Keine Lust auf SWAT-KostümeDiese Kölner Wirte sind im Ausnahmezustand

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Raimund Stuka

Köln – Martin Wolf, Torburg im Vringsveedel

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Martin Wolf

Die Exzesse zur Sessionseröffnung hat auch Martin Wolf mitgekriegt. „So etwas habe ich echt noch nicht erlebt“, sagt der Wirt der „Torburg“ am Chlodwigplatz. Nun, zum Karneval, hätten es auch die Wirte in der Hand, dass friedlich und gemeinsam gefeiert wird. Dafür laufen seit Wochen die Vorbereitungen in der „Torburg“. Vor zwei Wochen haben sich Stammgäste und Thekenteam bereits bei einer Mottoparty warmgeschunkelt. Ab Weiberfastnacht ist dann Ausnahmezustand: „Da müssen wir funktionieren. Wir hoffen, dass wir uns gut vorbereitet haben“, sagt Wolf. Alle Stühle nimmt der Wirt aus der Kneipe, eine Bühne und Podeste werden stattdessen aufgebaut und natürlich zünftig dekoriert.

Ganz wichtig - die aktuellen Karnevalshits und Fastelovendsklassiker müssen vorrätig sein. Wie viel Bier er lagert, bleibt jedoch sein Geheimnis. „Schnaps gibt es bei uns bewusst nicht“, sagt er. So sollen Exzesse vermieden werden. Außerdem hat Wolf kurzfristig die Zusage von der Stadt für einen Bierwagen vor der Tür bekommen. Deswegen stellt er auch mobile Toiletten auf. „150 Leute finden in der Kneipe Platz“, sagt Wolf.

Mein Sessionshit: „För die Liebe nit“, Lupo

Alles zum Thema Cat Ballou

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: ein Tag lang wird die Kneipe komplett auf den Kopf gestellt

Was mich am Karneval stört: Feiernde, die schon betrunken nach Köln reisen 

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: So viele wie man will

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss:  Komplettanzüge, auf denen 1000 mal Köln steht  

Marina und Georges Golfinopoulos,

Gaststätte Alteburg, Südstadt  

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Marina und Georges Golfinopoulos

In der Gaststätte Alteburg wird schon seit 2000 Karneval gefeiert. Im Laufe der Jahre sind die Betreiber rund um den Wirt Georges Golfinopoulos und seine Mitarbeiter ein eingespieltes Team geworden, bei denen jeder Handgriff sitzt. Routiniert beginnen die Vorbereitungen zwei Wochen vorher. Die vier Theken bekommen einen Schutz aus Plexiglas, die Bühnen werden mit Holzplatten abgedeckt und die Zelte aufgebaut. „Ganz am Anfang kamen viel mehr Leute, als hier reinpassen“, sagt Golfinopoulos' Tochter Marina. „Deswegen haben wir mittlerweile mehrere Zelte, damit auch jeder Jeck mitfeiern kann.“ Um sich die lange Warteschlange zu ersparen, kämen die Gäste auch auf gefährliche Ideen. „Die Leute springen und klettern über die Mauern“, sagt der Wirt. „Da stand ich manchmal und musste denen mit dem Stock auf die Finger hauen.“ Ansonsten gehe es aber ganz friedlich zu. Trotzdem geht das eine oder andere kaputt, und auch die Wände bleiben nicht verschont. Alle zwei Jahre werden sie nach Karneval deswegen neu gestrichen. Wie viel Bier die Wirte extra für Karneval bestellt haben, wollen sie nicht verraten. Nur so viel: „Wir haben sehr viel Stauraum im Lager, da haben so einige Fässer Platz.“

Mein Sessionshit: Drink doch ene mit, Bläck Föös

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: 5

Was mich am Karneval stört: die zu Betrunkenen und die kleinen mitgebrachten Schnäpse 

