in solchen Situationen schnell unübersichtlich wird, hat man sich in Köln dagegen entschieden.“ Jussuf hat kürzlich einen Film auf Youtube gesehen, in dem junge Feuerwehrleute ein echtes Feuer löschten. „Können wir das auch mal machen?“, fragt er. „Ja vielleicht“, sagt Bodur, „aber jetzt noch nicht.“

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