Gebremste Euphorie im Kölner KarnevalSo lief Weiberfastnacht im Zülpicher Viertel

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Waren am Ende doch in Feierlaune: Die Jecken auf der Zülpicher Straße.

Köln – Der Straßenkarneval ist zurück im Zülpicher Viertel. Ein Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie waren die Feierlichkeiten an Weiberfastnacht aber nicht. Am Morgen herrschte noch gähnende Leere, auch am Vormittag füllte sich die Zülpicher Straße nur langsam. Gefeiert wurde dafür in Clubs drumherum, die zu Kneipen umfunktioniert wurden, um den Corona-Regeln zu entsprechen.

Gegen 10 Uhr standen rund 50 Personen vor dem Club „Das Ding“ Schlange, um sich frühzeitig ihren Platz zu sichern. Um 11.11 Uhr starteten Hunderte Jecken im Nieselregen gemeinsam in den Fastelovend, die Straße war aber erheblich leerer als noch zum Karnevalsauftakt am 11. November.

Am Vormittag traf ein junger Mann am Zülpicher Platz ein und fragte hilfesuchend: „Ist hier am meisten los oder muss ich woanders hin?“

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Volles Zülpicher Viertel in der Mittagszeit

Das musste er dann wohl doch nicht, denn bis zum Mittag zogen von den Ringen und aus Richtung der Universität Jecke in Scharen auf die Zülpicher Straße. Gegen 13 Uhr meldete die Stadt, das Zülpicher Viertel sei voll – und ließ niemanden mehr hinein. Erst jetzt nutzten Feiernde die Uniwiesen, die als Ausweichfläche herhalten mussten, bis mittags aber fast ohne Publikum mit Karnevalsmusik aus riesigen Lautsprechern bespielt wurden.

Als sich zwischen 14 und 16 Uhr fast nur noch die Sonne zeigte, zogen Hunderte weitere Jecken auf die Uniwiesen, sodass auch diese schlagartig voll waren. Wer jetzt noch mitfeiern wollte, musste sich auf dem Uni-Gelände, das als Hintereingang für die Wiesen fungierte, anstellen und dort knapp eine Stunde warten. Von diesem vergleichsweise kleinen Problem ließ sich die Mehrheit in den Warteschlangen aber nicht die Laune verderben. Es wurde getanzt, geschunkelt und getrunken.

Feiern in Köln: „Ich habe langsam einfach keine Geduld mehr“

Trotz jahrelanger Karnevalspause machten aber längst nicht alle Jecken einen gelösten Eindruck. „Die Nachrichten aus der Ukraine waren heute Morgen schon ein ganz schöner Stimmungsdämpfer“, sagt Caro. Die 22-Jährige steht in der Schlange des „Borsalino“ und ist zusammen mit ihren Freundinnen Anna-Lena und Anna aus Langenfeld zum Feiern nach Köln gekommen.

„Ich denke mir schon, es ist ziemlich egoistisch feiern zu gehen, auch mit der Omikron-Variante“, sagt Anna-Lena. „Ich hasse es, das sagen zu müssen – aber ich habe langsam einfach keine Geduld mehr. Wir haben so lange auf alles verzichtet.“ Sorgen um eine Ansteckung machen sich die meisten Feiernden auf der Zülpicher Straße nicht. „Wir sind ja alle noch zusätzlich zur Impfung getestet“, sagt Anna. „Wir haben außerdem gedacht, es wäre voller hier.“

Das wurde es dann am Nachmittag doch noch – bis das Wetter der Resteuphorie ein abruptes Ende setzte, zumindest auf der Straße. Der Straßenkarneval also ist zurück, auf unbeschwerte Umstände an Weiberfastnacht müssen die Jecken allerdings mindestens ein weiteres Jahr warten. 

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