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: mehrere Tausend

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: SWAT-Team/ Polizist  

Antonio dos Santons, Uli Kievernagel, Brauhaus am Kloster, Raderthal

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Uli Kievernagel

Das Veedel Raderthal hat sich gewandelt: Es gibt vor allem mehr Familien mit jungen Kindern. Dementsprechend hat sich auch das „Brauhaus am Kloster“ zu Fastelovend angepasst. „In diesem Jahr machen wir zum erstem Mal quasi zwei Feiern", sagt Wirt Antonio dos Santos. „Wir veranstalten eine Extra-Party für Pänz im hinteren Teil des Wirtshauses.“ Mit Kinder-DJ, Betreuung und kölschem Fasteleer können die jungen Jecken somit Spaß haben, während die Eltern ausgelassen, wie gewohnt, im vorderen Teil der Kneipe feiern. Die Idee hatte Wirt dos Santos mit seinem Kompagnon Uli Kievernagel, die gemeinsam im Bürgerverein Raderthal beleben aktiv sind. Dabei ist natürlich auch der Karneval ein großes Thema: „Seit drei Jahren habe ich die Kneipe und natürlich feiern wir auch seit drei Jahren Karneval hier“, so der Wirt. Die ersten Tische sind geschmückt und 600 Liter Bier stehen bereits kalt. Außerdem hat die Kneipe in diesem Jahr den Nubbel revolutioniert. Auf „Sünden-Kärtchen“ können die Jecken ihre Geständnisse vermerken. Diese werden dann an einer großen Tafel aufgehängt und an Aschermittwoch verbrannt. 

Mein Sessionshit: För die Liebe nit, Lupo

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: ein halber Tag, dann ist alles auch schon wieder richtig sauber

Was mich am Karneval stört: Ballermann-Stimmung, das ist Lichtjahre vom kölschen Karneval entfernt 

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 637, plus-minus 2

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Polizei, SWAT, Sicherheitskraft  

Maciek Skupniewski, Zum Alten Brauhaus, Vringsveedel 

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Maciek Skupniewski

Karneval bedeutet für die Gaststätte Zum Alten Brauhaus Großkampftage. „600 Gäste können gleichzeitig bei uns sein, Tausende würden gern rein“, sagt Betriebsleiter Maciek Skupniewski. Seit neun Jahren arbeitet er in dem Brauhaus an der Severinstraße und ist an Karneval routinierter geworden. „Trotzdem, die Aufregung und besonders die Vorbereitungen sind immer anstrengend“, sagt er. Wegen des großen Andrangs stellt das Brauhaus Zäune und mobile Toiletten auf, Dekorationen müssen angebracht, Musik organisiert und 8000 Liter Kölsch gelagert werden. „Wir müssen sogar einige Fässer auf unserem Parkplatz lagern, sonst haben wir keinen Platz mehr“, sagt Skupniewski. Ihm gefällt, dass das gemischte Publikum in seiner Kneipe friedlich zusammenfeiert, Randale gebe es so gut wie nie. Dafür arbeitet das 20-köpfige Brauhaus-Team im Akkord. „Wir haben sogenannte Runner, die fast nur damit beschäftigt sind, neue Fässer anzuschließen“, erklärt der Betriebsleiter. Das sei notwendig, damit die Feiernden schnell ihr Bier bekommen. Wenn der Zapfhahn einmal geöffnet sei, liefe das Kölsch durch. 

Mein Sessionshit: Noch unentschlossen

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: rund zwei Stunden, das 20-köpfige, eingespielte Team macht es möglich

Was mich am Karneval stört: Aufdringliche, betrunkene Männer, die Frauen belästigen 

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 4000

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Clown  

Raimund Stuka, ABS1, Klettenberg 

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Raimund Stuka

Raimund Stuka überlässt nichts dem Zufall: Wer im ABS sein Kölsch bestellt, sollte am besten seine Bierbons schon griffbereit haben, denn das Getränk wird blitzartig auf die Theke gestellt - dank der perfekten Organisation am Zapfhahn. Die von außen eher unscheinbare Eckkneipe am Gottesweg wird Fastelovend zum „Palazzo Kleddebärch“. So hat es der Gastro-Manager, dessen Frau Nicole Lutman die Kneipe führt, getauft. "Damit will ich das Flair ausdrücken. Ein Erlebnisraum auf zwei Ebenen - mit einem internationalen, bunten Publikum", sagt Stuka mit ein wenig Stolz. Ganz ohne Werbung ist es an allen Tagen voll. Vor allem an den ersten drei Karnevalstagen bilden sich Schlangen am Eingang. Für Sicherheit und Ordnung sind extra Mitarbeiter eingeteilt, genau wie an der Theke nur die fixesten Bierzapfer im Einsatz sind. „Ich stelle mich sogar selbst hinter die Theke, ich genieße das an diesen Tagen“, sagt Raimund Stuka. Fast 40 Menschen kümmern sich um das Wohl der ABS-Gäste. Die Sambagruppe „ABSurdos“ gehört dazu. Die und ein „Bischof“ begleiten den Nubbel in einer Woche auf seinem letzten Weg.

