Kommentar zu Weiberfastnacht in KölnFeiern, als gäb’s kein Morgen? Geht nicht!

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Besucherinnen einer Karnevalssitzung im Autokino verfolgen ein Konzert der Höhner.

Vor einem Jahr sind wir in Köln und der Region an Karneval haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert. Von Corona noch so gut wie unbeschwert, feierten die Jecken in Sitzungssälen, tanzten in vollen Kneipen und schunkelten im Straßenkarneval. Warum daraus keine „Super-Spreading-Events“ wie im österreichischen Ischgl oder auch im Kreis Heinsberg wurden? Reines Glück, lautet heute die Auskunft der Experten.

Das ist sicher keine wissenschaftlich befriedigende Antwort. Sie könnte aber an einer Stelle hilfreich sein für die Tage, die vor uns liegen. Denn eine alte, wissenschaftlich ebenfalls nicht belastbare Empfehlung lautet: Spiel nicht mit dem Glück! Fordere das Schicksal nicht heraus!

Was 2020 vergleichsweise glimpflich abgegangen ist, könnte sich ein Jahr später ganz anders darstellen, wenn Menschen in größerer Zahl die Regeln unterlaufen, die zur Pandemiebekämpfung gelten. Die Versuchung ist groß: Hier eine kleine Kellerparty, dort ein improvisiertes privates Treffen mit der erweiterten Familie, mit Freunden und Bekannten als Entschädigung für Kostümsitzung und Veedelszoch.

Die Kölsch-Balladen des Jahres geben den Grundton vor

Ich bin sicher, manchem Jeck steht danach der Sinn: Einmal ein bisschen ausgelassen sein; einmal über die Stränge schlagen, was doch vom Ursprung her der Sinn des Karnevals war. Mir selbst fällt es auch schwer, aufs Singen und Feiern mit meinen Freunden zu verzichten. Aber wir müssen diesmal ganz unkölsch streng mit uns selbst sein. Das Leben feiern, aber anders – das muss in der Session 2020/21 unser aller Motto sein.

Wenn ich mir die Karnevals-Hits dieses Jahres anhöre, dann haben die Texter und Komponisten das schon eingepreist. Die Stimmung ist melancholisch. Die Kölsch-Balladen, die ja auch sonst zum Repertoire gehören, geben den Grundton vor. Ich glaube, auch darin können sich Karnevalsjecke wiederfinden.

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„Feiern, als gäb’s kein Morgen“ – das wäre sonst in diesem Jahr womöglich nicht nur ein netter Spruch, sondern könnte leicht für viele Menschen Realität werden. Die Leichtigkeit und den Leichtsinn von Weiberfastnacht bis Rosenmontag könnten wir in zwei, drei Wochen mit wieder steigenden Inzidenzwerten, zahlreichen Covid-Toten und verlängerten Einschränkungen unseres Alltags bezahlen müssen. Das wäre fürchterlich!

Ich finde, „Brings“ haben es mit ihrem wunderbaren Song „Mir singe Alaaf“ auf den Punkt gebracht: „Mir jläuve do dran / Et Leeve kütt zurück.“ Ja, bestimmt kehrt es zurück, das Leben, und auch die Freude und das Feiern. Aber bis es so weit ist, sollten wir es so halten wie Brings in ihrem Lied: „Un mir singe Alaaf / villeich e betzje stiller.“

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