Karl-Küpper-Preis für ZivilcourageCarola Rackete spendet Preisgeld nach Libyen

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Sea-Watch Kapitänin Carola Rackete bei der Verleihung des Karl-Küpper-Preises im historischen Rathaus zu Köln.

  • Kapitänin Carola Rackete lässt Geflüchtete bei der Preisverleihung zu Wort kommen.
  • OB Henriette Reker zufolge, die der Jury des Preises angehört, personifiziere sie „Zivilcourage im Sinne von Karl Küpper.“
  • Der nach dem Karnevalisten Karl Küpper benannte Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen.

Köln – „Die unbeugsame Kapitänin“ nannte Henriette Reker die erste Preisträgerin des Karl-Küpper-Preises. „Wären Sie mit ihrem Schiff über den Rhein statt dem Mittelmeer gefahren“, sagte die Oberbürgermeisterin zu Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete (32), „dann wäre Köln für Sie ein sicherer Hafen gewesen.“ Reker überreichte der Menschenrechtsaktivistin im Historischen Rathaus den Karl-Küpper-Preis für besonderes Engagement und Zivilcourage.

„Frau Rackete hat die Sicherheit anderer über ihre eigene gestellt“, begründete Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees, die Entscheidung der Jury. Zivilcourage, wie Rackete sie gezeigt habe, sei notwendig, wenn menschliches Handeln nicht im Gesetzbuch stehe.

„Sie alle stellen sich gegen die AfD“

Reker sagte zu der Kapitänin: „Sie personifizieren für mich die ausgestreckte Hand eines Europas der Mitmenschlichkeit.“ Als Rackete selber das Mikrofon in die Hand nahm, betonte sie, der Karneval sei wie jede Veranstaltung politisch: „Sie alle, als Komitee und als Stadt, stellen sich damit deutlich gegen die AfD.“

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Carola Rackete hatte internationale Berühmtheit erlangt, als sie im Sommer vergangenen Jahres 52 Geflüchtete vor der libyschen Küste auf das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 3 aufnahm. Nach drei Wochen auf See fuhr sie entgegen des Verbots der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa ein, um die Notsituation an Bord zu beenden. Rackete wurde noch auf dem Schiff vorläufig festgenommen.

Rackete lässt Geflüchtete in Libyen zu Wort kommen

Die Kapitänin kündigte an, das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro an eine Wohltätigkeitsorganisation in Libyen zu spenden, die Geflüchteten Essen und medizinische Versorgung bietet. „Das Leben in Libyen ist nicht sicher“, betont sie. „Ich freue mich sehr über den Preis, der mir und hoffentlich Ihnen allen als Mahnung dient, dass Danebenstehen nicht ausreicht.“

Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, ließ Rackete Geflüchtete aus Libyen selbst zu Wort kommen: Ein Sudanese berichtete in einem Video von Folter und Menschenhandel in dem Bürgerkriegsland, ein weiterer schaltete sich per Videoanruf dazu. Reker betonte im Anschluss, sie werde sich für die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen einsetzen.

Büttenredner Karl Küpper wurde von dem NS-Regime ein Redeverbot erteilt

Der Karnevalist Karl Küpper, nach dem der Preis benannt ist, nutzte in der NS-Zeit Büttenreden, um sich dem Regime entgegen zu stellen. Weil er sich über den Hitlergruß lustig machte, wurde ihm schließlich ein Redeverbot erteilt.

Doch auch nach dem Krieg eckte er mit seinen Reden an: Er warnte davor, dass alte NS-Funktionäre wieder in Machtpositionen kommen. 1952 drohte ihm erneut ein Auftrittsverbot, von dem er sich ebenfalls nicht einschüchtern ließ.

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Anlässlich seines 50. Todestages wurde der Preis für Zivilcourage ins Leben gerufen. Der Jury gehört neben der Stadt und dem Festkomitee Kölner Karneval auch die Familie Karl Küppers an. Sein Sohn, Gerhard Küpper, warnte bei der Preisverleihung: „Es sind wieder Faschisten, die Angst und Hass predigen. Und wieder laufen die Leute ihnen nach wie die Lemminge.“

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