Mein Sessionshit: Kölsch statt Käsch, Miljö

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Drei Tage vorher und drei Tage danach

Was mich am Karneval stört: Dass manche den Unterschied zwischen Karneval und einfacher Feierszene nicht erkennen wollen 

Geschätzte Zahl der Bützjer: Tausende

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Lappenclowns  

Thomas Effmert, Effi, Neuehrenfeld 

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Thomas Effmert

„Der Bart kommt wieder ab“, sagt Thomas Effmert, Wirt der Kneipe Effi, „zuviel Grau“. Das aber passiert erst am Aschermittwoch. Vorher ziert die Gesichtshaarpracht den als Kapitän kostümierten Wirt, der seine Gäste ab Weiberfastnacht unter dem Motto „Effi - ahoi!“ an den Tollen Tage willkommen heißt. Dresscode in der Kneipe an der Ecke Grolmanstraße/Nußbaumerstraße: maritim. Daran wird sich auch der Nubbel halten: Großer runder Kopf, acht Beine - vielleicht der erste Oktopus, der für die Sünden der Jecken büßen muss - handgefertigt mit Papier und Kleister von "Effi" persönlich.

Auch sonst ist noch jede Menge zu tun: Hausgemachter Kartoffel-Gurkensalat und Frikadellen bilden das Speisen-Angebot. Verzehrt wird „auf der Hand“, denn schließlich wandert das ganze Mobiliar eine Etage tiefer auf die Kegelbahn. Darin hat die Effi-Crew schon Übung; vor wenigen Wochen war „Loss mer singe“ (LMS) wieder mal zu Gast. Ein LMS-DJ sitzt auch am Donnerstag und am Samstag an den CD-Spielern. Kölsche Hits sind Pflichtprogramm. Jecke aufgepasst: Rosenmontag ist zu!  

Mein Sessionshit: Et jit kei Woot, Cat Ballou

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Ein ganzer Tag mit mehreren Leuten

Was mich am Karneval stört: Wenn Leute voll sind und aggressiv werden, aber das kommt hier praktisch nicht vor.

Geschätzte Zahl der Bützjer: 1000 plus X

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss:

Cowboys  

Chris Epting, Petersberger Hof, Klettenberg 

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Chris Epting

Chris Epting freut sich, wenn es endlich losgeht: „Das ist eben die fünfte Jahreszeit, man hat einen anstrengenden Arbeitsrhythmus, aber es wird ja durchweg honoriert.“ Wenn sich die Massen von Donnerstag bis Samstag in seiner Kneipe knubbeln, ehe es sonntags bis dienstags etwas gemütlicher zugeht, ist der Gastwirt in seinem Element.

Schon vor drei Wochen war im P-Hof, wie das Traditionslokal von den Klettenbergern genannt wird, das Einsingen ein erfolgreicher Testlauf. „Das Tolle ist, dass sich hier Jahrzehnte Kneipengeschichte an sechs Tagen begegnen“, erzählt Epting. Ehemalige Stammgäste reisen an, aktuelle Gäste überraschen mit Kostümideen - gern auch als Gruppe - und er selbst wird sich dasselbe Outfit anlegen wie schon seit 20 Jahren. Das seien alles eigene Geschichten, daher sei es gar nicht nötig, für die Tollen Tage ein besonderes Motto auszugeben. Auch sonst gibt es keine Experimente: Kölsche Hits werden gespielt und sonst nix. Da sei das Publikum sehr streng. Nur am Aschermittwochmorgen, wenn der Nubbel nur noch als Häuflein Asche von der Kneipentür liegt, wird andere Musik aufgelegt.  

Mein Sessionshit: P-Hof sing!, Dän & Ingo

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Ein Tag Grobreinigung, später noch Wände streichen

Was mich am Karneval stört: Nichts, außer wenn das Thekenpersonal mit Engelsflügelchen arbeiten will. 

