Gartenstadt Kalk-NordNatur auch in einer Großstadt wie Köln erfahren und erleben

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Gartenstadt kalk-Nord

Abschluss Gartenstadt Kalk-Nord: Britta Frechen, Tommi Grusch, Claudia Greven-Thürmer (v.l.)

Kalk – An ihren Kartoffelacker gleich an der Kalk-Mülheimer-Straße denkt Britta Frechen besonders gern zurück. Sehr groß war der natürlich nicht – was so ein meist unbeachtetes Stückchen Grünstreifen an einer viel befahrenen Straße eben hergibt. „Aber als die Leute gesehen haben, wie ich da gearbeitet habe, sind wir sofort ins Gespräch gekommen“, erzählte die Künstlerin. „Viele hatten eigene Erfahrungen mit der Landwirtschaft. Ein Kioskbesitzer hat sogar Erbsen und Bohnen eingepflanzt, die auch aufgegangen sind.“

Kenntnisse über Natur in urbanen Räumen

Die Kartoffelacker-Aktion war Teil der „Gartenstadt Kalk-Nord“, ein Kunstprojekt zum Verhältnis von Natur, Kunst und Stadt, das Frechen zusammen mit Tommi Grusch vom Verein Veedel entwickelt hatte. Seit Juni 2020 hatten sie zusammen mit vier weiteren Künstlerinnen die Bürgerinnen und Bürger des dicht bebauten Wohnquartiers mittels unterschiedlicher Formate zu einem kreativen, gestalterischen Umgang mit ihrem direkten Lebensumfeld angeregt und dabei stets Kenntnisse über die Natur in urbanen Räumen vermittelt.

Frechens Kartoffelpflanzung gehörte zu den „Interventionen“ genannten gezielten Eingriffen, daneben wurden eine einwöchige Ferienwerkstatt mit Kindern im Bürgerhaus zum Thema „Monstersamen“ und vier dreitägige Wochenendwerkstätten angeboten. Dabei fassten die Veranstaltenden zusammen mit Anwohnerinnen und Anwohnern einige öffentliche oder halböffentliche Plätze genauer ins Auge und diskutierten über Wünsche und Möglichkeiten zur Veränderung.

Zum Abschluss die Ergebnisse des Kunstprojekts präsentiert

Zum offiziellen Abschluss der „Gartenstadt Kalk-Nord“ wurden nun im begrünten Innenhof des Baufelds 12, der temporären Künstlerkolonie an der Lilienthalstraße, Dokumente und Ergebnisse des Kunstprojekts präsentiert. Etwa die Bilder von Mündern und Ohren der Künstlerin Frauke Gerhard, die Anwohner der Platzfläche an der Wipperfürther Straße/Ecke Falckensteinstraße ins Fenster hängen konnten, wenn sie an den Diskussionen teilnehmen wollten.

Oder die Riesenleinwände, die Kinder im Rahmen eines Workshops zum Thema Insekten mit der Künstlerin Judith Ganz bunt bemalt und als Schmuck zwischen die Bäume gespannt hatten. Tommi Grusch zeigte die „Pflanzentaschen“ für Kräuter vor. Anwohner eines Hofs an der Remscheider Straße hatten sie gebastelt, um sie an ihre Balkongeländer zu hängen. Die Kräuter hatte die Gärtnerei der Alexianer gestiftet. „Etwa 50 dieser Taschen haben wir vor Ort zusammengenietet“, sagte Grusch mit Stolz.

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Resümierend sagte Britta Frechen, sie habe in den vergangen Monaten gelernt, dass „alle die Natur lieben. Aber jeder versteht etwas anders darunter“. Kunsthistoriker Thomas Hensolt lobte die „Gartenstadt Kalk-Nord“ als „partizipatorische Kunst“ aus dem Geist der Demokratisierung in den 60er Jahren, weil hier allen Beteiligten echtes Mitspracherecht eingeräumt worden sei.

Auch Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer bedankte sich für das Projekt und hofft, dass die Ergebnisse noch lange im Stadtteil zu sehen sein und weitergeführt werden. Sie versprach auch, dass die Bezirkspolitik bei der Genehmigung von Bauprojekten künftig stärker „auf Fassaden- und Dachbegrünung oder die Bepflanzung von Balkons achten“ werde.

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