Geimpft, getestet, geboostertWie kann ich Weiberfastnacht Karneval in Köln feiern?

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Der Straßenkarneval startet. Aber wer darf was?

Köln – Endlich kann im Straßenkarneval wieder geschunkelt, getanzt und gebützt werden - anders als im vergangenen Jahr sind die Feiern zumindest für einen Großteil der Menschen wieder möglich. Ganz unbeschwert werden die tollen Tage aber vermutlich nicht, entsprechende Einschränkungen hat die Stadt für die Feiern erlassen. Worauf müssen sich Karnevalistinnen und Karnevalisten einstellen? Ein Überblick.

Ganz Köln ist eine Brauchtumszone. Heißt das, dass ganz normal gefeiert wird – so wie vor der Pandemie?

Jein. Für diejenigen, die die Kriterien erfüllen (dazu unten mehr), dürfte Weiberfastnacht fast so werden wie früher, bis auf die Einlasskontrollen vor den Kneipen, möglichen Corona-Kontrollen des Ordnungsamts – und vielleicht ein immer noch mulmiges Gefühl, nach so langer Zeit wieder mit so vielen Kostümierten zusammen zu sein. So ist die Maskenpflicht ab sofort und zunächst bis Aschermittwoch sowohl draußen, als auch in den Kneipen ausgesetzt. Für die anderen – allen voran Ungeimpfte – gibt es so gut wie keine Möglichkeit, in der Öffentlichkeit Karneval zu feiern. Eingeschränkt ist Weiberfastnacht außerdem, weil die großen Veranstaltungen abgesagt und Umzüge untersagt sind, darunter auch die von Kapellen und Spielmannszügen. Es wird also in der Innenstadt ein etwas leiserer Auftakt in den Straßenkarneval.

Wer darf denn nun was?

Draußen unter freiem Himmel gilt 2G-Plus. Das heißt: Ausschließlich vollständig Geimpfte, die entweder geboostert oder frisch negativ getestet sind, dürfen – wie es in der Corona-Schutzverordnung heißt - „zum Zwecke des geselligen Zusammentreffens verweilen“, oder – um es kurz zu machen – feiern. In Kneipen müssen alle getestet und geboostert sein, oder Geboosterten rechtlich gleich gestellt sein.

Zülpicher 2

Das Zülpicher Viertel wird in Teilen abgesperrt.

Was heißt das denn jetzt schon wieder?

Als geboostert gilt auch, wer erst vor weniger als zwei Wochen zweitgeimpft wurde. Außerdem sind alle gleichgestellt, die einmal oder zweimal geimpft und mit einem PCR-Test positiv getestet wurden, also genesen sind und ihre Selbstisolierung verlassen durften. Die Reihenfolge – also erst Infektion und dann Impfung oder umgekehrt – spielt dabei keine Rolle. Wessen erstmals nachgewiesene Infektion als Genesene oder Genesener länger als 27, aber weniger als 90 Tage zurückliegt, gilt innerhalb dieser Zeit ebenfalls als Geboosterten gleichgestellt.

Es ist Karneval. Es ist voll, laut und alle sind gut drauf. Wer hat da noch Zeit, das alles zu kontrollieren?

Im Grunde kann das niemand so genau nachhalten, zumindest nicht mit einer einzigen Person am Eingang, die die jeweiligen Zertifikate überprüfen muss. „So kurzfristig genügend Personal zu finden, ist schwierig. Am 11.11. haben wir gemerkt, dass ein Türsteher nicht reicht. Jetzt sollen immer mindestens zwei an der Tür stehen“, berichtet Betreiberin Marie-Katrin Kluge von der Bar ZwoEinz in der Hochstadenstraße. Die Testregelung sei nicht ganz ausgereift, findet Kluge. Der Test darf 24 Stunden alt sein. „Aber was ist, wenn ein Gast mir einen Test zeigt, der noch drei Stunden gültig ist? Muss ich den in drei Stunden dann auch wieder kontrollieren?“

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Auf der Zülpicher Straße laufen die Vorbereitungen für den Straßenkarneval.

Ist für sowas nicht das Ordnungsamt zuständig?