Geschätzte Zahl der Bützjer: massig, unzählbar

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss:

Große Afroperücken

Micki Pick, Live Music Hall, Ehrenfeld

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Micki Pick

 Die Decke voller Luftballons, darunter eine wogende Menge - alle haben die Hände zum Himmel gereckt: So wird es von Donnerstag bis Sonntag an jedem Abend in der Live Music Hall aussehen. An der Lichtstraße steigt Kölns größte Club-Karnevalspartys. Die Bühne ist abgebaut - das Publikum ist der Star.

Bei so viel Andrang spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle. Security ordnet die Einlasswilligen schon auf der Straße. Mitgebrachte Flaschen und alles, was als Waffe angesehen werden kann, müssen am Eingang abgegeben werden. Mitarbeiter und AWB sorgen an den Tollen Tagen auch für Sauberkeit auf der Straße vor der Halle.

Im Club selbst, wo - so Micki Pick - zu 80 Prozent Karnevalsmusik aufgelegt wird, wird ebenfalls nach den Partys nach dem Rechten geschaut. Eine unliebsame Überraschung früh morgens inklusive Polizeieinsatz will er nicht noch einmal erleben: „Da hatte mal eine Liveband nach ihrem Auftritt noch Party gemacht. Einen Musiker, der eingeschlafen war, ließ die Band zurück. Irgendwann ist er aufgewacht, alles war schon abgeschlossen und er hat die Alarmanlage ausgelöst.“

Mein Sessionshit: För die Liebe nit, Lupo

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Sechs Tage für Auf- und Abbau

Was mich am Karneval stört: Dass manche Leute ganz Köln als Pinkelbecken betrachten. 

Geschätzte Zahl der Bützjer: über 10 000

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss:

Donald Trump  

Pobby Mavroidakos, Niehler Brauhaus, Alt-Niehl  

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Pobby Mavroidakos

Frohes neues Jahr - und Neehl Alaaf: Für Pobby <<Mavroidakos>> und ihre Kolleginnen aus dem Niehler Brauhaus im sehr karnevalsjecken Alt-Niehl startete die Session diesmal besonders früh, denn zusätzlich zum rechtzeitigen Beginn des Straßenkarnevals ist die traditionsreiche Gaststätte diesmal erstmals die Hofburg der KG Niehler Deichgrafen. Auch das Kölner Dreigestirn der Nippeser Bürgerwehr hat schon vorbeigeschaut. „Der Karnevals-Frühschoppen Mitte Januar war für uns diesmal der Startschuss in die Session; Normalerweise legen wir so zwei Wochen vor dem Straßenkarneval mit den Vorbereitungen los.“ Dekorationstechnisch stehen diesmal Clowns und Luftballons ganz hoch im Kurs, die im ganzen Vorderraum verteilt sind - der rückwärtige Saal steht eher im Zeichen der Karnevalsvereine. Das bestens eingespielte Team hinter der Theke hat viel Routine für die „tollen Tage" gesammelt. „Natürlich ist am Sonntag ganz viel Betrieb, wo der Niehler Zoch direkt bei uns vorbei läuft, aber auch Weiberfastnacht kann es richtig voll werden. Das ist auch ein wenig wetterabhängig - wenn es etwas schlechter ist, bleiben mehr Karnevalsjecke in ihrem Veedel anstatt in die City zu fahren."

Mein Sessionshit: Leev Marie von den Paveiern, das ist immer noch unser Highlight! 

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Zwei - Donnerstag ist ganz zu, Freitag räumen wir den Rest weg.

Was mich am Karneval stört: Krawallmacher - die wir aber, zum Glück, in Niehl nicht haben.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Viele, viele, viele...

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Rot-weiß gestreift, das nimmt einfach überhand.  

Jan-Philipp Ratz und Björn Rickel, Basil's, Nippes 

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Jan-Philipp Rath und Björn Rickel

Dekorationstechnisch tanzt das Basil's am Leipziger Platz in Nippes in diesem Jahr wirklich etwas „us d'r Reih“: Denn die Gäste übernehmen hier das Schmücken - und unter dem Motto „Du bist schön!“ wird der Innenraum mit vielen Spiegeln ausstaffiert. „Am Mittwoch geht's hier richtig los mit den Vorbereitungen“, erzählt Mitinhaber Björn Rickel. Besonders freuen sich hier alle auf die Nubbelverbrennung, deren Prozession sich zur Geisterstunde in der Nacht auf Mittwoch auf den Weg rund ums Carré macht. Ehrensache im Basil's ist, dass keinerlei Schlager oder Ballermann-Hits, sondern ausschließlich kölsche Karnevalstön aufgelegt werden. „Wir gehen hier schon 30, 40 Jahre zum Feiern hin“, so Sabine Leptien, die mit Pit Hoff zugleich das Vorstands-Duo der Zoch-Gruppe Fidele Basilianer bildet, die hier ihr Stammquartier haben und im laufenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Bevor der Nubbel brennt, machen sie am Dienstag nach dem Nippeser Zug natürlich noch mal richtig Ramba-Zamba im Laden. 

