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Zwei junge Mütter wollen das ändernHat Köln-Kalk zu wenige Grünflächen?

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Laut Ansicht einiger Anwohner kaum Grünflächen: Köln-Kalk

  • Gibt es in Köln-Kalk zu wenige Parks? Zwei jünge Frauen sind der Meinung und fordern in Bürgeranträgen die Renaturierung von Flächen.
  • Nun haben die beiden die Möglichkeit bekommen, ihre Positionen in der Bezirksvertretung vorzustellen.
  • Beide sind nun sehr erfreut und sind zuversichtlich, dass sich etwas ändert.

Köln-Kalk – Unabhängig voneinander, aber fast zeitgleich – im Mai des vergangenen Jahres – hatten sich zwei junge Mütter in einem Bürgerantrag für mehr Grün in ihrem Stadtteil eingesetzt. Nun konnten Désirée Frese aus Kalk und Christina Schumacher aus Humboldt-Gremberg in der Bezirksvertretung ihre Positionen begründen. Im Gegensatz zur Verwaltung, die eine Ablehnung der beiden Bürgeranträge vorgeschlagen hatte, hörten die Kommunalpolitiker genauer hin. Nun wolle man sich mit den Vorschlägen ausführlich bei einem Fachgespräch der Bezirkspolitiker mit zuständigen Vertretern der Stadtverwaltung aus Grünflächen- und Stadtplanungsamt, beschäftigen. An dieser Runde, die auf den 15. September terminiert wurde, sollen Frese und Schumacher teilnehmen. „Das hat es so bisher ja noch nie gegeben“, sagte Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer (SPD), „aber wir machen das jetzt mal so.“

Die beiden Frauen reagierten hocherfreut und fühlen sich von den Bezirksvertretern „ernst genommen und wertgeschätzt“. Natürlich wisse man, dass viele Projekte und Bauvorhaben bereits angefangen haben oder in Arbeit sind. „Aber gerade zu Zeiten der Pandemie muss man doch so Manches neu überdenken“, sind sich Frese und Schumacher einig. „Braucht man zukünftig beispielsweise die vielen geplanten Bürogebäude noch?“ Und wenn nicht, dann könne man die Planungen für das Areal rund um die Hallen Kalk durchaus mit mehr Grün anfüllen und auch die vorgesehen Fläche für die Pflanzstelle ausbauen.

Viele Pläne nicht mehr zeitgemäß

Frese: „Ich will jetzt nicht das Fass nach Werkstattverfahren und Bürgerbeteiligungen neu aufmachen. Aber Corona hat vieles verändert. Viele Pläne der letzten Monate und Jahre sind jetzt einfach nicht mehr zeitgemäß.“ Sie beschäftigt sich schon seit einigen Jahren mit der Situation in ihrem Veedel; engagiert sich als Spielplatz-Patin am Kalker Markt („Diese Tätigkeit hat mir nicht gereicht“) und hat die Bürgerinitiative „Mehr Grün für Kalk“ gegründet. Für ihre Ideen hatte sie bereits mehr als 1100 Unterschriften gesammelt. Während die Verwaltung darauf verweist, dass Kalk als ehemaliger Industriestandort wenige Möglichkeiten für Stadtgrün habe und man daher bei jedem neuen Bauvorhaben einen Spielplatz eingeplant hätte, glauben Frese und Mitglieder der Bürgerinitiative, dass dies bei weitem nicht ausreicht.

Gerade hier brauche man mehr Grün und frische Luft. „Ja es gibt die Merheimer Heide, das Gremberger Wäldchen, den Königsforst und glücklicherweise den Ausbau des rechtsrheinischen Grünzuges“, sagt Frese. „Der Verweis auf diese Flächen hilft aber alten Menschen und Familien in Kalk mangels finanzieller Ressourcen oder eingeschränkter Mobilität recht wenig. Denn wie sollen sie zu diesen Orten barrierefrei, in den immer heißer werdenden Sommern, hinkommen? Im Alter oder mit kleinen Kindern hat man nicht den großen Bewegungsradius.“

Nur zwei schöne Parks

Da möchte man im eigenen Veedel spazieren gehen und Nachbarn treffen, Fahrrad fahren und draußen Sport machen. Die Kinder sollten ein bisschen Natur erleben und sich gefahrenlos und selbstständig frei bewegen. Der Bürgerpark sei schon schön, aber da fehlten Bäume. Frese: „Bei den hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen konnte man sich mit Kindern dort nicht aufhalten.“ Richtig schön sei nur der Stadtgarten und der alte Kalker Friedhof. „Aber da ist die Hälfte nun eine Hundefreilauffläche, was für Kinder nicht so angenehm ist.“ Frese plädiert für fußgängerfreundliche Verbindungswege zwischen den zersplitterten Grünflächen, beispielsweise vom Friedhof bis hin zum Spielplatz an der Eythstraße. Und natürlich rund um die Hallen Kalk. „Warum nicht auf Bebauung verzichten und die letzte Möglichkeit für eine grüne Lunge in Kalk nutzen“, fragt sich Frese.

Ähnlich sieht das auch Schumacher, die durch „viele Prozesse in Kalk wie Bebauung, Verkehr, wenig Grün sowie dem weltweiten Klimawandel und den Auswirkungen von Corona ins Nachdenken“ gekommen sei. „Gerade die Hallen Kalk bieten die einmalige Chance, eine städtebauliche Zukunftsvision in unserem Veedel zu realisieren. Ich bin nicht gegen Wohnbebauung an sich, denke jedoch, dass Kalk dafür bereits einen sehr hohen Beitrag leistet.“ Es sei zwar positiv, dass der Grünzug rund um die alten Fabrikhallen aufgrund der Forderungen der Bürger im Vergleich zur ursprünglichen Planung etwas ausgeweitet wurde. „Aber das ist nicht genug. Einen Wohn- und Bürokomplex mit bis zu achtstöckigen Hochhäusern und zwei neue Straßen wollten viele Anwohner schon bei der Bürgerbeteiligung nicht haben. Das ist in Zeiten von Heimarbeit und Digitalisierung nicht mehr aktuell. Statt einer Versiegelung braucht Kalk mehr Grün und mehr Treffpunkte draußen.“ 

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