Stadt Köln schafft 30er-Zone abAnwohner der Lützerathstraße in Rath-Heumar sind sauer

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Tempo 30 Schild

Symbolbild.

Köln-Rath-Heumar – Seit Jahren galt die Lützerathstraße – für viele Kinder auch der Weg zur Grundschule am Volberger Weg – als verkehrsberuhigt. Die Tempo-30-Zone hatte auch den früheren Lkw-Verkehr abgeschreckt, der auf andere Hauptverkehrsstraßen ausgewichen ist. Mit der Ruhe ist es seit einigen Tagen vorbei. „In einer Nacht- und Nebelaktion von Stadtverwaltung und Bezirksregierung wurde die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgelöst und die zugehörigen Verkehrsschilder entfernt. Demnach gilt dort ab sofort wieder Tempo 50“, klagt Kalks Bezirksbürgermeister Marco Pagano. Nun werde die Lützerathstraße wieder zur Raser-Strecke und attraktiv für den Durchgangsverkehr, befürchten viele Anwohner.

Die plötzliche und unangekündigte Änderung ruft im Veedel erheblichen Ärger hervor. „Bei mir zu Hause melden sich immer mehr Nachbarn und in den sozialen Medien reagieren viele Menschen sehr erbost“, berichtet Pagano.

Niemand der Betroffenen informiert 

Auch in seiner Funktion als Bezirksbürgermeister ist er richtig sauer. „Es ist ein Unding, dass die Verwaltung die Bezirksvertretung nicht in dieses Verfahren einbezogen hat. Umso schlimmer ist, dass niemand der Betroffenen über diese einschneidende Änderung informiert wurde“, sagt Pagano und kündigt einen SPD-Antrag für die Sitzung der Bezirksvertretung am 29. November an. „Wir lehnen in aller Deutlichkeit dieses unabgestimmte Vorgehen ab. Die Lützerathstraße gilt als bezirklich und demnach hätten die Kommunalpolitiker bei dieser Entscheidung einbezogen werden müssen.“ Das sei nicht erfolgt und für ihn ein weiteres Beispiel dafür, dass die Bezirke aktuell weniger gestärkt als vielmehr ignoriert und damit geschwächt werden. Die berechtigten Interessen vor Ort würden abermals nicht berücksichtigt. Ähnlich hatte Pagano schon geklagt, als er seinen Rücktritt vom Amt des Bezirksbürgermeisters und aus der Lokalpolitik zum Ende der laufenden Legislaturperiode angekündigt hatte.

Bei der Stadtverwaltung nachgefragt, habe er nur erfahren, dass man mit der Bezirksregierung die Situation geprüft habe. Da es auf der Lützerathstraße in letzter Zeit keine nennenswerten Unfälle gab, habe man die Begrenzung rückgängig gemacht.

Grundschule Volberger Weg in unmittelbarer Nähe

Doch das wollen Pagano und viele Anwohner aus Rath-Heumar so nicht hinnehmen. Pagano listet gleich mehrere Gründe auf, nach denen die Beibehaltung einer Geschwindigkeitsbegrenzung Sinn ergebe: Die Lützerathstraße ist ein Schulweg, der am frühen Morgen sowie mittags und nachmittags von vielen kleinen Kindern genutzt wird. In der Vergangenheit ist es trotz Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h bereits zu vielen gefährlichen Situationen gekommen, für die es vor Ort zahlreiche Beispiele und Erfahrungen gibt. Diese Situation wird sich bei einer Erhöhung weiter verschärfen.

Es ist weiterhin die Errichtung einer Kindertagesstätte geplant, sodass perspektivisch eine schützenswerte Einrichtung zu berücksichtigen ist. Darüber hinaus liegt die Grundschule Volberger Weg in unmittelbarer Nähe. Bereits bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung ist es für die Anwohner der Lützerathstraße im Berufsverkehr schwer, mit ihren Fahrzeugen ihre Grundstücke zu verlassen. Diese Situation wird sich bei einer Erhöhung der erlaubten Geschwindigkeit weiter verschärfen. Dass es – wie die Verwaltung ausführt – bisher keine „besonderen“ Unfälle gab, ist vielmehr auf Glück und aus Sicht der Bezirksvertreter auf die Einführung des Tempolimits zurück zuführen. Den Anwohnern und der Bezirksvertretung wurde bei der Planung des Ausbaus der Lützerathstraße versichert, dass die Tempobegrenzung auch nach diesem Ausbau bestehen bleiben soll.

Über diese Positionen sollen nicht nur die Bezirksvertreter diskutieren und Beschlüsse fassen, sondern diese Thema will der Bezirksbürgermeister auch bei einem in den nächsten Wochen anstehenden Gespräch bei Verkehrsdezernentin Andrea Blome vorbringen.

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