Unser Sessionshit: Einmol von Matthias Nelles - der Siegertitel von Loss mer singe 2017!

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Nur einen, der Aschermittwoch selbst - denn Donnerstag geht's schon weiter.

Was uns am Karneval stört: Unfriedliche Jecke.

Geschätzte Zahl der Bützjer in unserer Kneipe pro Abend: Ganz viele. Jeder kriegt eins, außer Heinz! (die Runde lacht, Stammgast Heinz auch)

Welches Kostüm wir nicht mehr sehen müssen: GSG-9- und Swat-Uniformen.  

Charan Gleixner, Zum Alten Brauhaus, Longerich 

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Charan Gleixner

Ein paar Schritte vom Alt-Longericher Kriegerplatz entfernt ist man schon gut gerüstet für die tollen Tage. Mit Lappenclowns, Girlanden, Luftschlangen und Federboas ist das Alte Brauhaus von Charan Gleixner richtig jeck herausgeputzt; auch die Strohpuppe hängt bereits über der Tür. Der Wirt freut sich schon sehr auf die Woche im Ausnahmezustand; vor allem Sonntag während und nach dem Zoch ist Großkampftag, aber auch an Weiberfastnacht, wenn es regen Pendelverkehr zwischen dem Brauhaus und dem Longericher Festzelt am Heckweg gibt. Aber ganz besonders auf eine Premiere ist er gespannt: Zusammen mit der vor wenigen Monaten neu gegründeten Kindertanzgruppe Colonias Pänz, Corps und Einrichtungen gibt es in diesem Jahr erstmals eine Nubbelverbrennung zu früherer Stunde, speziell für Familien mit Kindern - die in den Netzwerken des Ortes schon wie ein Lauffeuer die Runde macht. „Ab 17 Uhr ist Treffen im Lokal; kurz nachdem es dunkel wird, setzt sich die Prozession um den Block in Bewegung“, so Gleixner.

Mein Sessionshit: En unserem Veedel, Bläck Fööss - das ist und bleibt das schönste Lied.

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Gar keine, wir haben auch an Aschermittwoch auf.

Was mich am Karneval stört: Personen, die den Karneval nur als Grund zum Betrinken sehen und nicht metfiere wulle.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Jede Menge, kaum zu zählen.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Alles mit Armee-Sachen und Waffen.  

Erich und Emil Malburg, Op d'r Eck, Langel 

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Erich und Emil Malburg

Ginge es denn auch mal ohne Karneval? Auf keinen Fall! Die Malburgs heben beide abwehrend die Hände. Undenkbar. „Wir haben ja auch eine Verpflichtung gegenüber den Leuten, wenn wir zu hätten, wären die traurig“, sagt Erich Malburg (68). Die Kneipe Op d'r Eck in Langel gibt es seit 1875. Geführt wird sie von Sohn Emil (29) in sechster Generation. Am meisten los ist sonntags, dann geht der Veedelszoch. An Weiberfastnacht setzt der Ansturm nachmittags ein, wenn die Narren aus der Innenstadt zurückkehren. Eine Woche Vorbereitung sei nötig, erzählen die Wirte. Zuerst wird die Deko platziert, das dauert vier, fünf Stunden. Tische und Stühle kommen in den Keller, es werden Stehtische aufgestellt. Den größten Aufwand bedeutet es, die Eichenvertäfelung mit Alufolie zu überkleben. "Die Leute lehnen sich an die Wand, stellen ihre Stiefel dagegen, dunkle Schuhwichse kriegt man nicht mehr aus dem Holz raus." Das Schöne im Trubel später sei, so Emil Malburg: „Wir haben viele Stammgäste, die helfen gern mit, räumen Geschirr weg, wischen auch mal auf.“ Und sie schlichten, falls Aggressionen in der Luft liegen. „Bei ernsthaftem Zoff aber schließen wir die Kneipe, die Polizei muss nicht kommen.“

Unser Sessionshit: Wolkeplatz, Miljö

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Einen Tag nach der Nubbelverbrennung kommt die Deko runter.

