Kardinal Woelki erbittet Vergebung„Ich schäme mich für das, was hier geschehen ist“

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Kardinal Woelki

Rainer Maria Kardinal Woelki

Köln/Bochum – Im Fall eines Kölner Priesters, der trotz zweier Haftstrafen wegen sexuellen Missbrauchs von seinem Heimatbistum nach Münster und später nach Essen weiterversetzt wurde und bis zuletzt als Seelsorger tätig bleiben durfte, hat Kardinal Rainer Woelki um Entschuldigung gebeten.

„Ich schäme mich für das, was hier geschehen ist“, sagte der Kölner Erzbischof dem „Domradio“. Es liege auf der Hand, „dass Personen hier ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden sind und Kinder und Jugendliche wissentlich einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt haben.“ Die Namen der Entscheider würden genannt, versprach der Kardinal. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bat am Sonntag in der Bochumer Gemeinde um Vergebung, in die der Täter 2002 als Ruhestandsgeistlicher gezogen war.

Konsequente Aufklärung sexuellen Missbrauchs und unermüdliche Anstrengungen zur Verhinderung weiterer Fälle hat Woelki versprochen. Inzwischen verbot Woelki dem heute 85-Jährigen, der im Bistum Essen seit 2002 seinen Ruhestand verbrachte, alle priesterlichen Tätigkeiten.

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 Etwaige weitere Betroffene sind aufgerufen, sich zu melden

Wie groß die Zahl der Opfer insgesamt ist, konnte Woelki im Interview mit dem „domradio“ nicht angeben. Etwaige weitere Betroffene sind aufgerufen, sich zu melden. „Hier hat ein Priester Menschen schlimmes Leid zugefügt, und seine Vorgesetzten haben es zugelassen, dass er immer wieder mit Menschen in der Seelsorge in Berührung kam, auch mit Kindern und Jugendlichen, die ja nicht ahnen konnten, dass es sich hier um einen vorbestraften Mann handelt“, sagte Woelki. Das sei „auf jeden Fall falsch gewesen“. Mit den Bischöfen von Münster und Essen, in deren Bistümern der Täter ungehindert wirken durft, sei er sich im Willen zur Aufklärung und zur Benennung der Verantwortlichen einig.

Im Bistum Münster bat Bischof Felix Genn in einem offenen Brief um Entschuldigung. Sein Generalvikar Klaus Winterkamp nannte es „vollkommen verantwortungslos“, dass Genns verstorbener Vorvorgänger Heinrich Tenhumberg (1915 bis 1979) den Täter in den 70er Jahren nach Verbüßung einer Haftstrafe ins Bistum geholt hatte, obwohl er seine Vorgeschichte kannte.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bat ebenfalls um Vergebung für „verheerende Fehler“. Der 1988 ein weiteres Mal verurteilte Täter war für den Ruhestand auf eigenen Wunsch in eine Bochumer Pfarrei gewechselt. Dort feierte Overbeck am Sonntag einen Gottesdienst und stellte sich den Fragen den Gläubigen. Er erläuterte, das Bistum habe seinerzeit ein psychologisches Gutachten eingeholt, nachdem Gemeindemitglieder Alarm geschlagen hatten.

Der Therapeut des Geistlichen habe diesen als ungefährlich eingestuft. So durfte er 13 Jahre lang unbehelligt als Priester tätig sein und sogar in einer kirchlichen Immobilie neben einem Kindergarten wohnen. . „Das war unverantwortlich“, so Overbeck. Nur zu sagen, „ich schäme mich dafür“, sei noch zu wenig.

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