Jein. Die Kontrollen in den Kneipen müssen die Betreibenden schon selbst erledigen. Das Ordnungsamt hat aber angekündigt, wiederum die Kneipen kontrollieren zu wollen. Zum einen, ob die Einlassregeln eingehalten werden und zum anderen, ob die Auslastung im Rahmen bleibt. Man werde aber „ein bisschen darauf achten“, dass die Kneipen „nicht auf Volllast fahren“ und „die Läden nicht bis an die Decke vollmachen“, sagte Ordnungsamts-Leiter Wolfgang Büscher.

Apropos Volllast. Die Zülpicher Straße war am 11.11. rappelvoll, die Zugänge wurden am Nachmittag geschlossen. Kann ich an Weiberfastnacht mit besserem Gefühl auf die Zülpicher Straße gehen?

Nur bedingt. Zwar hat Büscher auch klargemacht, dass das Zülpicher Viertel bei Überfüllung wieder geschlossen wird. Dennoch wird es hier womöglich wieder sehr eng. Der Zutritt zu dem abgesperrten Bereich wird – ebenso wie in der Altstadt – über Zugangsschleusen erfolgen. Dort sind Mitarbeiter von zwei Sicherheitsunternehmen mit den Kontrollen beauftragt. Zwei Schleusen sind zu passieren, zuerst wird das Glasverbot kontrolliert, danach der Impfstatus. Wer einmal drin ist, kann einen 2G-Plus-Stempel auf der Hand bekommen, der bei der nächsten Kontrolle nur noch vorzuzeigen ist. Wer in den Bereichen arbeiten muss, wie zum Beispiel Handwerker, ist von 2G-Plus ausgenommen und hat zuvor ein Bändchen bekommen, der ebenfalls als Eintrittskarte dient. Für das Personal der Sicherheitsdienst und in den Kneipen gilt 3G.

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Wenn tausende Menschen in der Stadt feiern, kommen Ordnungsamt und Polizei doch gar nicht hinterher mit ihren Kontrollen. Oder doch?

Vermutlich nicht. Stichprobenartig und anlassbezogen wird kontrolliert werden, aber wahrscheinlich nicht immer und überall. Das Ordnungsamt ist in der Spitze mit 160 Einsatzkräften in der Stadt unterwegs und wird Verstöße ahnden. Das Bußgeld liegt zwischen 250 und 5000 Euro. Die Polizei wird mit etwa 1000 Beamtinnen und Beamten im Einsatz sein. „Alkoholkonsum dürfte im Laufe des Tages in der einen oder anderen Auseinandersetzung münden, wie wir sie aus Zeiten vor der Pandemie kennen“, sagt Einsatzleiter Rüdiger Fink, Leiter der Inspektion Mitte, und weist auch auf die Waffenverbotszonen auf den Ringen und der Zülpicher Straße hin: „Wer feiern will, braucht kein Messer und wer ein Messer braucht, sollte woanders feiern. Ganz sicher aber nicht da, wo erfahrungsgemäß mit zunehmendem Alkoholkonsum die Stimmung auch schon mal leicht kippt.“

Wo finden Weiberfastnacht Veranstaltungen statt?

Im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren ist das Veranstaltungsangebot an Weiberfastnacht überschaubar. An der Bühne am Alter Markt eröffnen die Altstädter ab 9 Uhr den Straßenkarneval, 750 Jecken können mit dabei sein. Alle Tickets sind bereits ausverkauft. Ab 16 Uhr bespielen dann die Blauen Funken mit ihrem „Fest in Blau“ die Bühne. Open Air gefeiert wird auch traditionell ab 9:11 Uhr mit der Nippeser Bürgerwehr am Wilhelmplatz. Auch für den abgesperrten Bereich hier sind Tickets nötig. Die Bürgergarde Blau-Gold feiert „Ganz Höösch“ ab 14 Uhr im Wartesaal am Dom, auch andere Gesellschaften feiern im kleineren Kreis. Zu „Humba Tätärä“ von Deiters kommen wieder hunderte in die Wassermannhalle. Am Jugendpark laufen die Karnevalskonzerte weiter, andere Großevents draußen wie am Tanzbrunnen entfallen.

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