Was uns am Karneval stört: Es geht zu viel kaputt oder verschwindet, Gläser, auch Teile aus dem Inventar.

Geschätzte Zahl der Bützjer in unserer Kneipe pro Abend:  Keine Ahnung, wird immer weniger.

Welches Kostüm wir nicht mehr sehen müssen:

Jeder Jeck soll sich so verkleiden, wie er will.  

Kate und Dirk Dellhofen, Constantin-Pub, Deutz  

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Kate und Dirk Dellhofen

Seit einem Jahr hat sich der Constantin-Pub zur karnevalistischen Hochburg in Deutz entwickel t - an der Constantinstraße 78 . Dort betreiben Katharina „Kate“ und Dirk Dellhofen schon seit 2006 ein Hotel mit Restaurant und Kneipe, die wegen der roten Samtvorhänge als „Plüschzimmer“ gilt. Der Pub ist nun Stammquartier der KG Schäl Sick, der KG Kölner Kürassiere und vor allem des rührigen Veedelsvereins Düxer Clowns, der vor einigen Tagen seinen Nubbel über den Eingang aufgehängt hat. Dort treffen sich die Clowns, um sich gegenseitig zu schminken und dann gemeinsam loszuziehen. Auch das Gastronomen-Ehepaar war bereits mit fussiger Perücke und rot-weißem Ringelhemd bei einem der Auftritte dabei. Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch gibt es im Pub keinen Stillstand. „Im Hotel haben wir dann Stammgäste aus ganz Deutschland.“ Tische sowie Stühle werden weggeräumt und durch wenige Stehtische rund um eine Tanzfläche ersetzt, denn: „Es wird getanzt. Definitiv.“ Da der Kühlraum nicht ausreicht und die Fässer - vor einem Jahr ist man zu Mühlen-Kölsch gewechselt - sicher bis Sonntag leer getrunken sind, „müssen wir zwischenbeliefert werden. Aber das schaffen unsere Lieferanten“. 

Unsere Sessionshits: För die Liebe nit von Lupo; Irjendeiner fingk dat schön von JP Weber.

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Für den Abbau brauchen wir zwei Tage. Aber dazwischen liegt ja noch das Fischessen.

Was mich am Karneval stört: Zerbrochene Gläser und Flaschen, Wildpinkler und die Vielzahl an Taschendieben.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Alles, was gewollt auf schön getrimmt ist: König, Prinz oder Prinzessin.

Drazan Knezevic, Vingster Pohl, Vingst 

Zu Karneval wird der ganze Laden stets auf links gekrempelt, weiß Drazan Knesevic, der Inhaber der Traditions-Gaststätte „Vingster Pohl“ an der Waldstraße 9. „Auch in den Wochen davor fällt man bei uns nicht blöd auf, wenn man im Kostüm kommt.“ Mit Stammgästen und Mitgliedern des Kirchenchors St. Theodor hat man sich schon auf den Fastelovend eingesungen, und in Zusammenarbeit mit dem Veedelsverein Vingster Lumpen steht am Karnevalssamstag noch ein Kostümball auf dem Programm. Die normale Speisekarte hat Knesevic etwas reduziert. Vorrangig gibt es Hämmchen, Haxen, Mettwoosch, Bauchspeck und Kohlroulade. Denn: „Fett und deftig ist die Mutter aller Grundlagen.“ Stets frisches Kölsch aus dem Fass zu zapfen sei inzwischen allerdings ein logistisches Problem, da die Sünner-Brauerei nur noch Fässer bis 20 Liter ausliefert. Rund 200 derartige Pittermännchen hat Knesevic geordert. Die alten größeren Fässer hat der Wirt zweckentfremdet und unter die Sitzbänke gestellt, um diese zu stabilisieren. „Bei uns wird ja auf den Bänken und manchmal auch auf den Tischen getanzt.“ Manche Gäste feiern gleich durch bis Aschermittwoch. Denn dann gibt es Mutters Fischsuppe. 

