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Rather See in KalkKöln bekommt eigene Wasserski-Anlage

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Der Rather See

Neubrück/Rath-Heumar – Die sogenannte Offenlage des Bebauungsplan-Entwurfs für den Rather See ist beendet. Zahlreiche Bürger, Vereine und Institutionen haben sich bei der Stadtverwaltung zu den Plänen erkundigt, Ideen und Kritik geäußert. Die Eigentümergemeinschaft, die über den größten Teil der Grundstücke rund um den ehemaligen Baggersee verfügt, möchte mit einem Investor ein Freizeitparadies mit zwei von Elektromotoren betriebenen Wasserskianlagen, einer kleinen Übungsbahn für Anfänger und auch ein Strandbad anlegen. „207 Stellungnahmen sind eingegangen, die von Lob und Zustimmung bis hin zu Kritik und Ablehnung reichen“, sagte Florian von Stein, Sprecher der Eigentümergemeinschaft.

Er ist weiterhin optimistisch, dass sich die Planung zur Umgestaltung des Sees in absehbarer Zeit realisieren lassen. „Seit dem Jahr 2010 hat es mehre Bürgeranhörungen und immer wieder Gespräche mit Parteien und Bürgervereinen aus den umliegenden Stadtteilen gegeben.“

In der Kalker Bezirksvertretung und in einigen Ratsausschüssen hat man dem Projekt bereits zugestimmt. „Freizeitnutzung und Naturschutz lassen sich unter einen Hut bringen. So eine Wasserskianlage ist eine Attraktion fürs rechtsrheinische Köln“, sind sich die Kommunalpolitiker weitgehend einig.

Nach Meinung der Verwaltung geht es vor allem um eine Folgenutzung „im Sinne der Naherholung in naturgeprägtem Umfeld“ des ehemaligen Gewässers, dessen Auskiesung 2011 beendet wurde . Das im Flächennutzungsplan dargestellte Ziel einer „Badenutzung“ soll so erreicht und das Freizeitangebot durch die Skianlage abgerundet werden. Auch bei der Stadt weiß man vom großen Interesse der Bevölkerung im angrenzenden Bereich, die Wasserflächen in den Sommermonaten zum Baden nutzen zu können.

Bereits in den vergangen Jahren sind viele kleine und große Besucher des Sees für das bislang illegale sommerliche Bade-Idyll und für diverse Grill-Partys sowie Camping-Aktionen entlang des Ufers über Maschendrahtzäune und dichten Brombeerhecken geklettert. „Wir reparieren ständig die Zäune. Dabei sind die Handwerker schon massiv bedroht worden“, sagt von Stein. „Die Polizei kommt meistens nicht, da das Ordnungsamt zuständig sei.“ Allerdings stellt das ungenehmigte Baden für Schwimmer aufgrund der ungesicherten Böschungen unter der Wasseroberfläche ein ziemliches Risiko dar. Es hat in der Vergangenheit ja auch bereits einige tödliche Unfälle gegeben.

Doch einen freien Zugang mit kostenlosem Badespaß wird es in Zukunft nicht mehr geben. Schließlich handelt es sich nicht um ein öffentliches oder städtisches Gelände – der See sowie alle Ufergrundstücke befinden sich in Privatbesitz. „Ein Zugangsrecht für die Öffentlichkeit ist gesetzlich nicht gesichert“ heißt es seitens der Verwaltung. Die Stadt sei auch finanziell überhaupt nicht in der Lage, das gesamte Areal zu erwerben. „Das ist vielen Bürgern anscheinend nicht bewusst, die mit ihren Einsprüchen den derzeitigen Ist-Stand erhalten wollen“, sagt von Stein.

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So hat eine vor Jahren gegründete Interessengemeinschaft „Ratherseefrei“ um Frank Kuzina aus Ostheim nun eine Petition eingereicht, dass „alles so bleiben soll, wie es ist“. Man spricht sich gegen die Wasserski-Anlage aus, da man ein höheres Verkehrsaufkommen fürchtet. Schon jetzt kommen die Nutzer entsprechend der Autokennzeichen entlang des Rather Kirchweges von Eifel bis Ruhrgebiet. „Die Leute sind gewohnt, den See so aufzusuchen, wie er derzeit ist“, sagte Kuzina. „Falls das nicht möglich ist, sollte man aus Gründen des Naturschutzes das gesamte Areal komplett zumachen. Denn die im Bebauungsplan vorgesehenen Rekultivierungszonen sind zu klein.“

Während die Grünen im Stadtrat mit der SPD und der CDU für die Pläne gestimmt haben, unterstützen die Kalker Parteifreunde der Grünen nun zwar die Petition der IG, lehnen das Projekt aber nicht ganz ab. „Eine Wasserski-Anlage mit einer Bahn und einen Badestrand mit sozial-verträglichen und familienfreundlichen Eintrittspreisen wären ok“, sagt deren Sprecher Marc Daniel Heintz. Und die grüne Bezirksvertreterin Manuela Grube glaubt, dass die artenschutzrechtlichen Gutachten nicht vollständig sind und hat „erhebliche Zweifel, ob eine derart intensive Sport- und Freizeitnutzung mitten im Landschaftsschutzgebiet genehmigungsfähig ist“.

Zwei Drittel Naturschutz

Doch das sei durchaus möglich, stellt von Stein klar. „Alle notwendigen Gutachten liegen vor.“ Diese sind alle vom Investor finanziert worden. Von Stein: „Hier wurden keine öffentlichen Gelder verwendet. Die Stadt hat keinen Euro dazu getan, alles ist privat bezahlt worden. Wir haben mehr als 280.000 Euro reingesteckt.“ Auch die kommende Linksabbiegerspur, die stadtauswärts auf der Rösrather Straße ins Gelände führen soll, werden von den Investoren um Andre von den Hövel bezahlt.

Überhaupt solle die gesamte Infrastruktur zur Rösrather Straße hin liegen. Denn für den See und seine Umgebung sei weiterhin ein Drittel Nutzung und zwei Drittel Naturschutz vorgesehen. Dafür habe auch die Verwaltung öffentliche, private und ökologische Interessen gegeneinander abgewogen. Die Belange des Naturschutzes sind für den See berücksichtigt worden. Während des Planungsverfahrens hat es umfangreiche Untersuchungen zum Artenschutz gegeben. Außer den Wasservögeln – neben Schwänen und Wildgänsen auch Haubentaucher, Tafel- und Reiherenten – leben rund um den See auch seltene Tiere wie Zauneidechsen. Die Pflanzenvielfalt ist ebenfalls groß. Daher soll der weitaus größere Wasser- und Uferbereich – vor allem zum Rather Kirchweg hin - künftig ganz für die Öffentlichkeit gesperrt werden, um das Biotop, das im Laufe der Jahre rund um den See entstanden ist, zu erhalten.

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