Kölner StraßenkarnevalAuf dem Alter Markt fällt vor Tausenden Jecken der Startschuss

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Edith Papke aus Lindweiler (2.v.l.) steht da, wo sie in immer steht: mitten im jecken Epizentrum 

Köln – „Das ist unser ganz besonderer Tag. Mädels, et jeiht loss“, gab Jungfrau Griet (Ralf Schumacher) am Alter Markt – und per Video-Wand auf den Heumarkt übertragen – den 10.000 Jecken das Kommando. Nur Sekunden später knallten pünktlich um 11.11 Uhr einige Dutzend Konfetti-Kanonen. Rote und grüne Schnipsel rieselten über die Jecken op d’r Stroß und die Fastelovends-Offiziellen auf dem improvisierten Podium und überdeckten somit zumindest kurzzeitig die eher würdelose und schäbig-triste Fest-Tribüne.

Auf der knubbelten sich zu der Zeit die Organisatoren von den Altstädtern, das Dreigestirn und die Prinzenequipe, Oberbürgermeisterin Henriette Reker in der Uniform der Roten und Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn in der der Blauen Funken.

18 Auftritte für die Tollitäten an Weiberfastnacht 

Die hatten zuvor ja auch schon alle im Hansasaal des Rathauses zusammengestanden, wo das Dreigestirn („Sechs Wochen lang waren wir jeden Tag 24 Stunden glücklich. Jetzt biegen wir auf die Zielgerade ein, die wir gar nicht so schnell haben wollten“) von Ratsmitgliedern, Verwaltungsleuten und reichlich Karnevalspräsidenten mit lautem und lang anhaltendem Applaus gefeiert wurden. Für die Tollitäten, die zudem mit dem Bürger-Orden ausgezeichnet wurden, war das bereits der dritte von 18 Auftritten am Donnerstag – bis hin zum mitternächtlichen Finale bei der „Lachenden Kölnarena“.

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Aber die drei konnten es spürbar kaum erwarten, dass es endlich nach draußen ging – und rein in den Straßenkarneval. Und genau während die Tollitäten auf dem Alter Markt ihr Lied sangen, kreiste ein Motorflugzeug mit einem Banner („Unser Hätz schleiht Dreigestirn“) über der Altstadt. Nä, wie wor dat schön.

Mit 81 Jahren mitten im jecken Epizentrum

Da strahlte auch Edith Papke aus Lindweiler, die wie manch andere Wiederholungstäter wieder einmal in der ersten Reihe sang und schunkelte. „Man lebt doch nur einmal, da muss man sich was gönnen“, sagte die 81-Jährige . „Un Jung, weißte wat? Nächstes Johr bin ich widder he.“

Hatten zwischen den drei großen Tribünen am Alter Markt die kölschen Jecken ein klares Heimspiel, feierten die eigens zum Sessionsauftakt angereisten Karnevalstouristen eher außen herum und am Heumarkt. Wie eine Herde Rehe aus Weilburg in Hessen: „Wir kommen aus dem Freigehege, haben uns extra Urlaub genommen und bleiben zwei Tage in Köln“, verrieten Katja Jung und Mara Santer. „Die Böcke haben wir zu Hause gelassen.“

Auch für die Büro-Damen von der „Lippischen Landeszeitung“ aus Detmold war es ein Betriebsausflug. Als fröhliche Waldschrate trafen sie am Heumarkt auf zwei verwunschene Froschkönige (Herbert Rohe aus Kerpen und Frank Sommer aus Brühl), die unbedingt gebützt werden wollten: „Vielleicht wird aus einem von uns ja doch noch ein Prinz.“

Einige Meter weiter schunkelte Margret Schmitz mit fünf Freundinnen aus Bornheim. „Wir sind leckere Sahneschnitten. Bei uns ist das Verfallsdatum noch lange nicht abgelaufen“, sagten sie. Allerdings durfte nicht jeder vorbeilaufende Jeck an den Torten naschen, da waren die Wiever schon wählerisch. In früheren Jahren war die Gruppe stets zu einer Brauhaus-Tour aufgebrochen. „Machen wir aber nicht mehr. Da kommt man ja kaum noch rein“, sagte Schmitz. „Jetzt machen wir eine Kiosk-Tour. Sie glauben gar nicht, was man am Büdchen für nette Leute kennenlernen kann.“

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