Mein Sessionshit: Mer fiere et Levve, Cat Ballou

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Eine Nacht. Das ist schon brutal. Bis Aschermittwochmorgen wird die ganze Deko entfernt, Gast- und Sanitärräume werden generalgereinigt.

Was mich am Karneval stört: Tradition geht verloren. Mir fehlen decke Tumm und Quetsch.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: Der Bützfaktor ist hoch, täglich 444.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Alles mit Masken, wo man keinen mehr erkennt.

Britta Issiz, Alt Buchheim, Buchheim 

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Britta Issiz

Bereits etliche Tage vor Weiberfastnacht ist Britta Issiz damit beschäftigt, ihr Wurfmaterial für den Mülheimer Dienstagszug zu packen. Die Hälfte des Lokals ist an diesem Abend damit belegt. Zwei Freundinnen helfen ihr dabei. „Wir hatten nach dem wegen Unwetters abgebrochenen Zug 2015 eine eigene Gruppe gegründet - die „Ga Ga Gallier“ - und sind seit 2016 selbst Teil des Dienstagszugs“, erklärt sie. Wegen des Sturms hatten sie und ihre Stammkunden nämlich vergebens auf Prunkwagen und Kamelle gewartet. In der Kneipe selbst beginnen die tollen Tage bereits eine Woche zuvor: „Wir bringen den Nubbel mit Fackelzug feierlich zur Willkommensparty herein.“ An Weiberfastnacht sowie von Sonntag bis Dienstag werde dann fröhlich gefeiert. „An Weiberfastnacht kommen immer viele Gäste - sie schätzen die Atmosphäre ohne das übliche Metasaufen“, sagt Issiz. Am Sonntag tritt das einmalige Buchheimer Damen-Schnäuzerballett auf, und am Dienstag wird der Wagen gemeinsam geschmückt, bevor es zum Zoch geht. Zusätzliche Kräfte stellt Issiz nicht ein: „Wir alle sind jetzt durchgängig im Einsatz.“ 

Mein Sessionshit: Bella Ciao, Klüngelköpp.

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Keiner! Am Mittwoch ist ja schon wieder Fischessen, und da muss alles fertig sein.

Was mich am Karneval stört:  Das Komasaufen in der Stadt hat nichts mit dem traditionellen Karneval zu tun. 

Geschätzte Zahl der Bützjer in meiner Kneipe pro Abend: 1111.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Sexistische Sachen.  

Michael Müller, Am Ritter, Dünnwald 

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Michael Müller

Michael Müller, Bauer des Kölner Dreigestirns von 2015, sieht den tollen Tagen gelassen entgegen. Seit er das Haus Mitte 2016 als Pächter übernommen hat, ist es seine zweite Karnevals-Session. „Im vergangenen Jahr hatten wir an allen Tagen ein sehr harmonisches Publikum. Eine Security ist nicht nötig gewesen“, sagt er. In seinem Restaurant wird es am Donnerstag sowie zwischen Sonntag und Dienstag ein Sonderprogramm geben. An Weiberfastnacht hat sich der „Ritter“ neben dem Wupperplatz im benachbarten Höhenhaus zum zweiten jecken Brennpunkt in der näheren Umgebung gemausert. Müller: „Am Donnerstag tritt DJ Alexander Dick von den Müllemer Junge hier auf, am Sonntag und Dienstag Max Konrad.“ Nubbelpastor wird Michael Schwan, Präsident der KG Kölsche Huhadel. Müller stellt fünf zusätzliche Servicekräfte ein: „Mit der Stammbesetzung schaffen wir das nicht.“ Natürlich bestellt der Biersommelier (Bierverkoster) einige Extrafässer Kölsch - wie viele, verrät er nicht. An Dienstag wird um 24 Uhr der Nubbel unter Aufsicht der Feuerwehr verbrannt. 

Mein Sessionshit: Kölsch statt Käsch, Miljö.

Anzahl der Aufräumtage nach Karneval: Keine,

weil bei uns am Aschermittwoch Fischessen ist.

Was mich am Karneval stört: Die grundsätzliche Idee des Karnevals geht verloren - das gemeinsame Feiern ohne Ballermann-Mentalität.

Geschätzte Zahl der Bützjer in meinem Restaurant pro Abend: 1000 plus X.

Welches Kostüm ich nicht mehr sehen muss: Minions.

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