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Umgeben von VerkehrstrassenKöln-Höhenberg ist grüner als man vermuten würde

Lesezeit 4 Minuten
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Höhenberg ist ein überraschend grünes Viertel

  • Urlaub in der eigenen Stadt ist in diesem Jahr besonders gefragt. Unsere Reporter stellen während der Sommerferien Kölner Veedel vor – solche, die sie besonders gut kennen und solche, die sie schon immer mal besuchen wollten.
  • Wir schildern, was wir schön finden, wo es besonders lecker ist und verraten unsere Lieblingsplätze, natürlich ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
  • In unserer vierten Folge geht es nach Höhenberg – der Stadtteil ist umgeben von vielen Verkehrstrassen.

Köln-Höhenberg – Höhenberg ist eine Insel, umgeben von Tunnel und Gleisen und dem Eisenbahnverkehr. Der Stadtteil steht nicht im Ruf, ein rechtsrheinisches Lummerland zu sein. Aber die Tunnel und Gleise liegen eigentlich schon auf Kalker und Mülheimer Terrain. Mit der A3 im Osten, der B 55 im Norden und Süden machen die Gleisanlagen das Veedel zur Verkehrsinsel – eine überraschend grüne Insel.

Aus deren Mitte erhebt sich über dem namensgebenden Höhenberg mit seinen schwindelerregenden 55 Metern der Kirchturm der Patronin St. Elisabeth. Exklusiv im Büro von Pfarrer Franz Meurer gibt es die mit 850 Seiten und 3400 Abbildungen wohl umfangreichste Kölner Stadtteilchronik: „Leben auf dem Höhenberg“ von Reinhold Horz.

Allein damit wäre ein Urlaubstag in Höhenberg wohl zu füllen. In jedem Falle aber werden „Kulturlauber“ mit einem ausführlichen Kapitel auf den morgendlichen Besuch der denkmalgeschützten Germania-Siedlung eingestimmt.

Alte Fotos zeigen die Kölner Siedlung vor 100 Jahren

In den 1920er Jahren bauten 18 namhafte Kölner Architekten im Auftrag der GAG auf dem ehemaligen Gelände des Hochofenwerks „Germania“ eine Vielzahl von Haustypen und Fassaden.

Wie das Leben in den damals als vorbildlich geltenden Wohnungen aussah, lässt sich in einer originalgetreu eingerichteten Museumswohnung im Paul-Schwellenbach-Haus besichtigen. Rote Dielenböden, schwarze Steckdosen und Lichtschalter aus Bakelit, ein Kühlschrank, der mit einem Eisblock gekühlt wurde. Alte Fotos zeigen die Siedlung vor 100 Jahren.

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Wie eine Insel liegt auch das Fort X im ehemaligen Äußeren Festungsring. Das gut erhaltene preußische Trutzwerk an der Frankfurter Straße/Ecke Nohlenweg liegt in einem Dschungel, der die ehemaligen Wälle umgibt. Ein Tipp für Radfahrer: Das Fort liegt auf der Route entlang des rechtsrheinischen Grüngürtels, die in Mülheim am Rande des Stadtgartens beginnt. Vogelfreunde können hier lauschend den Morgen verbringen. Eine weitere Insel für Ornithologen ist auch der Mülheimer Friedhof, der nicht in Mülheim liegt, sondern einen Großteil der Fläche von Höhenberg einnimmt. Hier liegt auch das Grab der Chemiker-Familie Leverkus, den Namensgebern der Stadt Leverkusen.

Zeit für die Mittagspause. Wie wäre es mit dem Vereinsheim des Tennisclubs Viktoria Köln. Pietro Angelo Montana empfiehlt die Fettuccine mit Trüffel. Dazu das unterhaltsame Plock-Plock auf den Plätzen.

Atempause am Gartenlabor in Höhenberg

Nach dem Espresso sollte sich der Stadturlauber pünktlich um 14.30 Uhr auf den Sportplätzen des benachbarten FC Viktoria Köln einfinden.

Da läuft in diesen Tagen die Champions League. Die 60 Kölner Kids, die am Fußball-Feriencamp teilnehmen, treten mittags zum Turnier an. Wer ihnen beim morgendlichen Training zugesehen hat, weiß: die Jungs gehen mit der gleichen Leidenschaft an den Ball wie die Profis.

Um 15 öffnet auch das Bistro im Jugend- und Leistungszentrum Hennes Weisweiler. Gelegenheit zur Fachsimpelei am Spielfeldrand. Derart angeregt, könnte man ein paar Bahnen im Höhenberger Hallenbad kraueln oder die Laufschuhe anziehen und eine Runde durch die Merheimer Heide joggen.

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Entlang der Wiesen, Büsche und Waldgelände geht es über die Grenzen der Höhenberger Verkehrsinsel hinaus bis zum Ländlichen Reiterverein Köln im Norden und zurück ins Veedel. Eine Atempause ließe sich am Gartenlabor an der Olpener Straße einlegen. Hier kommt man mühelos ins Gespräch mit Hobbygärtnern, die auf einer gepachteten 75 Quadratmeter großen Parzelle ihr eigenes Gemüse und Obst ziehen. Saskia und Daniel sind im ersten Jahr mit dabei bei diesem kommunalen Gartenexperiment. „Man lernt viel“, sagen sie und greifen sich in den Rücken. „Ein Mal umgegraben ist drei Mal geharkt.“

Zeit für Süßes? Dann ist die Konditorei Klüppelberg an der Olpener Straße 262 die richtige Adresse. Die Marzipan-Törtchen sind Legende (Achtung: Montag und Dienstag Ruhetag). Falls Ihr Hund unruhig wird, dann wegen des Hundesalons „Pfoten-Zauber“ nebenan. Geben Sie ihm einen neuen Look und nehmen Sie noch ein Törtchen. Oder lesen Sie in der Ortschronik und erfahren zum Beispiel, dass der erste Doppel-Reißverschluss-Schieber der Welt in Höhenberg produziert wurde – 1929 von der Firma Postel-Spritzguss. Und dass das Höhenberger Lichtspielhaus in den 1950er Jahren Prominente wie Catharina Valente und Soraya begrüßen konnte. Das Kino gibt es nicht mehr, nur das Treppenhaus, im heutigen Sozialpsychiatrischen Zentrum. So lässt sich viel über das Leben auf dem Höhenberg erfahren, auch beim Abendessen bei „Sokrates“ an der Olpener Straße 111 – noch eine kulinarische Insel in Höhenberg.  

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