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Klinikum MerheimModerne Medizin auf sieben Ebenen

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Am Krankenhaus Merheim entsteht ein neues Gebäude mit Bettenhaus, Intensivstation und Operationssälen. (Bild: Franz Schwarz)

Am Krankenhaus Merheim entsteht ein neues Gebäude mit Bettenhaus, Intensivstation und Operationssälen. (Bild: Franz Schwarz)

Kalk – Die Zukunft hat sieben Ebenen, vereint fortschrittliche Medizintechnik mit Patientenkomfort und trägt einen etwas sperrigen Namen „20 b“. So heißt der Neubau und er ist der Stolz des Krankenhauses Merheim. Die gemeinnützige städtische Klinikengesellschaft (gGmbH) will mit dem selbst finanzierten Projekt einen Meilenstein in der Weiterentwicklung ihres Angebots setzen.

„20 b“ – das steht nach den Worten des Ärztlichen Direktors Prof. Christian Schmidt und seines kaufmännischen Kollegen Roman Lovenfosse-Gehrt für bessere Betriebsorganisation, neue medizinische Angebote und einen guten Ort zum Gesundwerden. Kranke im rechtsrheinischen Köln und im weiteren Umkreis sollen von den neuen Möglichkeiten profitieren; die Kliniken-Gesellschaft sichert mit dem Neubau ihre Konkurrenzfähigkeit und kann Kosten abbauen.

Das Haus mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche wird von April an schrittweise und unter laufendem Betrieb bezogen – zuerst die Unfallchirurgie, zum Schluss die Lungenklinik. Das wird eine logistische Herausforderung für das Team um Michael Solbrig, den Projektleiter Neubau Hans 20 b, und für die medizinischen Fachabteilungen, die hier endlich ein neues Zuhause bekommen.

Langes Warten hat ein Ende

Auf eine moderne Unterbringung haben manche Abteilungen lange gewartet. Denn trotz des 1983 errichteten Hauptgebäudes ist die Struktur des Krankenhauses Merheim vorwiegend durch dezentrale Pavillons geprägt, die teilweise noch vom früheren Fliegerhorst stammen. 40 Gebäude werden auf dem weitläufigen Gelände genutzt – dieser Betrieb ist kaum nach zeitgemäßen medizinischen Organisationsplänen zu führen und der Unterhalt zu teuer. Die Kosten für Medizin, Logistik, Betrieb und Instandhaltung sollen mit dem Neubau und dem Umzug aus alten Pavillons sinken, die Arbeitseffektivität kann gesteigert werden. Denn die bisherige Wege-Zeit können die Mitarbeiter künftig für das Patientenwohl nutzen. Die Baugesellschaft Vamed ist der Partner des Kölner Klinikengesellschaft bei Planung und Bau des neuen Hauses. Ihre Erfahrungen bei Klinik-Bauten für die Berliner Charité oder das Uniklinikum Hamburg-Eppendorf hat die Vamed Gruppe eingebracht, um Verbesserungen bei der künftigen Betriebsorganisation zu ermöglichen.

So sind die drei Funktionsebenen im Sockel des neuen Hausesdirekt an das alte Hauptgebäude angeschlossen, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu erleichtern. Die Bettenstationen sind paarweise in den zwei viergeschossigen Kuben untergebracht, die als versetzte Riegel über dem Sockel angeordnet sind. Zentral in der Verbindung zwischen beiden Kuben liegen die Pflegestützpunkte; durch eine Trennung von öffentlichen und internen Fluren können von dort aus die jeweils 36 Betten in den Ein- bis Zweibett-Komfortzimmern optimal versorgt werden. Die Stationen und die Fachabteilungen werden über ein Modulsystem automatisch mit Verbrauchsmaterial versorgt.

Voller Vorfreude sehen Prof. Volker Limmroth Chefarzt der Neurologie, und der Geschäftsführende Oberarzt der Pneumologie, Dr. Christian Karagiannidis, dem Umzug entgegen. Die Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie, Schmerzambulanz, das Kopfschmerzzentrum, die neurologische und neurochirurgische Ambulanz, plastische Chirurgie und MS-Zentrum sind im Erdgeschoss untergebracht. Auf Ebene 2 ist Platz für Lungenklinik, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, die Innere Medizin I und das Rheinische Tumorzentrum.

Karagiannidis ist aus Regenburg nach Merheim gekommen, um den Ausbau der Lungenmedizin bis hin zur Transplantation zu betreiben. Der Arzt verweist auf die komplexen Anforderungen an moderne Lungenmedizin, die in Haus 20 b beispielsweise durch speziell abgeschirmte Zimmer für Patienten mit multiresistenten Keimen und mit technisch hoch aufgerüsteten Räumen für die Behandlung von Lungenversagen erfüllt werden.

Städtische Klinikengesellschaft investiert 77 Millionen Euro

Dort, wo demnächst Betten mit lebensrettender Medizintechnik bis hin zu doppelter Sauerstoffversorgung stehen werden, ragen derzeit anderthalb Dutzend verschieden farbige Versorgungsstränge aus der Wand – ebenso eindrucksvolle Hinweise auf die Komplexität modernere Krankenhaustechnologie wie die gewaltigen Belüftungs- und Abluftanlagen, die auch energiepolitisch neue Standards setzen.

Auf Ebene 1 ist der OP-Bereich mit fünf neuen Operationssälen mit Tageslicht, insgesamt hat Merheim damit 21 OPs und kann bei gleichbleibender Bettenzahl beträchtlich mehr Patienten versorgen. In diesem Geschoss sind zudem Anästhesie, Augenklinik und Urologie. Über den Pflegestationen auf den Ebenen 3 bis 5 ist derzeit ein Geschoss noch leer, dort wäre nach den Worten von Klinikdirektor Schmidt später einmal eine kardiologische Station denkbar. Auf dem Dach des Neubaus ist der Hubschrauberlandeplatz; ein Lift führt vom Dach direkt zur OP-Etage, um Unfall- und Schwerverletzte schnell zu versorgen.

Ein freundlicher Empfangsbereich mit Informationstresen und Café stellt ebenerdig die Verbindung zum Haupthaus 20 dar; das neue Parkhaus ist über einen überdachten Fußweg zu erreichen.Nach Auskunft der Direktoren kostet der Neubau 67 Millionen Euro; die Medizintechnik schlägt mit zehn Millionen Euro zu Buche. Und wenn Haus 20 b in Betrieb ist, werden dort etwa 20 neue Ärzte und bis zu 80 Kolleginnen und Kollegen in Pflege und Anästhesie Arbeit finden.

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